Der Komponist Siegfried Matthus, der das Musiktheater der DDR maßgeblich prägte, ist tot.
Er starb im Alter von 87 Jahren am Freitag nach längerer schwerer Krankheit im Beisein seiner Ehefrau Helga in seinem Zuhause im brandenburgischen Stolzenhagen bei Berlin, wie der Freundeskreis Kammeroper Schloss Rheinsberg im Auftrag der Familie am Montag mitteilte. Zuvor hatte das Portal «Tag24» über den Tod des Künstlers berichtet.
Mehr als 600 Kompositionen sind Matthus zu verdanken. Zu seinem Schaffen gehören 14 Opern, über 60 große Orchesterwerke, zahlreiche Kammermusiken, Ballettszenen und Filmmusiken. Als 27-Jähriger schrieb er seine erste Oper.
Matthus wurde am 13. April 1934 im ehemaligen Ostpreußen geboren. Nach Flucht und Vertreibung lebte er in Brandenburg und Berlin. Er studierte an der Berliner Musikhochschule und war dort Meisterschüler bei Hanns Eisler. 1964 kam er an die Komische Oper Berlin, wo er mit Götz Friedrich und Harry Kupfer zusammenarbeitete.
Bereits zu DDR-Zeiten erwarb sich Matthus auch international große Anerkennung. 1979 brachte die Dresdner Staatskapelle sein Werk «Responso» vor den Vereinten Nationen in New York zur Aufführung. Mit der Oper «Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke» wurde 1985 die Dresdner Semperoper wieder eröffnet. Über 20 Mal wurde seine Oper «Judith» nach der Uraufführung 1985 an der Komischen Oper Berlin aufgeführt.
Mit Rheinsberg, wo er 1952 sein Abitur abgelegt hatte, verband ihn eine enge Beziehung. Seine Vision nach der Wende war, den im Schloss einst von den Preußenprinzen Heinrich und Friedrich geschaffenen Ort der Musen wieder aufleben zu lassen. In der Kammeroper bewerben sich noch heute alljährlich junge Sänger aus aller Welt um eine Teilnahme. Die Karrieren führen sie dann später oft an internationale Opernhäuser.
Die von ihm geschaffene Struktur eines Opernfestivals, das den Gedanken professioneller Aufführungen im historischen Rahmen des Schlossensembles mit der Fortbildung verbinde, habe sich in glücklicher Weise bewährt, betonte Georg Quander, Künstlerischer Direktor der Musikkultur Rheinsberg, in einer Mitteilung. Der Festspielidee habe Matthus ein Alleinstellungsmerkmal im internationalen Festspielreigen verliehen.
In den Jahren an der Kammeroper schuf Matthus auch selbst weitere Opern. Dazu zählen «Kronprinz Friedrich» oder «Effi Briest», die 2019 am Staatstheater Cottbus uraufgeführt wurde. Für die Einweihung der Dresdner Frauenkirche 2005 komponierte er das «Te Deum». «Vorbilder waren mir dabei die musikdramaturgische Anlage des Verdischen Requiems und das Verarbeiten von Zeitdokumenten in Brittens ‚War Requiem’», schrieb er dazu im Vorwort.
Matthus war Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er wurde als Ehrenbürger der Stadt Rheinsberg geehrt und erhielt 2005 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 2015 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Der Verband der deutschen Kritiker ehrte den Komponisten 1998 mit einem Preis und betonte, dass ihm das Kunststück gelinge, verbreiteten Hörgewohnheiten entgegenzukommen, ohne deshalb ins Kompromiss- oder Klischeehafte zu verfallen.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bezeichnete Matthus als «Meister der Klangfarben, der es verstand, Seelenzustände mit Musik erlebbar zu machen». Sein virtuoser Umgang mit Stimmen und Instrumenten habe das Publikum begeistert. Seine Kompositionen hätten den musikalischen Horizont erweitert. «Siegfried Matthus wird uns als große Bereicherung für das kulturelle Leben in Brandenburg und für die klassische Musik in ganz Deutschland in Erinnerung bleiben», sagte Grütters in einer Mitteilung.
Der Freundeskreis Kammeroper Rheinsberg ist sich sicher, dass seine Musik weiterlebt. «Durch die Musiker und Sänger, die sie freudvoll interpretieren, durch die Zuhörer, deren Herzen sie erreicht», heißt es zum Abschied an den Komponisten.