Thomas Gottschalk ist auf die "Wetten, dass..?"-Couch zurückgekehrt - Michelle Hunziker freut sich. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Entertainer-Legende Thomas Gottschalk hat nach zehn Jahren erstmals wieder die «Wetten, dass..?»-Bühne betreten – und möglicherweise nicht zum letzten Mal.

Nach dem Mega-Erfolg der Jubiläumsshow mit einer Einschaltquote von 13,8 Millionen Zuschauern denkt das ZDF laut Programmdirektor Norbert Himmler über eine Fortsetzung nach. In einem goldgemusterten Sakko präsentierte Gottschalk Fernsehen wie früher – gewohnt lässig schlenderte der Moderator durch sein TV-Wohnzimmer und verbreitete gute Laune.

Beim Publikum in Nürnberg gab es am Samstagabend kein Halten: Mit riesigem Jubel und «Oh, wie ist das schön»-Gesang empfingen sie Gottschalk. «Ich freue mich, dass ihr euch so freut», sagte er. An seiner Seite: die schweizerische Frohnatur Michelle Hunziker.

Grundfröhlichkeit

Einen Shitstorm im Internet fürchtete Gottschalk nicht, wie er gleich zu Beginn klar machte. «Ich bin der Meinung, ab einem gewissen Alter sollte einem vieles egal sein. Und ich muss Ihnen sagen: Ich habe dieses Alter erreicht.» Hämische Kommentare im Netz ließen nicht lange auf sich warten, es gab aber auch großen Zuspruch.

«Die Sendung ist von einer gewissen Grundfröhlichkeit», befand Gottschalk – und so ist es. «Wetten, dass..?» ist Unterhaltung, die Menschen zusammenbringt – Promis und Wettkandidaten auf der Bühne, Jung und Alt vor den TV-Geräten. Die Show ist Teil des kollektiven Gedächtnisses und weckt Kindheitserinnerungen an Fernsehabende mit Erdnussflips. Fast 25 Jahre lang moderierte Gottschalk die Show, eher er sich 2011 angesichts sinkender Quoten zurückzog.

Nun war er zurück, und zwar in Hochform: Die Huldigungen seiner Gäste und des Publikum gingen ihm offensichtlich runter wie Öl. Er zündete Gags und Kalauer und schonte sich dabei selbst nicht. Selbstironisch nahm er sich immer wieder auf die Schippe. «Ich verspreche euch, ich hab‘ nix vergessen, aber ich hab‘ auch nix dazugelernt», sagte er.

Wette mit Bagger

Mit einer Tierwette ging der Wett-Reigen los: Ein drolliger Hund sortierte schwanzwedelnd Müll richtig in drei Tonnen. Passend zur Klimawandel-Debatte eine «grüne Wette», wie Hunziker feststellte. Später liefen Sprinter mit dem Kart eines Feuerwehrmannes um die Wette. Angetrieben wurde es – auch ökologisch wertvoll – von Wasserfontänen aus Feuerwehrschläuchen. Als Gottschalk die Außenwette ankündigte, sagte er «aus voller Überzeugung und aus ganzem Herzen und nicht mehr oft: „Topp, die Wette gilt“». Vielleicht sagt er es künftig doch wieder öfter.

Zwei Schwestern machten Musik mit einer Klobürste und auch ein Bagger rollte an. Der konnte Frisbee-Scheiben fangen – auch wenn es nicht immer klappte. Das machte nichts. Bei «Wetten, dass..?» gibt’s ohnehin nur Gewinner, wie Gottschalk sagte. Wettkönig wurde später ein junger Mann, der Dart-Pfeile zielsicher auf eine unsichtbare Weltkarte warf.

Helene Fischer ein Highlight

Die Promi-Gästeliste bot für alle Generationen etwas: von Abba und Udo Lindenberg bis zur Disney-«Eiskönigin». Schlagerqueen Helene Fischer vereint ohnehin alle Altersklassen unter ihren Fans.

Als die 37-Jährige auf der Bühne auftauchte, gab es Riesenjubel. «Die sind wirklich alle verrückt nach dir», konstatierte Gottschalk über Fischers Fans. Die Sängerin war – wie sie sagte – ergriffen. Modisch gesehen betonte sie statt ihres Babybauches ihren Rücken, und zwar mit einem hinten ausgeschnittenen, weißen Blazer. Sprechen wollte sie über ihre Schwangerschaft nicht. Gottschalk sprach sie natürlich trotzdem darauf an: «Sonst sagen die morgen alle: „Der Gottschalk, der Trottel, der wusste gar nicht, dass die schwanger ist“.»

Die Abba-Stars Björn Ulvaeus und Benny Andersson feierten ihr sensationelles Comeback. Als Wetteinsatz performten sie mit Helene Fischer den Abba-Hit «SOS». «Das gibt’s nur bei „Wetten, dass..?“», freute sich Gottschalk. Lange bleiben konnten die Schweden nicht, sie mussten «zum Flieger». Auch eine Tradition bei «Wetten, dass..?».

«Wie im Fiebertraum» fühlte sich Moderator Klaas Heufer-Umlauf bei «Wetten, dass..?». Gemeinsam mit seinem Co-Star Joko Winterscheidt lieferte er sich mit Gottschalk einen Plauder-Schlagabtausch auf dem Sofa. Sie berichten von ihrer Show, in der sie Quatsch mit ernsten Themen verbinden. «Ich hab‘ schon gesagt, den nötigen Ernst bringen Joko und Klaas mit», so Gottschalk.

Zum Schluss kam «Wetten, dass..?»-Erfinder Frank Elstner auf die Bühne. Ein Fernsehzuschauer kommentierte den Elstner-Auftritt bei Twitter: «Die einzige Person, vor der Thomas Gottschalk wirklich Respekt hat. Er lässt ihn sogar ausreden.» Der Moderator ließ dann Elstner den Vortritt: «Er hat die erste Wette präsentiert und er soll auch die letzte präsentieren.»

Fortsetzung nicht ausgeschlossen

Die TV-Altmeister spielten sich gekonnt die Bälle – respektive die Sprüche – zu. «Meine erste Sendung war 40 Minuten zu lang, und ich glaub‘ du schlägst mich heute», so Elstner. Gottschalk konterte: «Ich mach‘ halt bis wir durch sind.» Als Elstner mit dem Baggerführer fachsimpelte, frotzelte Gottschalk «Merken Sie, wie das Niveau steigt» und «Wenn hier einer überzieht, dann ist es der Frank». Letztlich dauerte die Sendung 30 Minuten länger als geplant.

Aus Sicht von Frank Elstner sollte «Wetten, dass..?» noch nicht Geschichte sein. «Rede mit dem Programmdirektor vom ZDF», forderte er seinen Nachfolger auf. Auch Rocker Udo Lindenberg plädierte für eine Fortsetzung der Kultshow. Es sei doch «eine geile Sendung». Und der Streamingdienst Netflix zeigte auf Twitter «Absolutes Verständnis für alle, die heute Abend lieber Fernsehen gucken #Wettendass».

ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler teilte am Sonntag mit: «Wir freuen uns sehr über den großartigen Erfolg der Jubiläumsausgabe. Eine Fortsetzung war eigentlich nie geplant. Angesichts der großen Resonanz werden wir aber sicher darüber noch einmal nachdenken.»

Sollte es eine weitere Folge von «Wetten, dass..?» geben, wird allerdings womöglich nicht mehr alles sein wie früher: Gottschalk hat angekündigt, sich seine blonden Locken abschneiden lassen zu wollen.

Von Ute Wessels, dpa