Nach der Absage des weltberühmten Karnevals hat die brasilianische Metropole Rio de Janeiro ein grundsätzliches Verbot von Umzügen zu der Zeit ausgesprochen.
Ein Dekret mit neuen Regeln, das am Freitag bekannt wurde, sieht vor, dass es keine Umzüge der Sambaschulen im Sambodrom und von Karnevalsgruppen in den Straßen wegen der Corona-Pandemie geben soll, wie das Nachrichtenportal «G1» berichtete. Demnach sollen etwa auch fliegende Händler, die für gewöhnlich die Karnevalsfans versorgen, vom 12. bis 22. Februar nicht genehmigt werden. Die Stadt wird für Touristenbusse gesperrt.
Eigentlich sollte der Karneval in Rio im Februar stattfinden. Angesichts der Pandemie hatte die Stadt zunächst den Straßenkarneval abgesagt. Vor kurzem wurden auch die berühmten Umzüge der Sambaschulen im Sambodrom abgesagt. Dennoch bestand die Sorge, dass der Straßenkarneval spontan stattfinden könnte. «Das wird ein Katz und Maus-Spiel», sagte Rios Bürgermeister Eduardo Paes «G1». «Also werden wir hinterher sein müssen. Überwachen, bestrafen.»
Paes, selbst ein großer Karnevalsfan, ist sich jedoch auch der wirtschaftlichen Bedeutung des Karnevals für die Stadt am Zuckerhut und ihre Bewohner bewusst. Er zieht jedes Jahr Millionen Touristen an. Die Stadtverwaltung kündigte am Donnerstag an, die «blocos», also die Karnevals-Gruppen, finanziell unterstützen zu wollen, indem sie etwa Ausschreibungen für Förderungen starten wolle.
Brasilien ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder und hat erst kürzlich mit Impfungen begonnen. Bislang haben sich im größten Land Lateinamerikas fast 8,4 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert – nur in den USA und in Indien sind die Zahlen noch höher. Zudem sind rund 229.000 Patienten in Brasilien im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Rio de Janeiro (17.535) überholte am Donnerstag «G1» zufolge São Paulo (17.491) als Stadt mit den meisten Corona-Toten des Landes, wobei São Paulo mit mehr als zwölf Millionen fast doppelt so viele Einwohner wie Rio mit rund sieben Millionen Einwohnern hat.