Für Filme wie «Alexis Sorbas», «Corellis Mandoline» oder «Im Rausch der Tiefe» ist Griechenland berühmt – doch sie alle liegen Jahrzehnte zurück. Lange vermieden Filmemacher das südeuropäische Land. Zu kompliziert die Bürokratie, auch Subventionen gab es kaum. Das ist nun anders.
Ein Gesetz aus dem Jahr 2017 beschert Griechenland derzeit einen wahren Film-Boom, heißt es bei der griechischen Filmkommission. Der Staat bietet Subventionen in Höhe von 40 Prozent der Produktionskosten, sofern ein griechischer Produzent an dem Vorhaben beteiligt ist.
Im laufenden Jahr sollen in Griechenland mindestens 18 Filme gedreht werden, manche mit höchst prominenter Besetzung, wie griechische Medien berichten. Erwartet werden unter anderem Schauspieler wie Daniel Craig, Tom Hanks, Léa Seydoux und Jamie Lee Curtis sowie der Regisseur David Cronenberg.
«In den vergangenen drei Jahren hatten wir durch das neue Gesetz fast 500 Anfragen», sagte Venia Vergou von der griechischen Filmkommission (Ekome) der Deutschen Presse-Agentur. Rund 100 Filme wurden gedreht und mehr als 97 Millionen Euro flossen so nach Griechenland. «Mit 40 Prozent der Produktionskosten geben wir europaweit die meiste Unterstützung – nur Malta bietet ebenso viel.»
Andere Staaten unterstützten die Branche nur mit 25 bis 35 Prozent der Kosten, sagte Vergou. Sie betont, dass die griechische Filmkommission keinerlei Einfluss auf Form und Inhalt der Filme nehme. Vielmehr sei die Behörde «das Tor der Produzenten ins Land», sie räume durch ihre Anbindung ans Kultusministerium alle möglichen bürokratischen Hürden aus dem Weg und unterstütze auch sonst bei der Organisation, bei Fragen und Anliegen aller Art.
Denn die Bürokratie in Griechenland kann gewaltig sein. Und früher war obendrein oft der politische Wille nicht gegeben. Mit Verbitterung denken viele Griechen an den Film «Jason Bourne» (2016) zurück: Nur auf der Leinwand raste Hauptdarsteller Matt Damon damals durch Athen – in Wirklichkeit wurde der Film in Spanien gedreht, weil es dort Subventionen gab. Schlimmer noch bei einem ur-griechischen Thema, dem Film «Hercules» (2014), der in Budapest gedreht wurde. Co-Drehbuchautor Evan Spiliotopoulos erklärte damals: «Griechenland hat es uns nicht einfach gemacht, hat keine Türen geöffnet, hat nichts angeboten. Also wurde es als Drehort abgelehnt.»
Das sieht heute anders aus. «Der 40-prozentige Rabatt hat der Branche einen echten Schub gegeben, hier zu drehen», schwärmt der griechische Filmproduzent Konstantinos Kontovrakis. Er selbst hat mit seiner griechischen Produktionsfirma vergangenes Jahr 70 Prozent des neuen Filmes des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund «Triangle Of Sadness» gedreht.
Die Filmkommission leiste hervorragende Hilfe bei der Bürokratie, sagt Kontovrakis. «Es gibt ein umfangreiches logistisches System.» Man müsse sich nur an die Kommission wenden, sie übernehme alle weiteren Formalitäten. Wichtig zudem: «Es gibt in Griechenland eine sehr fortgeschrittene Film-Infrastruktur und geeignetes Personal, vom erfahrenen Techniker bis zum kleinsten Helfer.»