Szene der Aufführung «Einfach das Ende der Welt» - per Livestream eingespielt aus dem Schauspielhaus Zürich. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Diana Pfammatter/Berliner Festspiele/dpa)

Das Berliner Theatertreffen findet wegen der Pandemie erneut online statt. Am Donnerstagabend wurde das Festival im Internet eröffnet. Gezeigt wurde der Livestream «Einfach das Ende der Welt» vom Schauspielhaus Zürich in der Regie von Christopher Rüping. In den kommenden Tagen werden mehrere Inszenierungen kostenlos unter digital.berlinerfestspiele.de gezeigt.

Nach Einschätzung von Festivalleiterin Yvonne Büdenhölzer wird die Corona-Krise die Theater- und Kulturbranche noch auf längere Sicht prägen. «Die Pandemie wird Auswirkungen haben, das ist keine Frage», sagte Büdenhölzer der Deutschen Presse-Agentur. Es habe einen sehr schnellen Digitalisierungsschub gegeben, der aber – wie etwa im Gesundheitssystem und Schulwesen – an seine Grenzen komme.

«Die digitale Entwicklung, die sich innerhalb des letzten Jahres an den Theatern vollzogen hat, würde man normalerweise in drei oder fünf Jahren durchmachen», sagte Büdenhölzer. Es sei der Beginn eines Transformationsprozesses. Die Berliner Theater sind seit mehr als einem halben Jahr geschlossen.

Büdenhölzer fürchtet auch finanzielle Auswirkungen der Pandemie auf die Kulturbranche. «Auch wenn die Bundesregierung großzügige Förderstrukturen für die Kultur im Umgang mit der Pandemie geschaffen hat, werden die Verteilungskämpfe – gerade in der Fläche und bei den kleineren Institutionen – kommen», sagte sie.

Die Pandemie werde langfristige Auswirkungen auf den gesamten kulturellen Sektor haben. «Ich bin da nach wie vor auch in großer Sorge gerade um kleine Theater und freie Institutionen, die vielleicht nicht wieder aufmachen können», sagte Büdenhölzer. «Und auch um die Solo-Selbstständigen aus der Kulturbranche, die schon anfangen, andere Berufe zu ergreifen.»

Eine Jury wählt für das Berliner Theatertreffen jedes Jahr die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Bis 24. Mai werden Aufführungen kostenlos online übertragen, man kann auch freiwillig spenden. Der Sender 3sat will ebenfalls einige Inszenierungen zeigen.

Das Publikum konnte den Livestream am Donnerstagabend auch online kommentieren oder digitale Emojis verschicken. Nach Angaben des Theatertreffens wurde die Übertragung von Hunderten Zuschauerinnen und Zuschauern genutzt. Im Laufe des Abends hätten sich Menschen von rund 2500 Geräten zugeschaltet, sagte eine Sprecherin am Freitag.