Schon im Wahlkampf konnten Joe Biden und Kamala Harris mit Superstars aufwarten – auch zum Amtsantritt des 46. US-Präsidenten und seiner Vizepräsidentin war die Topriege aus der Film- und Musikszene zur Stelle.
Rock-Legende Bruce Springsteen heizte mit dem Klassiker «Land of Hope and Dreams» ein, Justin Timberlake und Ant Clemons präsentierten ihren neuen Song «Better Days», Demi Lovato begeisterte mit dem Soul-Hit «Lovely Day».
Das Grand Finale gehörte Pop-Star Katy Perry in weißer Robe vor dem Lincoln Memorial in Washington. Zu ihrem Hitsong «Firework» erlebte die Hauptstadt ein minutenlanges Feuerwerk-Spektakel. Der Himmel über dem Weißen Haus glitzerte in bunten Regenbogenfarben.
Mit Star-Power auf Bühnen und bei Bällen werden neue Präsidenten am Tag der Vereidigung traditionell gefeiert. Doch wegen der Corona-Pandemie und verstärkten Sicherheitsvorkehrungen lief der Feier-Marathon diesmal anders ab. Die virtuelle Bühne war ein live übertragenes TV-Special, moderiert von Tom Hanks («Forrest Gump», «Philadelphia»).
Von den Stufen des Lincoln Memorials hieß der zweifache Oscar-Preisträger sein Millionenpublikum zum Auftakt von «Celebrating America» (Wir feiern Amerika) willkommen. In den vergangenen Wochen und Jahren seien wir Zeugen von «tiefer Spaltung und beunruhigendem Hass» geworden, sagte Hanks. Nun sei es Zeit für Einigkeit und eine bessere Gemeinschaft.
90 Minuten lang folgten geballte Stardarbietungen aus vielen Teilen der USA, im Wechsel mit Auftritten von Amerikanern, die sich während der Corona-Krise als Helfer hervorgetan hatten. Ein Dankeschön ging etwa an die New Yorker Krankenschwester Sandra Lindsay, die im Dezember als erste US-Bürgerin den Impfstoff gegen die Krankheit Covid-19 erhalten hatte. Vorgestellt wurden auch zwei Kinder, die Hilfsaktionen für Bedürftige ins Leben riefen. Jetzt halfen sie alle mit, Musik-Größen anzukündigen.
Rockstar Jon Bon Jovi meldete sich mit dem Beatles-Hit «Here Comes the Sun» aus Miami, die Foo Fighters um Frontman Dave Grohl wurden aus Seattle dazugeschaltet, Star-Cellist Yo-Yo Ma aus Boston. In Nashville traten die Country-Stars Tim McGraw und Tyler Hubbard mit ihrem neuen Song «Undivided» auf, ein Lied mit einer Botschaft von mehr Verständnis füreinander.
Der vielfache Grammy-Gewinner John Legend saß vor dem Lincoln Memorial am Konzertflügel und trug den Nina-Simone-Klassiker «Feeling Good» vor. Zwischendurch kamen in kurzen Ansprachen auch Biden, Harris und zusammen die Ex-Präsidenten George W. Bush, Bill Clinton und Barack Obama zu Wort.
Große Stars hofierten Biden und Harris schon tagsüber bei den Feierlichkeiten am Kapitol. Kraftvoll sang Lady Gaga die US-Nationalhymne. Mit einem ausladenden roten Rock und einer auffälligen, goldglänzenden Friedenstaube am schwarzen Oberteil trat die Grammy-Gewinnerin auf der Polit-Bühne an ein goldfarbenes Mikrofon. Latina-Star Jennifer Lopez, ganz in weiß gekleidet, legte mit den Liedern «This Land Is Your Land» und «America the Beautiful» einen bewegenden Auftritt hin.
Country-Sänger Garth Brooks trat mit schwarzem Cowboyhut vor das Publikum. Er stimmte das geistliche Lied «Amazing Grace» an und forderte alle Amerikaner zum Mitsingen auf. Brooks, ein Republikaner, hatte seinen Auftritt vor der Feier als «Erklärung der Einheit» bezeichnet. Er war auch 2009 bei der Amtseinführung von Barack Obama aufgetreten, hatte 2017 aber nach eigenen Angaben eine Einladung zur Vereidigung des Republikaners Donald Trump wegen eines anderen Termins ausschlagen müssen.
Der Kontrast von Bidens Amtseinführung mit Pop-Megastars zu Trumps Antritt vor vier Jahren hätte kaum größer sein können. Schon für die Nationalhymne fand der Republikaner damals nur ein drittklassiges Popsternchen namens Jackie Evancho. Die 16-Jährige hatte zuvor bei der Casting-Show «America’s Got Talent», dem Pendant zu «Das Supertalent», mitgemacht.
Mit seiner mühsamen Suche nach Stars rund um seine Feier hat Trump den Spott der Musikszene auf sich gezogen. Absagen kamen unter anderem von Elton John, DJ Moby und Andrea Bocelli.
2009, zu Obamas Antritt als erster schwarzer US-Präsident, hatte Aretha Franklin, die wohl größte Soul-Künstlerin überhaupt, gesungen. Bei Obamas zweiter Zeremonie 2013 stand R&B-Star Beyoncé mit der Hymne «The Star-Spangled Banner» im Rampenlicht.
Mit Joe Biden und Kamala Harris im Weißen Haus brechen nach Trumps Abgang nun wieder andere Zeiten an – auch für die vorwiegend linksliberal geprägte Musik- und Filmszene in den USA. Lady Gaga drückte dies in einem Tweet aus. «Es ist mir eine Ehre, unsere Nationalhymne für das amerikanische Volk zu singen». Dies sei ein Übergang, ein Zeitpunkt von Veränderung, zwischen dem 45. und dem 46. US-Präsidenten. «Für mich hat das große Bedeutung.»