Die französische Regisseurin Céline Sciamma geht mit ihrem neuen Film ins Rennen der Berlinale. Zuletzt hatte sie mit «Porträt einer jungen Frau in Flammen» eine Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen erzählt. Nun widmet sie sich in «Petite Maman» einer ungewöhnlichen Mutter-Tochter-Geschichte.
Nach dem Tod ihrer Großmutter hilft Nelly ihren Eltern, das alte Haus leerzuräumen. Sie zieht durch die Wälder und sucht die Stelle, an der ihre Mutter früher eine Holzhütte gebaut hat. Als ihre Mutter plötzlich abreist, trifft Nelly dafür ein Mädchen mit gleichem Namen.
Sciamma erzählt eine Geschichte übers Kindsein und Erwachsenwerden, über den Anfang und das Ende des Lebens. Im Film lässt die 42-Jährige die Grenzen von Zeit und Wirklichkeit verschwimmen.
Vieles davon ist so genau beschrieben, dass man in der Geschichte versinkt. Etwa wenn Nelly im Auto Flips futtert – und sie im rasanten Tempo abknabbert wie eine Häckselmaschine. Oder wenn die Mädchen in den Regen geraten und sich danach so halb-erwachsen die nassen Haare mit dem Handtuch abrubbeln.
Wie auffallend viele Regisseure im bisherigen Wettbewerb setzt auch Sciamma auf eine ruhige Erzählung, die dem Zuschauer viel Raum für eigene Assoziationen und zum Mitfühlen gibt. Das Nachdenken über den unabwendbaren Kreislauf von Geburt, Leben und Tod entwickelt gerade wegen der Schlichtheit einen ungemeinen Sog.
Am Freitag soll bekanntgegeben werden, welcher Film in diesem Jahr den Goldenen Bären der Berlinale als höchste Auszeichnung gewinnt. Wegen der Pandemie findet das Filmfestival vorerst online statt – im Juni ist dann in Berlin ein Festival fürs Publikum geplant.