Thomas Gottschalk: «Wetten dass..?»-Lagerfeuer soll knistern
Thomas Gottschalk lässt «Wetten, dass..?» noch einmal aufleben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Banneyer/dpa)

Nach dem großen «Wetten dass..?»-Revival vor einem Jahr geht die Show in eine nächste Runde. Internationale Stars wie John Malkovich und Robbie Williams sind ebenso dabei wie Wettkandidaten mit verrückten Talenten. Mittendrin: TV-Legende Thomas Gottschalk. Der ist bereit für die große ZDF-Bühne am Samstag um 20.15 Uhr in Friedrichshafen, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Frage: Bei der «Wetten dass..?»-Show vor einem Jahr hatten Sie knapp 14 Millionen Zuschauer, man könnte sagen: Follower. Sind Sie ein Unterhaltungs-Influencer?

Antwort: Wie man weiß, vermeide ich die Fahrt auf der Achterbahn der «Sozialen Medien» so gut es geht. «Influencer» klingt mir etwas zu sehr nach Selbstinszenierung und ich bin nicht auf der Jagd nach möglichst vielen «Followern». Ich will die Leute unterhalten und wünsche mir dabei möglichst viele Zuschauer.

Frage: Sorgt die enorme Quote der letzten Sendung bei Ihnen für noch mehr Gelassenheit oder für Erwartungsdruck, die Zahl halten oder steigern zu wollen, zu müssen?

Antwort: Ich bin mir natürlich im Klaren darüber, dass die Erwartungshaltung groß ist, aber ich lasse mich davon nicht verrückt machen. Es geht um Unterhaltung. Solange alle, die mir zuschauen, ihren Spaß dabei haben, ist das Klassenziel erreicht. Je mehr, desto besser.

Frage: Was hat sich aus Ihrer Sicht am neuen «Wetten dass..?» im Vergleich zu den früheren Shows verändert?

Antwort: Es gibt keine Weltstars mehr, auf die sich alle Altersgruppen einigen können. Wenn Paul McCartney auf meiner Couch sitzt, geht mir das Herz über. Ein Fünfzehnjähriger fragt: «Wer ist der alte Mann?» Von den Beatles hat er nie was gehört. Ich hingegen kann mit den aktuellen Eintagsfliegen wenig anfangen, deren Berühmtheit sich darin begründet, dass sie Millionen Klicks vorweisen können, oder ein Casting gewonnen haben. Das sind die Celebrities von heute. Mit Sophia Loren oder Cher locke ich niemanden mehr hinter dem Ofen vor.

Frage: Sie sagen gerne, Sie machen Unterhaltung, die man nicht ernst nehmen müsse. Ist das in Krisenzeiten umso wichtiger?

Antwort: Dazu stehe ich. Es gab immer Gründe, an der Welt zu verzweifeln. Ich habe private, politische und gesellschaftliche Krisen durchlebt und bin ein fröhlicher Mensch geblieben. Ich habe immer nur schillernde Seifenblasen produziert, die irgendwann geplatzt sind. Man sollte das kindliche Vergnügen genießen, das man dabei verspürt. Ich tue das mit großer Begeisterung, aber es ist kein Grund, mich oder das, was ich mache, besonders ernst zu nehmen.

Frage: Sie haben eine Fußballnationalspielerin auf der Couch sitzen. Gucken Sie die Herren-Fußball-WM in Katar?

Antwort: Ich war nie ein Fussball-Freak, aber ich konnte mal die Nationalmannschaft auswendig runter rattern. Heute kenne ich nur noch Manuel Neuer und Thomas Müller. Ab dem Halbfinale bin ich aber spätestens dabei.

Frage: Auf dem ZDF-«Wetten dass..?»-Sofa muss niemand frieren?

Antwort: Man hat «Wetten dass..?» oft als «Kaminfeuer der Nation» bezeichnet. Ich freue mich über diese Beschreibung und werde alles geben, dass es auch diesmal wieder knistert.

ZUR PERSON: Thomas Gottschalk, geboren 1950 in Bamberg, gilt als einer der letzten Showmaster alter Schule. Mit «Wetten, dass..?» (unter seiner Moderation 1987-1992, 1994-2011 sowie 2021) erreichte er ein riesiges Publikum. Seitdem war und ist Gottschalk in unterschiedlichen Formaten zu sehen – unter anderem «Das Supertalent», «50 Jahre ZDF-Hitparade», «Denn sie wissen nicht, was passiert», im Radio und in einer eigenen Literatursendung. Mit «Herbstblond» und «Herbstbunt» schrieb er zwei Autobiographien.

Interview: Ute Wessels, dpa