«Danke, Wolfgang» – Trauer um Star-Regisseur Petersen
Wolfgang Petersen ist tot. Der Regisseur starb im Alter von 81 Jahren. (Urheber/Quelle/Verbreiter: picture alliance / Clemens Bilan/dpa)

Die Filmwelt hat mit Trauer und Bestürzung auf den Tod des Star-Regisseurs Wolfgang Petersen reagiert. «Danke, Wolfgang, für die vielen Tage und Stunden, die ich mit Dir verbringen durfte», schrieb Schauspieler Jürgen Prochnow (81) in einem Statement. Die beiden hatten zusammen den legendären Film «Das Boot» gedreht.

Petersen, Regisseur von Filmen wie «Outbreak», «Air Force One» und «Der Sturm», starb im Alter von 81 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs, wie seine Assistentin am Dienstag (Ortszeit) der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Er sei am Freitag friedlich im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Brentwood, einem Teil von Los Angeles, gestorben. Seine Frau Maria war an seiner Seite.

Über Petersens Tod zeigte sich Prochnow «zutiefst erschüttert und sehr, sehr traurig», wie es in einem Statement hieß, das sein Management veröffentlichte. «Was bleibt sind die Erinnerungen, die Erinnerungen an einen wunderbaren Regisseur und Freund.»

«Das Boot» gilt als Meilenstein

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte: «Mit Wolfgang Petersen verlieren wir einen großartigen Regisseur, der seit den siebziger Jahren mit seinen Arbeiten für Fernsehen und Kino Maßstäbe für gleichermaßen packendes wie ambitioniertes Erzählen gesetzt hat.» Sein Film «Das Boot» gelte als Meilenstein in der deutschen Filmgeschichte.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der Witwe und erklärte: «Wolfgang Petersen war ein deutscher Weltstar, ein großer Künstler für die großen Geschichten, die, das war früh sein Ziel, mit großem Etat auf große Leinwände sollten.» Er lebe in seinen Filmen weiter. Bavaria Film schrieb in einem Nachruf: «Er wird fehlen.»

Dreh mit vielen Hollywood-Stars

Stars wie Clint Eastwood, Dustin Hoffman, Harrison Ford, George Clooney, Brad Pitt, Diane Lane und Glenn Close hatten mit dem deutschen Hollywood-Regisseur gedreht. Für die Filmwelt kam sein Tod überraschend. Sie habe eine «besondere Erinnerung» an die Dreharbeiten mit Petersen für den Film «Air Force One», schrieb Glenn Close in einer Mitteilung. Obwohl das Skript packend und unglaublich intensiv war, hätten sie sehr viel gelacht.

«In meiner Erinnerung war er ein Mann voller Lebensfreude, der das tat, was er am meisten liebte», würdigte der Hollywood-Star den Regisseur. In dem Action-Thriller «Air Force One» (1997) spielte Harrison Ford einen fiktiven US-Präsidenten und Close seine Vize-Präsidentin.

«Mein Herz ist heute traurig», schrieb Diane Lane in einer Mitteilung laut «Deadline.com». «Wolfgang war eine große, liebevolle Seele». Mit seiner positiven Unterstützung habe er allen bei den Dreharbeiten geholfen. Durch ihn sei sie zu einer besseren Schauspielerin geworden, würdigte Lane den Regisseur. Petersen hatte sie im Jahr 2000 an der Seite von George Clooney und Mark Wahlberg für das Schiffsuntergang-Drama «Der Sturm» vor die Kamera geholt.

Der Werdegang von Wolfgang Petersen

Der in Emden geborene und in Hamburg aufgewachsene Regisseur lernte sein Handwerk an der deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. 1971 hatte er gleich mit dem «Tatort»-Krimi «Blechschaden» Erfolg. Die Folge «Reifezeugnis» (1977) mit Nastassja Kinski machte ihn und die junge Darstellerin über Nacht berühmt. Zum Tabubrecher wurde Petersen 1977 mit dem Kinofilm «Die Konsequenz», der von einer homosexuellen Liebe handelt.

Das Kino-Epos «Das Boot» (1981) über die Besatzung eines deutschen U-Boots im Zweiten Weltkrieg, mit Jürgen Prochnow und Herbert Grönemeyer, bahnte Petersen den Weg nach Hollywood. Der Film wurde mit sechs Oscar-Nominierungen, darunter für Regie und adaptiertes Drehbuch, bedacht. Mit dem Fantasy-Märchen «Die unendliche Geschichte» (1984) landete Petersen einen weiteren Kassenhit, gefolgt von dem Science-Fiction-Film «Enemy Mine» (1985), alle bei Bavaria Film nahe München gedreht.

Seit 1987 lebte der Regisseur mit seiner Frau in Los Angeles. Dort holte er Hollywood-Stars wie Clint Eastwood («In the Line of Fire»), Dustin Hoffman («Outbreak»), Harrison Ford («Air Force One»), George Clooney («Der Sturm») und Brad Pitt («Troja») vor die Kamera.

Für ein Remake seiner alten Fernseh-Komödie «Vier gegen die Bank» aus den 1970er Jahren, kehrte Petersen 2016 in seine Heimat zurück. Der Gaunerfilm war mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Jan Josef Liefers und Michael «Bully» Herbig prominent besetzt.

Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow würdigte Petersen als einen der Großen des deutschen Films. «’Vier gegen die Bank‘, ‚Reifezeugnis‘, ‚Das Boot‘ – Wolfgang Petersen hat in der ARD das Genre Fernsehfilm auf Kino-Level gehoben – und damit den Grundstein für seine einzigartige Hollywood-Karriere gelegt», schrieb Buhrow in einer Mitteilung. «Mit ihm geht ein visionärer Erzähler und ganz Großer des deutschen Films.»

Martin Moszkowicz, Chef der Constantin Film, erklärte: «Die Filmbranche verliert einen der großen Filmemacher. Wolfgang Petersen hat Filmgeschichte geschrieben. Klassiker wie ‚Das Boot‘ und ‚Die unendliche Geschichte‘ sind Teil der gemeinsamen Geschichte von Wolfgang Petersen und der Constantin Film. Wir trauern mit Angehörigen, Freunden und Kollegen um einen außergewöhnlichen Filmemacher.»

Von Barbara Munker, dpa