Orangefarbene Fähnchen, Oranje-Hütchen und ein orangefarbenes Stückchen Gebäck auf dem Teller – mehr war für die meisten Niederländer an diesem Königstag erneut nicht drin. König Willem-Alexander feierte am Dienstag im Lockdown seinen 54. Geburtstag.
Zum zweiten Mal fielen die traditionellen Volksfeste, Mega-Flohmärkte und Straßen-Partys aus. Der König besuchte mit seiner Familie Eindhoven und erlebte dort ein vor allem virtuelles Programm mit Kultur, Hightech und Sport: «Es war unvergesslich», sagte er zum Abschied. «Aber bitte nie wieder!», meinte er mit Blick auf Corona.
Im vergangenen Jahr hatte die Königsfamilie den Tag virtuell mit dem Volk noch als «woningsdag» (Haustag) gefeiert. In diesem Jahr hatte man sich für ein Pogramm mit Mund-Nasen-Masken und 1,5 Meter Abstand entschieden. «Dies war möglich nach den Corona-Regeln», sagte der Monarch. «Aber wir denken auch an alle Menschen, die heute nicht mit uns feiern können.»
Bei herrlichem Frühlingswetter gingen doch viele Leute auf die Straßen und in die Parks. Zu viele. Die Zentren von mehreren Städten waren am Abend überfüllt. Parks mussten geschlossen werden. Behörden riefen über Twitter dringend dazu auf, die Städte zu verlassen. In Amsterdam wurde der Vondelpark im Zentrum von Einheiten der Polizei geräumt, da die Coronaregeln nicht mehr eingehalten wurden.
In vielen Orten hatten sich die Bürger vor ihren Häusern, in Vorgärten oder an geöffneten Fenstern und Türen selbst etwas Party-Stimmung gezaubert mit Fähnchen, Federboas, Ballons und Gebäck. Vor den Bäckern warteten Kunden schon seit den Morgenstunden in langen Schlangen, um die traditionellen Cremeschnitten zu kaufen, «Tompouce» genannt, mit orangefarbener Glasur versteht sich.
In Eindhoven sprach die Königsfamilie inzwischen ungewöhnlich lange und offen mit Journalisten. Kronprinzessin Amalia (17) erzählte, dass sie jetzt ihren Führerschein mache und sich aufs Abitur vorbereite. «Danach will ich reisen, die Welt entdecken, Praktika machen bei Super-Unternehmen», sagte sie. Ihre Schwester Alexia (15) wünscht sich, «endlich wieder mit einer Freundin in die Stadt zu gehen, shoppen». Und die jüngste Prinzessin Ariane (14) vermisst ihre Schulfreundinnen. «Ich will mal wieder ins Kino gehen.»
Ein Jahr lang hatten die Niederländer ihre Königsfamilie nicht gesehen. Und die Corona-Krise hat ihrem Ruf geschadet, vor allem wegen der Fehltritte der Oranjes. So war die Familie im vergangenen Jahr trotz der Reisebeschränkungen zu ihrer griechischen Ferienvilla geflogen.
Zu seinem Geburtstag bekam Willem-Alexander ein wenig freundliches Zeugnis seiner Landsleute. Nur noch 57 Prozent der Bürger haben Vertrauen in den Monarchen, vor einem Jahr waren das noch 76 Prozent. In der jährlich zum «Königstag» veröffentlichten Ipsos-Umfrage im Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks NOS bekam auch Königin Máxima (49) deutlich schlechtere Werte. Sie bleibt aber beliebtestes Mitglied der Familie.
Die Umfragewerte sind zwar etwas positiver als noch vor einigen Monaten, aber noch immer zeigen sich die Niederländer unzufrieden mit dem Auftritt ihrer Königsfamilie in der Corona-Zeit. Drei Viertel finden, dass sie zu unsichtbar ist.
Das Königspaar hofft auf bessere Zeiten und Máxima auf weniger Online-Begegnungen. «Das ganze Jahr zoomen, zoomen, zoomen, das ist nicht dasselbe wie einem Menschen eine Hand oder eine Schulter zu geben.»
Der «Koningsdag» ist vorläufig der letzte Tag im strengen niederländischen Lockdown. Ab Mittwoch gelten nach gut vier Monaten mehr Freiheiten: ein Ende der Ausgangssperre, und Terrassen und Geschäfte sind unter Auflagen wieder geöffnet.