Wegen der Corona-Krise sind dem britischen Königshaus Einnahmen in Millionenhöhe entgangen. Grund: die fehlenden Touristen, etwa auf Schloss Windsor.
Deshalb erhielt Queen Elizabeth II. (95) im vergangenen Geschäftsjahr (31. März) aus dem Royal Collection Trust, der die königlichen Schlösser und Galerien verwaltet, nur noch 9,4 Millionen Pfund (11 Mio Euro), nach 20,2 Millionen Pfund im Vorjahr – ein Minus von mehr als 50 Prozent. Das geht aus dem Finanzbericht 2020/21 hervor, den der Palast am Donnerstag veröffentlichte.
Der jährliche Report bietet wie kaum ein anderes Dokument einen Einblick in die ansonsten weitgehend von der Öffentlichkeit abgeschottete Welt der Royals. So ist zu erfahren, dass der Palast insgesamt 508 Vollzeitstellen bezahlt – Kosten: 24,1 Millionen Pfund. Für die Zugreise von Queen-Enkel Prinz William und seiner Ehefrau Herzogin Kate (39) nach Schottland wurden 47.965 Pfund fällig, für den Besuch von Thronfolger Prinz Charles (72) und Gattin Herzogin Camilla (73) in Deutschland 42.486 Pfund.
Volle Aufmerksamkeit erhalten aber andere Positionen – hier steckt familiärer Sprengstoff drin. Anders als es Prinz Harry in seinem aufsehenerregenden Interview im März angedeutet hatte, hat der 36-jährige Queen-Enkel auch nach der Aufgabe seiner royalen Pflichten noch Geld vom Königshaus erhalten. Sein Vater habe Harry und dessen Frau Herzogin Meghan (39) mit einer «erheblichen Summe» unterstützt, sagte ein Sprecher von Prinz Charles. Der älteste Sohn der Queen habe dem Paar helfen wollen – mit Erfolg, das Paar sei nun finanziell unabhängig. Harry und Meghan haben seit ihrem Umzug in die USA millionenschwere Deals etwa mit Netflix und Spotify vereinbart.
Harry hatte im Interview gesagt: «Meine Familie hat mich finanziell abgeschnitten.» Das Königshaus habe ihm im ersten Quartal 2020 den Geldhahn zugedreht, ihm sei nur geblieben, was ihm seine 1997 tödlich verunglückte Mutter Prinzessin Diana hinterlassen habe. Ein Sprecher Harrys sagte nun, der Prinz habe sich auf das erste Quartal des Geschäftsjahres bezogen, das in Großbritannien im April beginnt.
Insgesamt, so geht aus den Unterlagen hervor, hat Charles seinen Söhnen William und Harry im vergangenen Jahr 4,452 Millionen Pfund gezahlt. Das ist gut eine Million Pfund weniger als 2019. Medien erklärten dies mit der Einstellung der Zahlungen an Harry und Meghan.
Charles erhält das Geld aus dem sogenannten Sovereign Grant, dem Anteil der Royals am Gewinn ihres Liegenschaftsverwalters Crown Estate, hinzu kommen Pachtzahlungen für Ländereien in seiner Grafschaft Cornwall. Allerdings wirkte sich auch hier die Corona-Krise aus. So fiel Charles‘ Anteil am Sovereign Grant von 1,8 Millionen auf nur noch 400 000 Pfund, die Pachteinnahmen sanken um 1,8 Millionen auf 20,4 Millionen Pfund.
Doch so richtig weh tun dürften die sinkenden Einnahmen den Royals nicht. Zwar sprach der Schatzmeister der Queen, Michael Stevens, von beispiellosen Herausforderungen. Die königlichen Finanzen sind aber so austariert, dass die Queen kein Minus macht: Ihr Sovereign Grant, der sich aus den Einnahmen des vorvergangenen Jahres berechnet, beträgt 25 Prozent. Verluste werden nicht an die Queen weitergereicht.
Insgesamt erhielt die Monarchin aus der Staatskasse 85,9 Millionen Pfund, 3,5 Millionen mehr als im Vorjahr. Das entspricht 1,29 Pfund für jeden Einwohner. Zusätzlich zum sogenannten Core Grant von 51,5 Millionen Pfund – einem Grundzuschuss für Reisen, Instandhaltung und Betriebskosten wie Personal – erhielt die Queen einen zweckgebundenen Betrag von 34,4 Millionen Pfund für Renovierungsarbeiten.
Vor allem die seit Jahren andauernde Restaurierung des Buckingham-Palasts im Herzen von London verschlingt Geld. 17,6 Millionen Pfund waren es im vergangenen Jahr, 83 Prozent mehr als noch 2019/20. Weil die Ausgaben Ihrer Majestät auch deshalb höher waren als der Sovereign Grant, musste ihr Schatzmeister 2,3 Millionen Pfund aus der Reserve locker machen. Zugute kam da allerdings, dass Harry und Meghan die Renovierungskosten für ihre Residenz Frogmore Cottage auf Schloss Windsor in Höhe von 2,4 Millionen Pfund zurückgezahlt haben, wie der Palast bestätigte.
Die finanziellen Aussichten der Royals sind aber trotz der Corona-Krise rosig. So könnte der Verkauf lukrativer Windpark-Rechte vor der britischen Küste ihre Einnahmen in den kommenden Jahren vervielfachen. Mehrere Energieunternehmen, darunter die deutschen Konzerne RWE und EnBW, haben sich gegen hohe Optionsgebühren Flächen gesichert. Der Meeresgrund in der Zwölf-Meilen-Zone gehört dem Königshaus und wird vom Crown Estate verwaltet. Dadurch könnten den Royals in den kommenden Jahren potenziell bis zu 220 Millionen Pfund in die Kassen fließen – pro Jahr.