Stammgäste in Bayreuth: Angela Merkel und Joachim Sauer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Perfektes Timing: Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt 15 Minuten vor Vorstellungsbeginn am Bayreuther Festspielhaus an. Traditionell nehmen dann oben Bläser Aufstellung, um einige Takte aus dem jeweiligen Wagnerschen Musikdrama zu spielen und so auf den baldigen Vorstellungsbeginn hinzuweisen.

Zusammen mit Ehemann Joachim Sauer schreitet sie bei Temperaturen von 35 Grad über den roten Teppich, es gibt freundlichen Applaus der Schaulustigen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) breitet die Arme weit aus, um Merkel überschwänglich zu begrüßen. Nach wenigen Minuten ist sie im Festspielhaus verschwunden, «Tristan und Isolde» beginnt.

Der erste Aufzug der Produktion von Regisseur Roland Schwab und Dirigent Markus Poschner wurde von den Festspielgästen mit langem und begeistertem Beifall gefeiert. Die Bühne war wie ein futuristischer Spa-Bereich gestaltet, oben Himmel, unten Wasser.

Es glitzert und es funkelt

Merkel reist schon seit vielen Jahren regelmäßig nach Bayreuth zu den Festspielen. Ein weiterer Stammgast ist Moderator Thomas Gottschalk. Er wuchs im nahen Kulmbach auf – «endlich einer von uns», kommentierte deshalb ein Fan die Ankunft des Entertainers.

In diesem Jahr kam er mit Partnerin Karina Mroß, sie trug eine Abendrobe in dunklem Pinkton mit viel Glitzer und einem Cape. Überhaupt – es glitzerte und funkelte an vielen Roben, auch Söders Frau Karin Baumüller-Söder entschied sich für ein glitzerndes Kleid in dunkelblau.

Die aktuelle Bundesregierung war schwach vertreten, Kanzler Olaf Scholz (SPD) war nicht angereist. Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) war zwar angekündigt, hat ihre Termine wegen einer Corona-Erkrankung aber abgesagt. In Bayreuth dabei waren Bauministerin Klara Geywitz (SPD) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). 2018 noch hatten sich der jetzige Finanzminister Christian Lindner (FDP) und seine damalige Freundin Franca Lehfeldt als Paar präsentiert. Inzwischen sind sie verheiratet, verzichteten aber in diesem Jahr auf einen Besuch in Bayreuth.

Merkel trug diesmal ein zweiteiliges gelbes Ensemble aus Blazer und langem Rock – ähnlich wie 2019. Gelb war modisch neben Glitzer auch angesagt: Karin Stoiber, Frau von Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber, hatte sich auch für diese sommerliche Farbe entschieden. Auch zu sehen – grün. Die Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, hatte diese Farbe gewählt. Ebenso die fränkische Weinkönigin Eva Brockmann, die als Gast des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler) dabei war.

Katharina Wagner mit Maske

Nur kurz zeigte sich Intendantin Katharina Wagner. Sie schaute aus der Tür des Königsportals, ließ sich mit Söder fotografieren, trug dabei aber eine Maske. Die Festspielleitung hatte auch an die anderen Gäste appelliert, sich mit Masken zu schützen.

Zugleich hatte Wagner am Wochenende die Staatsregierung dafür kritisiert, dass nach dem Festspiel-Auftakt ein großer Staatsempfang geplant war, obwohl die Corona-Infektionszahlen in der Region hoch sind. Merkel hielt sich im Haus an die Masken-Empfehlung, Bilder zeigen sie mit blauem Mund-Nase-Schutz.

In Bayreuth begannen an diesem heißen Montag Festspiele der Superlative – denn nicht weniger als fünf neue Produktionen stehen auf dem Spielplan. Nach «Tristan und Isolde» sind dies die vier Teile des «Ring des Nibelungen».

Champagner-Bratwurst

Bei den hohen Temperaturen fächerten sich viele Besucherinnen und Besucher schon lange vor Vorstellungsbeginn Luft zu, gefragt waren bei der Gastronomie Eis und kühle Getränke. Zu kaufen gab es aber auch Champagner-Bratwurst.

Kontrastprogramm dagegen am Fuße des Grünen Hügels. «Die Welt kann sich keine Reichen leisten», stand auf einem Banner, das Klimaaktivisten dort zwischen Bäumen befestigt hatten. In den Morgenstunden hatte die Gruppe die Bäume noch besetzt, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.

Von Kathrin Zeilmann und Britta Schultejans, dpa