Vor drei Jahren sorgte «A Quiet Place» weltweit für abgekaute Fingernägel und Mucksmäuschenstille in Kinosälen. Der Horrorthriller um todbringende Aliens, die auf der Erde nach ihrem Gehör jagen, und eine Familie, die in diesem Szenario ums Überleben kämpft, war 2018 ein großer Kinoerfolg.
Mit dem verhältnismäßig kleinen Produktionsbudget von rund 20 Millionen Dollar spielte der Schocker von John Krasinski weltweit über 340 Millionen Dollar ein. Eine Fortsetzung war damit eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Nach anfänglicher Skepsis ließ sich Drehbuchautor und Regisseur Krasinski, der im ersten Film auch eine der Hauptrollen spielte, zu «A Quiet Place 2» überreden. Trotz seines Filmtods in Teil eins spielt er auch in der Fortsetzung mit, denn der Thriller startet mit einem Rückblick. Ein Jahr vor den Ereignissen von «A Quiet Place» ist die Welt von Lee Abbott (Krasinski), seiner Frau Evelyn (Emily Blunt) und ihren drei Kindern noch in Ordnung. Nur das Publikum weiß, was ihnen droht. So wird die sonnige Kleinstadt-Idylle mit einem Baseballspiel der Kinder für Zuschauer zum Nervenkitzel. Bald taucht ein riesiger Feuerschwall am Himmel auf, der Chaos und Tod bringt.
Nach diesem kurzen, äußerst actionreichen Rückblick, der das Blut in Wallung bringt, setzt «A Quiet Place 2» in der Szene an, mit der Teil eins endete. Die gehörlose Tochter Regan (Millicent Simmonds, die auch im wahren Leben gehörlos ist) hatte festgestellt, dass sich die geräuschempfindlichen Monster durch eine Rückkopplung mit ihrem Hörgerät in Schach halten lassen und – wenn sie ihre außerirdischen Gehörgänge öffnen – auch mit dem Gewehr getötet werden können.
Die entlegene Farm, auf der die Abbotts bis dato gelebt hatten, ist zerstört, die Vorräte gehen zur Neige. Deshalb macht sich Evelyn mit den Kindern Regan, Marcus (Noah Jupe, der von Film zu Film deutlich gealtert ist) und dem Baby – das Evelyn in einer nervenaufreibenden Szene des ersten Films zur Welt brachte – auf den Weg zu einer entlegenen Fabrik. Dort finden sie ihren alten Freunde Emmett (Cillian Murphy) vor, der seine gesamte Familie verloren hat.
Der Thriller zeigt dann zwei parallel verlaufende Handlungsstränge. Regan macht sich eigenmächtig auf die Suche nach einem Radiosender, von dem ein hoffnungsvolles Signal ausgeht, der anfangs abweisende Emmett folgt ihr bald. Unterdessen hütet Marcus das Baby, während Evelyn neue Vorräte holt. Klar, dass nicht alles glatt läuft und die fürchterlichen Kreaturen früher oder später wieder auftauchen.
«A Quiet Place 2» ist actionreicher, die Kulissen größer. Doch im Kern setzt Krasinski auf die Erfolgsformel des ersten Films. Seine Geschichte konzentriert sich erneut auf wenige Figuren in Extremsituationen. Wieder setzt der Regisseur den Wechsel zwischen Stille und Lärm gezielt ein. Extrem ist das, wenn in Szenen von Regan gar nichts zu hören ist. Die Ruhe des Films erzeugt Hochspannung, weil man sich ständig vor dem nächsten Geräusch fürchtet. Die lauten Momente und Actionszenen wirken dadurch umso wuchtiger.
Was die Nerven außerdem strapaziert: eine Bärenfalle, ein Bunker, in dem es nur für kurze Zeit Sauerstoff gibt, mit einer Luke, die sich nicht von innen öffnen lässt, eine Gruppe verwahrloster Überlebender und eine Autofahrt mit einem unerwünschten Passagier. Menschliches Blut oder detaillierte Gewaltszenen gibt es in dem Thriller so gut wie gar nicht zu sehen.
Ähnlich wie beim Science-Fiction-Klassiker «Alien» (1979) und dessen actionreichem Nachfolger «Aliens – Die Rückkehr» (1986) erzählt Krasinski die Geschichte konsequent und actionlastig weiter, ohne sich zu sehr zu wiederholen. Musste das Publikum im ersten «A Quiet Place» noch warten, bis es die mörderischen Kreaturen sah, sind sie in Teil zwei von Anfang an präsent. Über den Ursprung der Aliens erfährt man nichts. Gut so, denn zu viele Hintergrundinformationen würden der Magie und der Spannung nur schaden.
Mit Emily Blunt, die – ähnlich wie Sigourney Weavers Ripley in «Aliens – Die Rückkehr» – deutlich taffer auftritt, den Kinderstars Millicent Simmonds, Noah Jupe und Neuzugang Cillian Murphy ist der Film hervorragend besetzt. Er ist keine dieser Fortsetzungen, die nur mit dem guten Namen Kasse machen. «A Quiet Place 2» ist genauso effizient wie sein Vorgänger und beschert seinem Publikum erneut anderthalb Kinostunden zum Nägelkauen mit nur wenigen Szenen zum Durchatmen.
Der einstige Comedy-Star John Krasinski, der mit seiner britischen Hauptdarstellerin Blunt verheiratet ist und mehrere Kinder hat, etabliert sich nicht ganz heimlich, dafür aber still und leise als echter Horror-Spezialist. Bleibt zu hoffen, dass sich der 41-Jährige zu einer weiteren Fortsetzung überreden lässt. Denn so viel sei verraten: «A Quiet Place 2» schreit nach einem dritten Teil.