Die 92 Benin-Bronzen aus dem Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum gehören nun offiziell wieder Nigeria. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und der Generaldirektor der «National Commission for Museums and Monuments» Nigerias, Abba Isa Tijani, unterzeichneten am Donnerstag in Köln eine Vereinbarung zur Eigentumsübertragung. «Das ist heute ein Meilenstein in einer jahrzehntelangen, zähen Debatte um die Rückgabe von geraubter Kunst, mit nationaler und internationaler Bedeutung», sagte Reker. Tijani sprach von einem «sehr aufregenden Tag».
Die Britische Armee hatte 1897 rund 5000 Kunstwerke aus dem Herrscherpalast des Königreichs Benin geraubt, das im heutigen Nigeria liegt. Sie wurden in ganz Europa versteigert. Etwa 1100 sogenannte Benin-Bronzen befinden sich heute in rund 20 deutschen Museen – das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) hat die viertgrößte Sammlung. In diesem Sommer hatten sich Deutschland und Nigeria auf einen Weg zur Rückführung der geraubten Objekte geeinigt.
Drei Bronzen sollen noch im Dezember nach Nigeria zurückgebracht werden. Darunter ist ein kunstvoll verzierter Schlüssel. Dieser solle symbolisch die Tür öffnen für eine neue Kooperation zwischen Kölner und nigerianischen Museen, sagte Reker. Dadurch werde sich ein ganz neuer Zugang zu den Kunstwerken und der Kultur Nigerias insgesamt ergeben.
Wie geht es jetzt weiter?
52 Bronzen sollen ab 2023 schrittweise zurückgeführt werden, 37 Objekte bleiben zunächst für zehn Jahre als Leihgaben in Köln. Der Stadtrat hatte die Rückgabe der Kunstwerke in der vergangenen Woche formell beschlossen.
Tijani sagte, die Rückgabe der Bronzen markiere für Nigeria ein neues Kapitel in der Geschichte. Die Kunstwerke seien für die Menschen in Nigeria ein Teil ihrer Identität, da sie zur Kultur ihrer Vorfahren gehörten.
Am Mittwoch waren bereits die Eigentumsrechte für 70 Objekte aus der Sammlung des Stuttgarter Linden-Museums an Nigeria übertragen worden. Am Freitag soll eine entsprechende Rückgabevereinbarung in Hamburg vorgestellt werden. Bereits im August hatte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin das Eigentum ihres großen Bestandes an Benin-Bronzen an Nigeria übertragen.