Die angeschlagene Gesundheit der Queen lässt das Vereinigte Königreich rätseln. Die zwei Wochen Schonung, die Königin Elizabeth II. von ihren Ärzten verordnet wurden, seien «die bedeutendste Abwesenheit ihrer langen Herrschaft», schrieb die Zeitung «Daily Telegraph».
Allerdings scheint die Queen eine eigensinnige Patientin zu sein. Wie der «Daily Mirror» berichtete, stellt die unerschütterliche Monarchin ihre Ärzte vor Probleme.
Die Königin sei fest entschlossen, am 14. November persönlich am Gedenkgottesdienst für die britischen Weltkriegstoten teilzunehmen, hieß es unter Berufung auf Palastkreise. Der traditionelle Remembrance Day ist einer der wichtigsten Termine im royalen Kalender, und für die pflichtbewusste Monarchin steht die Teilnahme außer Frage. «Die Ärzte, die Ihrer Majestät zur Schonung geraten haben, müssen sehr gute Gründe haben, sie zu stoppen», hieß es laut «Mirror» aus dem Palast.
Boris Johnson: Die Queen ist gut drauf
Premierminister Boris Johnson versuchte, die immer größeren Sorgen um die Gesundheit der Queen im Vereinigten Königreich zu zerstreuen. Ihre Majestät sei «gut drauf», sagte Johnson dem Sender ITV. «Ihre Ärzte haben ihr gesagt, dass sie sich schonen muss, und das sollten wir alle respektieren und verstehen. Alle wünschen ihr nur das Beste.»
Was der Queen tatsächlich fehlt, ist nicht bekannt und wird gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Neulich musste die Königin sogar eine Nacht im Krankenhaus verbringen. Der Palast begründete den Aufenthalt im privaten King-Edward-VII-Hospital mit «praktischen Gründen», die Queen sei zu «Voruntersuchungen» dort gewesen.
Der Gesundheitszustand des Staatsoberhaupts war in den bald 70 Jahren, die Elizabeth II. bereits auf dem Thron sitzt, selten Thema. Mitteilungen sind rar – Privatsache! Dass der Palast Anfang Januar über die Corona-Impfung der Queen informierte, lag nur daran, dass Spekulationen und Falschinformationen ein Riegel vorgeschoben werden sollte. Bis heute ist nicht bekannt, ob und wann sie die zweite und vielleicht auch die Booster-Impfung erhalten hat, der Palast antwortet nicht auf entsprechende Fragen.
Diese Verschlossenheit wird nun teilweise aufgehoben. Auch das zeigt nach Ansicht von Palastbeobachtern, dass es sich womöglich nicht nur um eine leichte Unpässlichkeit handelt. Vielmehr ist der Gesundheitszustand der Queen in den vergangenen gut zwei Wochen besonders in den Fokus gerückt. Erst zeigte sie sich erstmals ohne akute medizinische Gründe bei zwei Terminen mit einem Gehstock, dann strich sie einen Besuch in Nordirland. Darauf folgte die Nacht in der Klinik. Zuletzt sagte die Queen ihren Besuch der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow ab – obwohl der Palast nur kurz zuvor die Teilnahme bestätigt hatte.
Den Terminkalender im Blick
Das Augenmerk liegt nun auf dem prall gefüllten Terminkalender der Königin. Die Nachrichtenagentur PA zählte allein im Oktober trotz des Krankenhausaufenthalts ein knappes Dutzend Termine, darunter ein Besuch in Cardiff und ein Tag beim Pferderennen, das die Monarchin liebt. Teilnehmern zufolge machte sie zuletzt einen fitten Eindruck.
Der «Mirror» berichtete, die Mitarbeiter am Hof seien instruiert worden, die Agenda bis Weihnachten und auch danach genau zu prüfen. Nötig sei ein «sorgfältiger und vorsichtiger» Ansatz für künftige Termine. Maßgeblich sei, wie sich die Queen fühlt. Seitdem sie 90 ist, verzichtet Elizabeth II. auf Fernreisen. Außerdem sollen andere Mitglieder der Royal Family ihr Engagement ausdehnen und die Königin häufiger bei ihren Terminen begleiten.
«Die engeren Mitglieder der Royal Family als Einheit haben kollektiv einen größeren Bedarf an Zusammenarbeit in ihren gemeinsamen Projekten diskutiert», zitierte das Blatt seine Quelle. «Nach dem Ende der Corona-Maßnahmen haben alle das Bedürfnis, rauszukommen und mehr zu tun.»
Für ihre Berater und Mitarbeiter dürfte es schwer werden, im neuen Jahr die Zahl der Termine zu reduzieren. 2022 ist Elizabeth II. seit 70 Jahren Königin – sie sitzt seit dem Tod ihres Vaters König Georg VI. am 6. Februar 1952 auf dem Thron. Dieses Platin-Jubiläum wird vom Palast seit Monaten beworben. Und auch kurzfristig ist kein Innehalten absehbar. Verbreitet wurde aber auch ein positives Schlusswort: Die Queen sei bester Laune.