Der Schlagzeuger der legendären Rockband The Rolling Stones, Charlie Watts, ist tot. Watts sei am Dienstag im Kreis seiner Familie mit 80 Jahren friedlich in einem Londoner Krankenhaus gestorben, wie sein Agent Bernard Doherty der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
«Charlie war ein geschätzter Ehemann, Vater und Großvater und als Mitglied der ‚Rolling Stones‘ auch einer der großartigsten Schlagzeuger seiner Generation», hieß es in dem Statement vom Abend.
Vor einigen Wochen war bereits bekannt geworden, dass Watts nicht an der kommenden US-Tournee seiner Band teilnehmen sollte. Er erhole sich von einer nicht näher spezifizierten medizinischen Behandlung, hieß es PA zufolge von einem Sprecher. Band-Kollege Mick Jagger twitterte Anfang August noch, er freue sich darauf, den Kollegen Charlie nach seiner Genesung wieder willkommen zu heißen.
Watts Tod löste in der Musikwelt und darüber hinaus große Bestürzung aus. «Charlie war ein Fels in der Brandung» und ein «fantastischer Schlagzeuger», sagte Ex-Beatle Paul McCartney in einem Video, das er auf Twitter veröffentlichte. Auch dessen früherer Bandkollege Ringo Starr twitterte ein Foto von ihm und Watts und schrieb: «God segne Charlie Watts, wir werden dich vermissen, Mann.» Rocksänger Bryan Adams bezeichnete Watts als «einen der größten Rock-Schlagzeuger aller Zeiten».
Erstes Schlagzeug aus altem Banjo
Geboren am 2. Juni 1941 in Nordlondon, entdeckte der Musiker schon früh seine Liebe zu Jazz und Blues. Er bastelte sich aus einem alten Banjo sein erstes Schlagzeug – es war der Beginn einer jahrzehntelangen Karriere mit diversen Jazz-Formationen und eben den Rolling Stones.
Watts kam ein halbes Jahr nach dem ersten Auftritt der Band im legendären Londoner Marquee Club am 12. Juli 1962 dazu. Die Entscheidung machte sich bezahlt, musikalisch und finanziell. Die Stones hätten eben das Glück und das Geld gehabt, viel Zeit im Studio verbringen zu können, sagte er dem britischen «Telegraph» ein halbes Jahrhundert später – und sie hätten daher viel ausprobieren können.
Watts mied das Rampenlicht
Der Drummer galt als einer der bestgekleideten Rockstars. Der britische Popstar Elton John würdigte ihn nach der Todesnachricht als «stylischsten Mann und brillante Gesellschaft». Doch im Gegensatz zu Sänger Mick Jagger und Gitarrist Keith Richards mied er das Rampenlicht. Als Jazzmusiker wusste er musikalische Kollaborationen zu schätzen und schweißte die Stones zusammen – nicht nur, wenn er den Rhythmus auf der Bühne vorgab, sondern vor allem, wenn sich Jagger und Richards über Jahre hinweg immer wieder verkrachten.
Seit 1964 war Watts mit derselben Frau verheiratet, der Künstlerin Shirley Watts, mit der er eine erwachsene Tochter hatte. Sie lebten auf einem Gestüt in der Grafschaft Devon und züchteten professionell Araberpferde. In den 1980ern trank Watts stark und nahm Drogen. 2004 überstand der einst starke Raucher eine Kehlkopfkrebserkrankung.
Das Rockerleben ließ ihn nicht los: Nach jeder Tour versuche er sich zurückzuziehen, gestand er der «Times» mit 75. Keith Richards frage ihn, was er dann tun werde. «Ich weiß nicht, Rasenmähen? Also setze ich mich nicht zur Ruhe.»