Julia von Heinz, Regisseurin aus Deutschland, will, dass Schülerinnen und Schüler nicht nur Filme von Männern kennenlernen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Gian Mattia D'alberto - Lapresse/Lapresse via ZUMA Press/dpa)

Eigentlich soll der Filmkanon der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) die Filmkompetenz von Schülerinnen und Schülern stärken.

Unter den 35 Werken der Liste fänden sich aber nur Werke von Männern und kein einziger Film von einer Frau, kritisierte die Filmregisseurin Julia von Heinz («Und morgen die ganze Welt») am Dienstag auf Facebook. Sie fordert deshalb, die für Schulen gedachte Empfehlung aus dem Jahr 2003 unbedingt generalzuüberholen. Von der bpb gab es dazu zunächst keine Antwort.

«Ich denke, dass sich die Diversität des weltweiten Filmschaffens in dieser Liste nicht mehr wiederfindet», sagte die Filmemacherin aus dem Raum München auf Anfrage. Das gelte etwa für weibliche oder queere Hauptfiguren und andere Lebenswelten. «Warum vernachlässigt ihr dieses Thema? Filmische Bildung ist so wichtig!»

Der Filmkanon nennt bekannte Streifen wie «Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens», «M», «Der Zauberer von Oz», «Vertigo», «Blade Runner» oder «Das Dschungelbuch». Von Heinz plädiert für die Aufnahme von Filmen wie «Das Piano» von Jane Campion, «Die bleierne Zeit» von Margarethe von Trotta oder die Werke von Maren Ade, die unter anderem für die Tragikomödie «Toni Erdmann» gefeiert wurde.

«Es fängt damit an, dass junge Frauen und Schülerinnen weibliche Vorbilder entdecken können nach dem Motto „Es gibt starke Regisseurinnen, hier sind ihre Filme“. Dann kann ich mir auch besser mich selber in dieser Rolle vorstellen», sagt von Heinz, die an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München mit Marcus H. Rosenmüller die Abteilung Spielfilmregie leitet. «Wir spüren an den Bewerbungen an der Filmhochschule immer noch, dass viel weniger junge Frauen meinen, Regie könnte ein Beruf für sie sein».