Überschwängliche Freude und untröstliche Niedergeschlagenheit: Im Gesicht des kleinen Prinzen George spiegelte sich beim Finale der Fußball-Europameisterschaft das Stimmungsbild einer ganzen Nation wider.
Der Dritte in der britischen Thronfolge, der am 22. Juli acht Jahre alt wird, verfolgte das Endspiel zwischen England und Italien im Londoner Wembley-Stadion mit seinen Eltern Prinz William und Herzogin Kate (beide 39). Das Ergebnis ist bekannt: Die Begegnung begann mit einem frühen Tor vielversprechend für England und endete mit einer 2:3-Niederlage im Elfmeterschießen.
Als England wenige Minuten nach dem Anpfiff bereits in Führung ging, bekam George den Mund vor Staunen kaum mehr zu und lag sich mit seinem ebenfalls jubelnden Vater in den Armen. Später – als die italienischen Fans feierten und eigentlich schon längst Schlafenszeit gewesen wäre – sah man den Prinzen mit müden, niedergeschlagenen Augen, Papas Hände tröstend auf den Schultern.
Die Zeitung «The Telegraph» resümierte, George habe eine Lebenslektion darüber erhalten, was es bedeutet, Engländer zu sein: Dazu gehörten Freude, Leid – und das beschämende Verhalten mancher Fans, die sich unrechtmäßig Zugang zum Stadion verschafften und Teile der Londoner Innenstadt in eine Müllhalde verwandelten.
Warum mit Anzug und Krawatte?
Ob der Prinz bereits die Bürde der Verantwortung spürt, die einmal auf ihm lasten wird? Mit Anzug und Krawatte wirkte er jedenfalls wie eine Miniaturversion seines Vaters. Viele fragten sich, warum er nicht ein Trikot der «Three Lions» tragen durfte.
Die französische Tennisspielerin und Wimbledon-Siegerin Marion Bartoli berichtete in einem BBC-Radiointerview kurz vor dem Spiel, die Frage sei bei einem «Afternoon Tea» mit den Cambridges, zu dem sie eingeladen war, Thema gewesen. Ihr zufolge wollte William seinen Sohn im Trikot gehen lassen – Kate war demnach aber anderer Meinung – und setzte sich offensichtlich durch.
Bekannt ist, dass George leidenschaftlicher Fußball-Fan ist. Ganz zum Leidwesen seines Vaters William ist er ein Anhänger des aktuellen Champions-League-Siegers und englischen Erstligisten Chelsea FC. «Ich sagte zu ihm, du kannst dir jeden Verein außer Chelsea aussuchen, also entschied er sich natürlich für Chelsea», verriet William einmal der BBC. Es wäre also nicht verwunderlich, sollte George seinem Vater eines Tages nicht nur auf dem Thron, sondern auch in der Rolle als Präsident des englischen Fußballverbands FA nachfolgen.
Ob bis dahin ein Thronfolger im Fußball-Shirt denkbar sein wird? Vieles spricht dafür, dass sich das britische Königshaus in den kommenden Jahrzehnten stark verändern wird. Ob George jemals wie seine Urgroßmutter Elizabeth II. (95) im Buckingham-Palast residieren wird, scheint ungewiss. Bereits Opa Prinz Charles will das wuchtige Schloss angeblich dauerhaft für Besucher öffnen und nur noch für zeremonielle Anlässe verwenden.
Eines scheint aber sicher: Das öffentliche Interesse an George und seinen Geschwistern Charlotte (6) und Louis (3) dürfte weiterhin wachsen.