Bei den Pariser Haute-Couture-Schauen gab es zum ersten Mal wieder echte Shows zu sehen. Chanel feierte dies mit einer prächtigen Kollektion und rebellischen Frisuren, Dior mit einer Hommage an edle Stoffe.
Seine erste Show nach 18 Monaten Pause zeigte das französische Modehaus Chanel am Dienstag nicht wie gewohnt im berühmten Grand Palais, das sich gerade im Umbau befindet, sondern im frisch renovierten Musée Galliera – dort läuft derzeit eine Ausstellung über die Modeschöpferin Gabrielle Chanel. Nach vielen rein digitalen Veranstaltungen freute sich die Branche auf eine echte Show. Am Ende kamen jedoch nur sehr wenige in den Genuss, da die Kontingente aufgrund der anhaltenden Restriktionen erheblich begrenzt waren.
Die Herbst-Winter-Kollektion von Chanel-Kreativdirektorin Virginie Viard bestach vor allem durch farbliche Akzente und eine Mischung aus Retro und Moderne. Die typischen Tweedkostüme gab es mit rot-weißem Karomuster oder aufwendigen Blumenstickereien zu sehen, die Models trugen außerdem rebellische, an Irokesenschnitte erinnernde Flechtfrisuren.
Auch das Modehaus Christian Dior veranstaltete eine echte Show, an gewohnter Location im Garten des Rodin-Museums. Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri hatte die französische Künstlerin Eva Jospin mit dem Set-Design beauftragt, die eine riesige, gewebte Freske anfertigte, welche die gesamten Wände rund um den Laufsteg bedeckte. Passend dazu und inspiriert von dem Buch «Threads of Life: A History of the World through the Eye of a Needle» von Clare Hunter konzentrierte sich Chiuri diesmal vor allem auf Stoffe.
Es gab erstaunlich viel Tweed zu sehen, schwere Mäntel und lange Wollröcke, aber auch feine Seidenstoffe mit Blumendruck. Für die normale Haute-Couture-Kundin, die eher prinzessinnenhafte Abendkleider sucht, gab es diesmal weniger Auswahl. Solange es immer noch kaum Veranstaltungen gibt, an denen man solche Roben tragen kann, haben offenbar alltagstaugliche Looks den Vorrang.