Besser könnte es für Tom Cruise zu seinem runden Jubiläum kaum laufen. Wenige Wochen vor seinem 60. Geburtstag legte der Schauspieler den besten US-Kassenerfolg in seiner 40-jährigen Hollywood-Karriere hin.
Nach dem Kinostart Ende Mai spielte «Top Gun: Maverick» mit Cruise in der Rolle des Piloten Pete Mitchell alias Maverick in Nordamerika binnen zehn Tagen über 291 Millionen Dollar ein. Frühere Hit-Filme von Cruise wie «Rain Man» oder «Mission:Impossible»-Folgen hatten es in ihrer gesamten Laufzeit nie so weit gebracht. Diesen Sonntag (3.7.), wenn Cruise 60 Jahre alt wird, kann Hollywoods Sonnyboy auch seine neue Berühmtheit feiern.
Strahlend in Cannes
Bei den Filmfestspielen in Cannes stand er im Mai strahlend im Rampenlicht. Anlässlich der Europapremiere von «Top Gun: Maverick» drehten Flieger der französischen Luftwaffe Runden über dem Festspielort, für Cruise gab es die selten verliehene Goldene Ehren-Palme. Dass sein erster «Top Gun»-Auftritt als der draufgängerische Kampfpiloten-Schüler Maverick 36 Jahre zurückliegt, ist schwer zu glauben. Damals, 1986, wie heute absolviert Cruise die meisten Stunts in seinen Filmen selbst, damit es echter wirkt.
«Ich wollte die Kunstform nach vorne bringen», sagte er bei den Filmfestspielen in Cannes auf die Frage angesprochen, warum er die Strapazen auf sich nehme. «Ich habe mich gefragt: Wie kann ich die Zuschauer in einen Film vertiefen, in diese Art von Action.» Dinge wie Helikopterfliegen oder Fallschirmspringen habe er immer schon machen wollen. Bereits als vierjähriges Kind habe er sein Bettlaken als Fallschirm benutzt und sei vom Dach gesprungen, erzählte er.
Cruise gilt in Hollywood als Perfektionist, der sein Image selbst gekonnt steuert. Er würde an jedem Drehtag «110 Prozent» geben, bescheinigte «Top Gun: Maverick»-Regisseur Joseph Kosinski dem Star kürzlich im Interview mit dem Kinoportal «Deadline». «Er macht das seit 40 Jahren und liebt seine Arbeit und wird dabei kein bisschen langsamer.» Cruise würde eher «noch mehr Gas geben», sagte Kosinski.
Privatleben unter Verschluss
Bei der glamourösen Film-Premiere in London lief Cruise Ende Mai strahlend neben dem britischen Prinzen William und dessen Frau Herzogin Kate über den roten Teppich. Zu Werbezwecken für seine Filme meistert der Schauspieler das Blitzlichtgewitter perfekt – sein Privatleben dagegen hält er seit Jahren strikt unter Verschluss. Über romantische «Dates» kann die Boulevardpresse nur spekulieren – zuletzt wurde Cruise 2020 eine Beziehung mit der Britin Hayley Atwell (40, «Avengers: Endgame») nachgesagt, seinem Co-Star in den nächsten beiden «Mission: Impossible»-Folgen.
Nach seiner schlagzeilenträchtigen Scheidung von Schauspielerin Katie Holmes (43) vor zehn Jahren war Cruise in der Öffentlichkeit quasi abgetaucht. Die gemeinsame Tochter Suri, heute 16 Jahre alt, wuchs fernab von Hollywood weitgehend bei ihrer Mutter in New York auf.
Die Ehe mit Holmes war die dritte für Cruise. Von 1987 bis 1990 war er mit der Schauspielerin Mimi Rogers verheiratet. Noch im Scheidungsjahr gab er der Australierin Nicole Kidman das Jawort. Sie adoptieren zwei Kinder, Isabella und Connor, heute 29 und 27 Jahre alt. Sie galten als Traumpaar, bis zur plötzlichen Trennung nach zehn Ehejahren. Auch das Ende mit Holmes kam für die Öffentlichkeit überraschend.
