Ukrainer fordert auf der ESC-Bühne Hilfe für sein Land
Eigentlich verboten: Oleh Psjuk vom ukrainischen Kalush Orchestra äußert sich politisch. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jens Büttner/dpa)

Beim Eurovision Song Contest in Turin haben die Musiker aus der Ukraine am Ende ihres Auftritts ein klares politisches Statement abgegeben.

«I ask all of you: Please help Ukraine, Mariupol, help Asov stal – right now», sagte Sänger Oleh Psjuk am Samstagabend (Ich bitte Euch alle: Helft der Ukraine, Mariupol und den Menschen im Asow-Stahlwerk). Das Stahlwerk in Mariupol steht zurzeit unter russischem Beschuss. In einer kämpferischen Geste schlug Psjuk dann mit der Faust seiner rechten Hand auf seine Brust.

Politische Gesten beim ESC verboten

Laut Regelwerk sind «Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur» auf der ESC-Bühne explizit verboten. Die Veranstalter äußerten jedoch Verständnis. «Wir verstehen die starken Gefühle, wenn es dieser Tage um die Ukraine geht, und betrachten die Äußerungen des Kalush Orchestra und anderer Künstler zur Unterstützung des ukrainischen Volks eher als humanitäre Geste und weniger als politisch», sagte ein Sprecher der Europäischen Rundfunkunion EBU auf dpa-Anfrage.

Publikum zeigt sich solidarisch

Die ESC-Moderatoren reagierten verblüfft und mit ernster Miene. Das Publikum bekundete der Ukraine derweil laut Solidarität. Die Zuschauer applaudierten stehend dem Kalush Orchestra mit ihrem Lied «Stefania». Zu sehen waren zahlreiche ukrainische Fahnen und ein Transparent mit einem Herz. Im Finale stehen insgesamt 25 Länder.

Der Ukraine waren vor dem Wettbewerb hohe Chancen ausgerechnet worden, zu gewinnen. Derzeit könnte das Land aber bei einem Sieg keinen ESC ausrichten, weil in dem Land Kriegsrecht herrscht. Damit sind keine Großveranstaltungen erlaubt; und es gelten etwa nächtliche Ausgangssperren. Die Ukraine steht unter Attacke eines Angriffskriegs von Russland, das wegen der völkerrechtswidrigen Invasion vom ESC ausgeschlossen ist. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.