Frühes Aufstehen in Hollywood: An diesem Montag (13.12.) – noch vor Sonnenaufgang in Kalifornien – werden die Anwärter für die Golden-Globe-Trophäen bekanntgeben. Traditionell schaute die Branche mit Spannung auf die Kandidaten der seit 1944 vergebenen Film- und TV-Preise.
Schließlich galten die goldglänzenden Weltkugeln zum Auftakt der Preissaison als Vorbote für die späteren Oscars. Die Gala-Show im Beverly Hilton Hotel, gewöhnlich Anfang Januar, genoss den Ruf als Hollywoods lockere Trophäen-Party, mit vielen Promis und reichlich Champagner.
Spannend ist es diesmal aus einem anderen Grund. Können die unter massiven Druck geratenen Globe-Verleiher ihr angeschlagenes Image retten? Wird der kleine Verband der Auslandspresse (HFPA/Hollywood Foreign Press Association) die schwerste Krise seiner Geschichte überleben? Immer wieder hatte es Kritik an der Organisation mit weniger als 100 Mitgliedern gegeben. Vorwürfe wie mangelnde Diversität und fragwürdige Praktiken der wahlberechtigten Journalisten wurden laut.
Im vergangenen Frühjahr eskalierte die Globe-Krise. Die Vorwürfe: intransparente Mitgliedschaftskriterien, Beeinflussung durch Werbegeschenke, fehlende Diversität. In der Preis-Jury von knapp 90 Auslandsjournalisten gab es kein einziges schwarzes Mitglied. Hollywood lief Sturm. Der dreifache Globe-Preisträger Tom Cruise gab seine Trophäen an die Organisation zurück. Netflix und Amazon kündigten an, die Zusammenarbeit mit dem Verband auszusetzen. Auch der Haussender NBC, der die Gala seit 1996 ausstrahlte, zog Konsequenzen. 2022 werde die Show dort ausfallen. Der Verband müsse Zeit und Arbeit investieren, um größere Reformen umzusetzen, hieß es im Mai in einer Mitteilung.
Im August sprach sich der Verband für Reformen in den eigenen Reihen aus: Diversitäts-Berater einstellen, einen neuen Vorstand wählen, die Annahme von Werbegeschenken verbieten, die Mitgliedschaft vergrößern. 21 neue Mitglieder, darunter sechs schwarze Journalisten, wurden seither aufgenommen, berichtete «Vanity Fair» Anfang Dezember.
Die HFPA ist sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht. Im Vorfeld der Globe-Nominierungen für die 79. Preisverleihung richtete sich der Verband am Donnerstag mit einem «offenen Brief» an Filmschaffende. «Die letzten acht Monate waren schwierig, aber wir sind stolz auf die bis jetzt erreichten Veränderungen», heißt es darin. Man habe aus Fehlern gelernt und vieles verbessert. Sie wollten nun ihre 78-jährige Tradition fortsetzen, die Verdienste um Film und Fernsehen mit einer Preisvergabe am 9. Januar zu würdigen.
Das Format der Preis-Gala steht allerdings noch in den Sternen. Gibt es Star-Moderatoren, etwa wie in früheren Jahren Tina Fey, Amy Poehler oder Ricky Gervais? Teilen Promis auf der Bühne Trophäen aus? Holen Nominierte ihre Preise ab? «Ich kann mit Sicherheit sagen, dass es nicht die gewöhnliche Trophäen-Show sein wird», sagte die im September gewählte HFPA-Vorsitzende Helen Hoehne der US-Zeitschrift «Vanity Fair». Man werde die Ehrung ohne Fernsehgala in «bescheidener» Weise angehen, führte die deutsche Journalistin weiter aus.
Im Vorfeld der Nominierungen, die am Montag per Livestream verkündet werden, stechen in Hollywood bereits einige Kandidaten heraus. Zu den Favoriten der diesjährigen Preissaison zählen Steven Spielbergs Musical-Remake «West Side Story», der Science-Fiction-Film «Dune», Joel Coens «Macbeth», «The Power of the Dog» von Jane Campion, das Gehörlosendrama «Coda», die Romanze «Licorice Pizza» (Paul Thomas Anderson) und der Psychothriller «Nightmare Alley» (Guillermo del Toro).
Darsteller mit Preischancen sind unter anderem Will Smith («King Richard»), Denzel Washington und Frances McDormand («Macbeth»), Adam Driver und Lady Gaga («House of Gucci»), Kristen Stewart («Spencer»), Jennifer Hudson («Respect») und Leonardo DiCaprio («Don’t Look Up»).
Auch deutsche Filmschaffende können Montagfrüh auf eine Globe-Nominierung hoffen. Maria Schraders Tragikomödie «Ich bin dein Mensch», die 2022 für Deutschland ins Oscar-Rennen geht, könnte es in die «Foreign Language»-Sparte schaffen. Maren Eggert spielt darin eine Wissenschaftlerin, die einen humanoiden Roboter als Partner testen soll. Der aus Frankfurt am Main stammende Star-Komponist Hans Zimmer (64) komponierte in diesem Jahr die Musik für «Dune» und für den Bond-Streifen «Keine Zeit zu sterben». Zwei Globes hat er schon, 1995 für «König der Löwen», 2001 für «Gladiator».