Schon mehrfach hat Conor O’Brien, Mastermind des irischen Bandprojekts Villagers, bewiesen, dass das Indiepop-Korsett für ihn viel zu eng ist.
Der 37-Jährige integrierte zarten Songwriter-Folk, elektronische Knister-Sounds wie bei Radiohead oder auch Soul in Lieder, die dabei stets hochmelodisch blieben. In seinen Texten brachte er von Schauergeschichten über politische Themen und eigene Befindlichkeiten bis zum Coming-Out viel Stoff unter.
Fragiler Gesang
Auch das neue Villagers-Album «Fever Dreams» grenzt sich wieder ein Stück weit ab vom Vorgänger, dem starken Konzeptwerk «The Art Of Pretending To Swim» (2018). Schon im Opener «Something Bigger» wagt O’Brien mit leiernden Gitarren, fragilem Gesang und leicht windschiefen Bläsern eine Flucht aus dem Schönklang. Danach, in «The First Day», scheinen die Avantgarde-Gäule abermals mit ihm durchzugehen, ehe der Song in einem strahlenden Refrain explodiert.
An der Schnittstelle zwischen Experimentierlust und Eingängigkeit bewegen sich auch die folgenden Stücke – wobei das hypnotische «Song In Seven» und die traumhafte Ballade «So Simpatico» mit ihren sinfonischen Jazz- und Soul-Elementen zum Besten gehören, was die Iren in ihrer gut zehnjährigen Karriere vorgelegt haben. Nicht umsonst hat O’Brien für seine Songschreiber-Künste viele Auszeichnungen abgeräumt. Das abschließende «Deep In My Heart» ist ein weiteres Beispiel für diese überragende Qualität.
Euphorischer Traum
Das sechste Villagers-Album steht Kritiker-Lieblingen wie «Becoming A Jackal» (2010) oder «Awayland» (2013) also in nichts nach. Wie US-Kollege Conor Oberst (Bright Eyes), mit dem O’Brien nicht nur wegen seines jungenhaften Aussehens und des Vornamens gern verglichen wurde, entwickelt sich dieser auch im Konzert sehr faszinierende Musiker stets weiter. Das Ziel, während der Pandemie-Tage in seinem Dubliner Heimstudio einen «ekstatischen und euphorischen Traum» von Album zu erschaffen, hat der irische Songpoet jedenfalls erreicht.