Das Hamburger Schauspielhaus will sich in der kommenden Spielzeit mit dem Zustand der Welt auseinandersetzen.
«Viele Stoffe stellen die Frage nach dem Verhältnis zwischen Individuum und Staat und damit auch die Frage nach einer Balance zwischen persönlichen Freiheitsrechten und übergeordneten Notwendigkeiten», sagte Intendantin Karin Beier am Freitag in Hamburg. Neben Neuproduktionen stehen auch Inszenierungen auf dem Programm, die bereits fertig probiert wurden und nun zur Premiere kommen, darunter «Kindeswohl» von Ian McEwan (Regie: Karin Beier) und «Der Geheimagent» von Joseph Conrad (Regie: Frank Castorf).
Der aus Tschechien stammende Regisseur Dušan David Pařízek bringt am 30. April 2022 den aktuellen Roman «Revolution» des belarussischen Autors Viktor Martinowitsch auf die Bühne. «Der Roman lässt sich als Kommentar zu den Protesten in Belarus lesen», sagte Beier. Das Buch, das direkt nach Erscheinen beschlagnahmt und verboten wurde, handle von «menschlicher Verführbarkeit, Macht, Gier – und ein System, das über den Einzelnen verfügt». Der Staatsapparat greife manipulierend in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ein. Trotzdem möchte Martinowitsch, der per Live-Stream zugeschaltet war, nicht aus Belarus fliehen, «weil ich nicht schuldig bin».
Eröffnet wird die Saison am 3. September mit der Hamburger Premiere der bei den Salzburger Festspielen umjubelten Inszenierung «Richard the Kid & the King» nach William Shakespeare in der Regie von Karin Henkel mit Lina Beckmann in der Hauptrolle.
Es folgen drei Uraufführungen: «Was Nina wusste» von David Grossman in der Regie von Dušan David Pařízek, «J’accuse!» von René Pollesch in dessen eigener Regie und «Die Räuber der Herzen» nach Friedrich Schiller in der Regie von Bonn Park. Ebenfalls im September feiern «Die Brüder Karamasow» von Dostojewski Premiere (Regie: Oliver Frljić).
Das dänisch-österreichische Performance-Kollektiv Signa zeigt die Installation «Die Ruhe» im Paketpostamt Altona – «ein Regenerationszentrum, in dem sich die Menschen kognitiv erneuern können». Aber auch der Humor komme nicht zu kurz, unter anderem mit einer musikalischen Revue zu «Günther Gründgens», den fiktiven Bruder von Gustaf Gründgens.
Außerdem inszeniert Viktor Bodo die Revue «33 Variationen auf Haydns Schädel» von Péter Esterházy und das Anarcho-Trio Studio Braun, bestehend aus Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jacques Palminger, präsentiert mit «Coolhaze» seine Version von «Michael Kohlhaas» von Heinrich von Kleist.