Die Berlinale 2022 soll trotz gestiegener Infektionszahlen im Februar stattfinden – allerdings mit verschärften Regeln. Die Kapazitäten in den Kinos werden begrenzt, außerdem soll die 2G-plus-Regel gelten.
«Wir sind uns der Herausforderungen bewusst, die durch den unberechenbaren Verlauf der Pandemie entstehen», teilte die Festivalleitung mit. Gleichzeitig spiele die Kultur eine elementare Rolle in der Gesellschaft.
Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals der Welt. Die nächste Ausgabe soll in vier Wochen beginnen. Eröffnet werden soll das Festival dann am 10. Februar mit dem neuen Film des französischen Regisseurs François Ozon – der Film heißt «Peter von Kant» und nimmt am Wettbewerb teil.
In den vergangenen Wochen war mehrfach spekuliert worden, was aus der Berlinale wird. Nach den jüngsten Beschlüssen des Bundes und des Berliner Senats seien die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen nochmals überprüft worden, hieß es in der Mitteilung. Format und Konzept seien entsprechend der Pandemie verändert worden.
Keine Partys und Reduktion auf 50 Prozent
Zutritt sollen demnach nur Menschen haben, die bereits gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Infektion genesen sind. Außerdem braucht man einen Corona-Test und einen Mund-Nase-Schutz. Das Konzept sehe auch eine grundsätzliche Reduktion der Platzkapazitäten in den Kinos auf 50 Prozent vor, hieß es. «Pandemiebedingt werden Partys und Empfänge nicht stattfinden können.»
Für Filmteams werde es jedoch «in einem reduzierten Format» Auftritte auf dem roten Teppich geben. Wer allerdings letztlich anreisen kann und wird, war zunächst nicht bekannt. Zur Berlinale kommen üblicherweise Filmschaffende aus vielen Ländern. Teile des Festivals werden ins Internet verlegt, etwa die Messe European Film Market und die Reihe Talents für junge Filmschaffende.
Derzeit steigen die Infektionszahlen in Deutschland stark an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden erstmals mehr als 80.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert. International waren zuletzt einige Kulturveranstaltungen abgesagt worden. Das Sundance-Filmfestival in den USA wurde ins Internet verlegt, auch die Vergabe der Grammy-Preise wurde vorerst verschoben.
Ozon interpretiert Fassbinder
Die Berlinale hatte bereits im vergangenen Jahr umplanen müssen, hält nun aber trotz Ausbreitung der Omikron-Variante an einem Präsenzfestival fest. Die Eröffnung ist weiterhin für den 10. Februar geplant. «Für den diesjährigen Auftakt haben wir einen Film gesucht, der Leichtigkeit und Schwung in unseren trüben Alltag bringen kann», teilte der künstlerische Direktor Carlo Chatrian mit. Ozons Film sei eine freie Interpretation von Rainer Werner Fassbinders Meisterwerk «Die bitteren Tränen der Petra von Kant».
In den Tagen danach sollen Filmteams wie üblich ihre Filme vorstellen. Die Preisverleihung wird vorgezogen auf den 16. Februar. Danach soll es mehrere Publikumstage bis zum 20. Februar geben. Kinoverbände werteten die Pläne als Hoffnungssignal für die Branche.
Mit Signalwirkung
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sieht darin ein Signal an die Filmbranche, das Publikum und die Kulturszene. «Wir wollen die Berlinale möglich machen und nach dem Stand der Überlegungen heute können wir das erreichen», teilte sie mit. Natürlich gehe das in den heutigen Zeiten nur mit schmerzhaften Einschnitten und mit «dauernder Wachsamkeit». «Die Pandemielage ist dynamisch und die Berlinale passt sich den Herausforderungen an.»
Filmteams haben einen langen Vorlauf, um ihren Auftritt zu planen. Erste Namen des Programms wurden bereits bekanntgegeben. Die französische Schauspielerin Isabelle Huppert soll den Goldenen Ehrenbären der Berlinale bekommen. Als Jurypräsident wurde Regisseur M. Night Shyamalan («The Sixth Sense») ausgewählt. Das ganze Programm soll kommenden Mittwoch (19. Januar) veröffentlicht werden.
Die Berlinale gilt als besonderes Publikumsfestival, weil neben Fachleuten aus der Film- und Medienbranche auch viele Besucherinnen und Besucher dort sind. Vor der Pandemie wurden für die Filmvorführungen regelmäßig mehr als 300.000 Tickets verkauft. Nun stellt sich auch die Frage, wie das Festival unter Pandemiebedingungen finanziert wird.
«Wir haben noch keine genauen Zahlen für die zusätzlichen Kosten, weil wir die Einnahmeausfälle durch weniger Tickets, Sponsoren oder Filmmarkt noch nicht komplett übersehen können», teilte Roth mit. «Wir gehen von einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag aus. Wenn wir damit eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt absichern und ein Zeichen für die Kultur setzen können, dann sind diese Mittel gut angelegt.»
Natürlich sei ihre Hoffnung, «dass wir auch Film- und Produzententeams hier haben, die ihre Filme dann vorstellen». Auch hier werde sich die Berlinale strikt an die Corona-Regeln halten.
Ob eine Boosterimpfung als Ersatz für einen Test akzeptiert wird, wird nach Angaben einer Festivalsprecherin noch geprüft. Im vergangenen Jahr hatten Journalistinnen und Journalisten Filme online geschaut, auch das ist diesmal nicht geplant.