Die «Hochzeit des Jahrhunderts» war für Großbritannien ein willkommener Anlass zum Feiern – doch die Ehe von Prinz Charles und Prinzessin Diana stand von Beginn an unter keinem guten Stern und brachte das Königshaus ins Taumeln.
Dabei halfen die Bilder des rauschenden Fests mit Tausenden Ehrengästen und jubeltrunkenen Schaulustigen zunächst, die Stimmung im wirtschaftlich darbenden Großbritannien zu heben. Mit Diana erhielt die angestaubte Monarchie eine Verjüngungskur – die Herzogin von Wales war in der Bevölkerung rasch beliebt, und mit der Geburt der Söhne William und Harry schien das Glück des britischen Thronfolgerpaares komplett.
Es waren eindrucksvolle Bilder, die die Welt in Atem hielten: Schätzungsweise 750 Millionen Menschen verfolgten die Trauung am 29. Juli 1981 an den Fernsehern, in London säumten Hunderttausende die Straßen, für einen guten Blick auf das Brautpaar kampierten Schaulustige an der Strecke zwischen Buckingham-Palast und der St.-Pauls-Kathedrale. Besonders entzückt zeigten sich Kommentatoren und Zuschauer von Dianas Kleid samt meterlanger Schleppe. Doch die damals 20-Jährige – deutlich jünger als ihr 32 Jahre alter Ehemann – spürte bereits die Last, die sie fortan zu tragen hatte.
«Ich fühlte mich wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde», erinnerte sich Diana an den minutenlangen Gang zum Altar. Das lag auch an einer Augenzeugin: Camilla Parker-Bowles. Diana hatte schon damals den Eindruck, dass die Gefühle zwischen ihrem Gatten und dessen Ex-Freundin intensiver waren, als Charles zugab. Der Eindruck nahm zu: Auf der Hochzeitsreise soll der Queen-Sohn Manschettenknöpfe mit der Gravur «C&C» getragen haben – Charles und Camilla.
Wenige Jahre später war offiziell, dass der Thronfolger sich zu Camilla stärker hingezogen fühlte als zu seiner Ehefrau. Nach der Scheidung kommentierte Diana dies in einem BBC-Interview mit dem legendären Satz: «Wir waren zu dritt in dieser Ehe, es war ein bisschen eng.» Da war die Traumehe längst gescheitert.
Warum der Prince of Wales die junge Adlige heiratete, obwohl er offensichtlich nicht verliebt war und das Paar keine gemeinsamen Interessen hatte, ist auch heute noch offen. Die Verbindung gilt als Vernunftehe, nachdem seine Beziehung zu Camilla Anfang der 1970er im Palast auf keine Zustimmung gestoßen war. Als Tochter eines Earls hatte Diana royale Verbindungen und außerdem hatte sie – anders als ihre ältere Schwester Sarah, mit der Charles zuvor anbändelte – keine «Vorgeschichte», also keine Ex-Freunde, die für Tuscheleien sorgten. Er wolle das richtige tun, «für dieses Land und meine Familie», zitieren Biografen den Thronfolger.
Die Ehekrise von Diana und Charles stürzte auch das Königshaus in eine Krise. Geheime Mitschnitte eines sehr intimen Telefonats von Charles und Camilla, Dianas öffentliche Vorwürfe gegen ihren Mann und nicht zuletzt die als unpassend empfundene Reaktion der Queen auf den Unfalltod der «Königin der Herzen» 1997, als Elizabeth II. erst nach Tagen in den Buckingham-Palast zurückkehrte, führten zu scharfer Kritik. Charles wurde als ungeeignet für das Amt des Königs empfunden, erinnert sich Royal-Expertin Victoria Howard. «Niemand hat geglaubt, dass er einmal König wird.» Vielmehr wurden Forderungen laut, Charles solle zugunsten von Sohn William verzichten.
In den folgenden Jahren oft im Zentrum der Kritik: Camilla, wegen ihrer harten Gesichtszüge als «Rottweiler» verspottet. Die «meist gehasste Frau Großbritanniens» sei auf der Straße bespuckt und im Supermarkt mit Brot beworfen worden, erzählte Royal-Kennerin Kate Nicholl jüngst. Diese Zeiten sind lange vorbei. Zwar sind die Briten in Umfragen recht gespalten, was Camillas Rolle angeht. Doch ist die seit kurzem 74-Jährige mittlerweile nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in der Royal Family angesehen. Für die jungen Herzoginnen Kate und Meghan sei Camilla wie eine Mutter gewesen und habe ihnen Ratschläge gegeben, als die beiden Frauen neu in die königliche Familie kamen, wissen Insider zu berichten.
Seit gut 16 Jahren – seit dem 9. April 2005 – sind Charles und Camilla nun verheiratet, 34 Jahre nachdem ihre Beziehung begann. «Mann und Frau – endlich», schrieb damals der «Daily Telegraph». Dass Charles König wird, wenn seine Mutter stirbt, bezweifelt mittlerweile kaum noch jemand in Großbritannien. Als spannend gilt nur noch die Frage, welchen Titel die Herzogin von Cornwall dann halten wird. Bisher betonte Clarence House, die Residenz des Paares, geplant sei, dass Camilla nicht «Queen Consort», also Königsgemahlin, genannt werde, sondern «Princess Consort». Diesen Titel gab es noch nie.