Spaniens umstrittener Altkönig Juan Carlos ist bei seinem ersten Heimatbesuch seit knapp zwei Jahren mit Hochrufen, Küssen, Beifall und Begrüßungsplakaten gefeiert worden. «Viva el Rey!» (Hoch lebe der König) skandierten die Menschen in Sanxenxo auch am Sonntag immer wieder, als der 84-Jährige zum Segelclub der Hafengemeinde im Nordwesten des Landes fuhr.
«Sehr gut, sehr gut, ihr seht es ja», hatte der in Abu Dhabi im Exil lebende Vater von König Felipe VI. am Samstag auf dem Beifahrersitz des Autos seines Gastgebers Pedro Campos auf die Frage von Journalisten gesagt, wie der Besuch bisher verlaufen sei. «Er sieht so glücklich aus», wurde Campos‘ Frau Cristina Franze in der Zeitung «El Mundo» zitiert.
Der Ex-König geht am Stock
Juan Carlos hatte seine Heimat am 4. August 2020 zunächst mit unbekanntem Ziel verlassen. Später tauchte er in Abu Dhabi auf. Anfang März ließ er nach der Einstellung aller Strafermittlungen wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten verlauten, er wolle vorerst zwar im Exil bleiben, die Heimat aber bald sporadisch besuchen.
Bevor er am Sonntag am Stock und von Freunden gestützt wieder in die Rennjacht «Bribón» stieg, auf der er am Samstag bereits sechs Stunden lang gesessen hatte, um am letzten Tag der Regatta in Sanxenxo teilzunehmen, machte der Bourbone mit der roten Mütze für Fans und Fotografen lächelnd das Siegeszeichen. Für eine positive Bilanz des fünftägigen Kurzbesuches war es am Sonntag jedoch noch zu früh. Am Montag, dem letzten Reisetag, stand nämlich in Madrid das erste, zündstoffgeladene Wiedersehen mit Sohn Felipe (54), Gattin Sofía (84) und dem Rest der Familie auf dem Programm.
Das Treffen hielt Spanien seit der Ankunft des Altkönigs am Donnerstag in Atem. Es ist kein Geheimnis, dass die Beziehungen wegen der vielen Affären um Juan Carlos nicht zum Besten stehen. Felipe bemüht sich, das vor allem durch seinen Vater ramponierte Image des Königshauses zu verbessern, und hält den Papa auf Abstand. Auf der offiziellen Agenda des Königshauses stand die Zusammenkunft im Zarzuela-Palast nordwestlich von Madrid schon mal nicht. Der in Sachen Königshaus stets gut informierte Journalist Fernando Ónega sagte, das Treffen werde unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. «Es wird höchstens ein Foto geben.»
Kleine Protestkundgebung
Während es in Sanxenxo nur eine kleine Protestkundgebung von Monarchie-Gegnern gab, könnte es in Madrid zu mehr Unmutsäußerungen kommen. Auch Politiker der linken Regierungskoalition kritisieren Juan Carlos in aller Schärfe. Einige, wie Ministerpräsident Pedro Sánchez, fordern «Erklärungen», andere gehen weiter und sagen, mit seinem Besuch erniedrige der Altkönig die spanische Demokratie.
In dem kleinen, sehr konservativen Nobelort Sanxenxo – in dem viele Wohlhabende wie Unternehmer Campos und Ex-Ministerpräsident Mariano Rajoy Ferienhäuser besitzen – hatte Juan Carlos derweil ein «Heimspiel». Dort segelte er trotz eingeschränkter Mobilität, genoss Meeresdelikatessen und besuchte im nahen Pontevedra am Samstagabend auch ein Handballspiel seines Enkels Pablo Urdangarin, der ihn nach der Begegnung lange umarmte und küsste, während Fans auf den Tribünen «Viva el rey!» riefen. In Sanxenxo wurde Juan Carlos laut Medien von einflussreichen Freunden aus Madrid besucht.
Das Medieninteresse an dem Besuch des Mannes, der fast 40 Jahr lang Staatsoberhaupt von Spanien war, ist enorm. Rund 200 Journalisten aus dem In- und Ausland kamen nach Angaben des TV-Senders RTVE nach Sanxenxo. In Talkshows wurde hitzig darüber debattiert, ob sich der Altkönig nicht doch endlich entschuldigen müsse.