Mit übereifrigen Freudenhopsern auf einem Sofa in der TV-Sendung von Talkmasterin Oprah Winfrey hatte Cruise 2005 seine Liebe zu der 17 Jahre jüngeren Holmes zur Schau gestellt. Nach einer filmreifen Verlobung auf dem Pariser Eiffelturm gab sich das Paar in einer streng abgeschirmten Trutzburg bei Rom im November 2006 das Jawort, da war Töchterchen Suri schon ein halbes Jahr alt.
Eingefleischter Scientologe
2012 brachte Holmes «unüberbrückbare Differenzen» als Grund für ihren Scheidungsantrag vor. Die Medien spekulierten schon lange über Scientology-Streitereien zwischen den Ehepartnern. Cruise ist ein eingefleischter Scientologe, Holmes wurde katholisch erzogen. Mit seiner offensiven Mission für die umstrittene Organisation hatte er häufiger für Wirbel gesorgt. 2005 kritisierte er in einer TV-Show seine Kollegin Brooke Shields dafür, zeitweise Psychopharmaka gegen eine postnatale Depressionen genommen zu haben. Sie hätte lieber Vitamine schlucken und Sport machen sollen, riet Cruise.
Neben Shields hatte er 1981 in dem Drama «Endlose Liebe» seinen ersten Filmauftritt. Mit Sean Penn drehte er dann den Militärstreifen «Die Kadetten von Bunker Hill». Der Durchbruch als Hauptdarsteller kam mit 21 Jahren mit dem Jugendfilm «Risky Business». «Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel» machte ihn 1986 zum Star.
Cruise spielte neben Paul Newman in «Die Farbe des Geldes», neben Dustin Hoffman in «Rain Man» (1988). Schlag auf Schlag lieferte er Hits: «Geboren am 4. Juli», «Tage des Donners», «Eine Frage der Ehre», «Die Firma» und 1996 die erste «Mission: Impossible».
Keine Scheu vor schrägen Rollen
In Deutschland schlug ihm allerdings Kritik entgegen, als er 2008 in Berlin den Stauffenberg-Film «Operation Walküre» vorstellte. Dass ein Hollywood-Star und bekennender Scientologe den Hitler- Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielt, war umstritten. Es gab zudem Pannen am Set und Querelen um die Genehmigung für Aufnahmen im historischen Berliner Bendlerblock.
Cruise scheute nicht vor schrägen Rollen zurück, etwa mit langer Mähne als Rockstar in dem Filmmusical «Rock of Ages», oder im Fettanzug mit Glatze als hysterischer Studio-Boss in der Actionkomödie «Tropic Thunder». Dreimal wurde er für Hollywoods höchsten Preis nominiert, für «Geboren am 4. Juli», «Jerry Maguire – Spiel des Lebens» und «Magnolia», doch einen Oscar hat er bisher nicht gewonnen.
Nach dem Mord-Thriller «Jack Reacher» und Ausflügen ins Science-Fiction-Genre mit «Oblivion» und «Edge of Tomorrow» können sich die Fans nun wieder auf Cruise in seiner gefeierten Paraderolle als Geheimagent Ethan Hunt freuen. Cruise hatte Ende April bei der Film-Fachmesse CinemaCon per Videobotschaft von Dreharbeiten in Südafrika Szenen vorgestellt, gespickt mit waghalsigen Stunts. «Mission: Impossible 7 – Dead Reckoning Part 1» von Regisseur Christopher McQuarrie soll im Juli 2023 in die Kinos kommen.
Doch Cruise will höher hinaus: Der Hollywood-Star und die US-Raumfahrtbehörde Nasa planen einen Dreh an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Die Pläne wurden im Mai 2020 verkündet, der Titel ist noch geheim.