Vor 40 Jahren hielt Prinz Charles um Dianas Hand an
Prinz Charles und Prinzessin Diana verlassen nach der Trauungszeremonie die St.-Pauls-Kathedrale. (Urheber/Quelle/Verbreiter: dpa)

Die ganze Welt schaut vor 40 Jahren nach London, als der steif wirkende britische Thronfolger eine bezaubernde junge Frau mit blondem Haar und strahlend blauen Augen als seine Verlobte präsentiert. Am 3. Februar 1981 hatte Prinz Charles um die Hand von Lady Diana Spencer angehalten.

Die Geschichte scheint damals wie aus dem Märchenbuch: Die gerade einmal 19 Jahre alte Diana hatte sich in der britischen Hauptstadt als Kindermädchen und in anderen Jobs eine erste berufliche Orientierung gesucht. Und nun soll sie die Frau des künftigen britischen Königs werden. Doch glücklich wie im Märchen sollte diese Geschichte nicht enden.

Wenige Wochen später präsentiert sich das Paar der Presse. Arm in Arm schlendern die beiden durch den Park des Buckingham-Palasts. Diana, die damals den Spitznamen «Shy Di» (schüchterne Di) verpasst bekam, blickt verlegen in die Kameras. Charles, damals bereits 32 Jahre alt, wirkt teilweise vergnügt. Doch die Anspannung ist beiden deutlich anzumerken. Sie hatten sich gerade ein gutes Dutzend Male gesehen.

Es war vor allem ein Satz von Charles, der sich im Nachhinein als böses Omen erweisen sollte. Ich vermute, Sie sind verliebt?, fragt ein Reporter. Diana antwortet prompt mit «Selbstverständlich!» und senkt den Blick. Charles hingegen sagt mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck: «Was auch immer «verliebt sein» bedeutet.» Diana stimmt ihm sogleich zu. Doch im Nachhinein erinnert sie sich: «Das hat mich komplett umgehauen. Ich dachte, was für eine merkwürdige Antwort. Es hat mich traumatisiert.»

Trotzdem werden Verlobungsinterviews zu einer Art Familientradition, die von den Söhnen des Paares fortgesetzt wird. Sowohl Prinz William (38) und Herzogin Kate (39), als auch Prinz Harry (36) und Herzogin Meghan (39) lassen sich später von Journalisten zu ihrem großen Moment befragen.

Als Diana und Charles sechs Monate nach der Verlobung in der St.-Pauls-Kathedrale in London heiraten, dämmert der Braut wohl bereits, dass ihr Leben nicht das einer Märchenprinzessin sein wird. Sie habe sich wie ein Lamm gefühlt, das zur Schlachtbank geführt wird, vertraut sie später einem Journalisten an.

Sie habe gehofft, ihr Bräutigam werde auf sie Acht geben, in Wahrheit habe er ihr aber immer wieder das Gefühl gegeben, nicht zu genügen. Elf Jahre später lassen sich die Brüche zwischen den beiden nicht mehr übertünchen. Sie trennen sich. Die Scheidung kommt aber erst 1996.

Hauptgrund für das Scheitern der Beziehung, so stellt es Diana in einem Aufsehen erregenden BBC-Interview dar, war Charles Untreue mit Camilla Parker-Bowles, die damals wegen ihrer harten Gesichtszüge als «Rottweiler» verspottet wird. «Wir waren zu dritt in dieser Ehe, es war ein bisschen eng», sagt Diana bei dem Interview in die Kamera, das zur beste Sendezeit im britischen Fernsehen gesendet wird. Die Royals sind über so viel Offenheit über eine private Angelegenheit entsetzt.

Eine Königin der Herzen wolle sie sein. So formuliert es die Prinzessin einst. Dieser Wunsch wird ihr erfüllt. Immer selbstbewusster tritt sie in der Öffentlichkeit auf und bringt wie kein anderes Mitglied der Königsfamilie Mitgefühl mit Obdachlosen und Aids-Kranken zum Ausdruck. Sie ist auf dem Höhepunkt ihrer Beliebtheit, als im Sommer 1997 der Wagen, mit dem sie und ihr damaliger Freund Dodi Al Fayed unterwegs sind, an einem Tunnelpfeiler in Paris zerschellt. Diana stirbt. Die Anteilnahme in Großbritannien und weltweit ist überwältigend.

Als die erfolgreiche Netflix-Serie «The Crown» im vergangenen Jahr die Ereignisse um die Verlobung, Heirat und die unglückliche Ehe von Charles und Diana aufgreift, ist die Aufregung in Großbritannien groß. Zu negativ, finden viele, werde die Rolle von Charles und der Königsfamilie darin dargestellt. Der britische Minister für Kultur, Medien und Sport, Oliver Dowden, fordert den Streamingdienst dazu auf, seine Zuschauer ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass es sich um Fiktion und nicht um eine Wiedergabe von Tatsachen handelt. Netflix lehnt das jedoch ab.

Mit Spannung wird auch ein neuer Film erwartet, dessen Dreharbeiten in diesen Tagen begonnen haben. «Spencer», nach Dianas Mädchennamen, dreht sich um ein langes Weihnachtswochenende auf dem königlichen Landsitz Sandringham Anfang der 90er Jahre, als Diana den Beschluss fasste, sich von Charles zu trennen.

Ob sich der Thronfolger davon aus der Ruhe bringen lässt? Wohl kaum. Der inzwischen 72-Jährige hat bereits 2005 in einer bescheidenen Zeremonie seine Camilla (73) geheiratet. In der öffentlichen Wahrnehmung ist er weitgehend rehabilitiert. Seine Popularitätswerte sind derzeit sogar höher als die seines Sohnes Harry und dessen Frau Meghan.

Von Christoph Meyer, dpa