Die Oscarpreisträgerin Chloé Zhao sieht deutliche Schwächen in der Filmindustrie. «Gibt es in der Industrie Sexismus, Rassismus? Zu 100 Prozent!», sagte die 39-Jährige gebürtige Chinesin, die mit dem Drama «Nomadland» drei Oscars gewann, im Interview der Nachrichtenagentur dpa.
«Da gibt es keinen Zweifel, wir müssen da besser werden.» Sie selber habe viel Glück gehabt. Sie habe immer gewusst, was sie machen wollte und sei dabei keine Kompromisse eingegangen. «Wenn du im frühen Stadium Kompromisse eingehst oder wenn du etwas aus den falschen Gründen machen möchtest, ziehst du die falschen Leute an.» Das sei ihr bei ihren Filmen nie passiert, «da hatte ich Glück». «Nomadland», in dem Frances McDormand als moderne Nomadin in ihrem Auto lebt, kommt am 1. Juli in unsere Kinos.
Zhao erzählt in ihren Filmen häufig vom Leben in den USA. «Als ich jung war und in China aufwuchs, habe ich nur Western geschaut. Ich wollte in die USA, nach England, ich wollte wie Michael Jackson sein, wie Madonna.» Als ich jedoch älter wurde, habe sie mehr Richtung Osten geschaut und erkannt, dass sie da auch jede Menge lernen könne. Sie sei mit Mangas und östlicher Kultur aufgewachsen, liebe aber auch Western. «Deswegen war es mir schon immer wichtig herauszufinden, wie wir beides miteinander kombinieren können. Lasst uns die Ähnlichkeiten finden!» Denn auch wenn man jetzt manchmal das Gefühl habe, dass alle so unterschiedlich seien, «sollten wir uns erinnern: Unsere Kulturen haben dieselben Ursprünge, interagieren seit langer Zeit miteinander und beeinflussen sich gegenseitig».
Mit «Nomadland» schrieb Zhao Filmgeschichte. Das Werk wurde mit drei Oscars ausgezeichnet – und Zhao als erst zweite Frau in der Oscar-Geschichte für die beste Regie geehrt. Außerdem gewann der Film den wichtigsten Preis für den besten Film; McDormand bekam den Oscar als beste Hauptdarstellerin.