Die Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth beginnen wahrhaft außergewöhnlich: Zum Auftakt des Festivals am Sonntag (25. Juli) wird zum ersten Mal in 145 Jahren Festspielgeschichte eine Frau am Dirigentenpult von Bayreuth stehen.
Die 43 Jahre alte Oksana Lyniv dirigiert die Oper «Der fliegende Holländer». Dass sie das nicht vor traditionell vollem Haus tun wird, liegt an den Corona-Einschränkungen: Nur 911 Menschen dürfen dabei sein – sonst sind es etwa 2000. Ins weltberühmte Opernhaus darf nur, wer negativ getestet, komplett geimpft oder genesen ist. Zudem gilt: FFP2-Maskenpflicht.
Auch der ebenso berühmte wie große Festspiel-Chor wird nicht auf der Bühne stehen. Seine Beiträge werden eingespielt. Gestrichen wurden außerdem die Begrüßung der Premierengäste vor dem Festspielhaus und der Staatsempfang im Neuen Schloss. Stattdessen wird Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Mitwirkenden nach der Premiere auf dem Festspielgelände willkommen heißen.
Angela Merkel kommt zu den Festspielen
Zum nahenden Ende ihrer Amtszeit kommt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Bayreuth: Sie gehört zu den Premierengästen am Sonntag, wie die Stadt Bayreuth mitteilte. Merkel und ihr Mann Joachim Sauer gelten als große Anhänger von Wagners Werk und sind seit vielen Jahren Stammgäste am Grünen Hügel.
Im vergangenen Jahr waren die Festspiele wegen der Pandemie noch komplett ausgefallen. Intendantin Katharina Wagner hatte nach eigenen Angaben keine Zweifel daran, dass das Opern-Spektakel in diesem Jahr stattfinden kann, wie sie der Deutschen Presse-Agentur gesagt hatte: Die größte Herausforderung sei dennoch gewesen, «den Mut nicht zu verlieren und alles dafür zu tun, damit Festspiele in diesem Jahr wieder möglich sind».
Für Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) haben die Bayreuther Festspiele in diesem Jahr eine besondere Signalwirkung für die Kultur in Deutschland. Das Festival sei «ein Zeichen der Hoffnung für Künstlerinnen und Künstler, allein deshalb, weil Musik und Theater wieder live und vor Publikum stattfinden können», sagte Grütters in einer Mitteilung vom Freitag.
Corona-Krise als Kultur-Krise
«Wir müssen und wollen die Kulturszene weiterhin mit den Hilfsmaßnahmen des Bundes und der Länder unterstützen, damit sie ihren wertvollen Beitrag für unser Gemeinwesen leisten kann», sagte Grütters weiter.
Wegen der Corona-Pandemie konnten viele Kulturschaffende kaum oder nur sehr eingeschränkt arbeiten. Auch die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele waren im Vorjahr komplett ausgefallen – und damit auch die geplante Neuinszenierung von Richard Wagners vierteiligem «Ring des Nibelungen».
Das Projekt wurde wegen Corona auf 2022 vertagt. Als eine Art Ersatz dafür soll es in diesem Jahr zu jeder der vier «Ring»-Opern ein Projekt geben. Zum diesjährigen Programm gehören zudem «Die Meistersinger von Nürnberg» in der Inszenierung von Barrie Kosky und Tobias Kratzers «Tannhäuser». Andris Nelsons und Christian Thielemann werden Konzerte im Festspielhaus dirigieren. Das Festival endet am 25. August.