Welche Rolle Dirigent Christian Thielemann künftig bei den Bayreuther Festspielen haben wird, ist weiterhin offen. «Hier ist alles so von Corona dominiert, dass wir diese Entscheidungen bewusst zurückgestellt haben», sagte Thielemann der Deutschen Presse-Agentur.
Seit Jahresbeginn ist Thielemann nicht mehr Musikdirektor des weltberühmten Festivals. «Ich fand es richtig, dass man sagt: Persönliche Befindlichkeiten sind nicht wichtig, wir müssen sehen, dass der Betrieb wieder in Gang kommt und die Festspiele gut zu Ende gehen können. Alle werden hörbar aufatmen, wenn das geschafft ist. Positionen, Titel und Bezeichnungen sind aktuell wirklich zweitrangig.»
Die Corona-Auflagen wie etwa tägliche Tests der Mitwirkenden nehme man gerne in Kauf. «Wir machen das gerne mit, niemand empfindet das als lästig.» Viel wichtiger sei es, dass wieder Kulturveranstaltungen möglich sind. «Vor allem auch unser Publikum dürstet nach diesen Ereignissen.»
An diesem Dienstag (10. August) dirigiert Thielemann im Festspielhaus eine konzertante «Parsifal»-Aufführung – also ohne Regie und szenische Interaktion der Sänger. «Ich habe in Bayreuth noch nie eine konzertante Aufführung dirigiert, bei der das Orchester im Graben saß. Sänger mischen sich in Bayreuth besonders gut, wenn sie nicht so weit vorne stehen, darum habe ich auch jetzt gebeten», sagte er dazu.
«Parsifal» ist Thielemanns einziges Engagement bei den Festspielen in diesem Jahr. Vor einem Jahr fielen die Festspiele wegen Corona aus. Im kommenden Jahr soll Thielemann eine «Lohengrin»-Wiederaufnahme leiten. In diesem Jahr sei «Lohengrin» wegen der Stärke des Chores aus dem Programm genommen worden, betonte er. «Parsifal» dirigierte Thielemann zuletzt 2001.
Der 62-Jährige ist dem Grünen Hügel sehr eng verbunden. Er ist erst der zweite Dirigent nach Felix Mottl (1856-1911), der alle zehn in Bayreuth aufgeführten Wagner-Opern dort auch dirigiert hat. Zwar sagte er über die Festspiele: «Ein Leben ohne Bayreuth ist möglich, aber wäre doch sehr viel ärmer. Ich habe 179 Aufführungen dirigiert, da werden noch einige dazu kommen.» Zugleich betonte er aber auch: «Es wäre auch nicht schlimm, einmal ein Jahr zu pausieren.»
Und auch wenn Thielemanns Engagement als Chefdirigent der Dresdner Staatskapelle 2024 endet, dürfte es ihm nicht langweilig werden, wie er versichert: «Im Nachhinein bin ich froh, dass ich ein neues Kapitel aufschlagen kann. Ich habe in den vergangenen Jahren viele Angebote abgelehnt, die ich jetzt in einem anderen Ausmaß annehmen kann. Mein Kalender war mit einer derartigen Geschwindigkeit voll – ich habe Pläne bis 2027. Das klingt verrückt – aber so wird in diesem Gewerbe geplant.»