Bedeutende Neuerungen bei der Krönungszeremonie von König Charles III. und Königin Camilla sollen die Vielfältigkeit der modernen britischen Gesellschaft widerspiegeln. So spielen bei der Zeremonie am 6. Mai in der Westminster Abbey erstmals Vertreter anderer Religionen bei der Krönung eines britischen Monarchen eine aktive Rolle, wie der Lambeth-Palast, der Sitz des Erzbischofs von Canterbury, in der Nacht mitteilte.
Jüdische, hinduistische, muslimische, buddhistische und Sikh-Geistliche werden dem König eine gemeinsame Grußbotschaft ausrichten, Mitglieder der Religionen ihm die Insignien aushändigen. Der Schritt symbolisiere den tief verwurzelten Glauben an die Förderung der Einheit zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen und seinen Einsatz für interreligiösen Dialog, hieß es. Die britische Gesellschaft hat sich seit der Krönung von Charles‘ Mutter Queen Elizabeth II. 1953 stark verändert. Kurz danach kamen zahlreiche Einwanderer aus früheren Kolonien etwa aus der Karibik, Asien und Afrika als Arbeitskräfte ins Vereinigte Königreich.
«Die Krönung ist in erster Linie ein Akt des christlichen Glaubens», sagte Erzbischof Justin Welby. «Gleichzeitig enthält der Gottesdienst neue Elemente, die die Vielfalt unserer heutigen Gesellschaft widerspiegeln.» So werden erstmals Bischöfinnen einbezogen.
Öffentlichkeit wird miteinbezogen
Ebenfalls zum ersten Mal werden Sprachen aus den übrigen britischen Landesteilen bei dem Gottesdienst zu hören sein, wenn die Hymne «Veni creator spiritus» (Komm, Schöpfer Geist) außer auf Englisch auch auf Walisisch sowie in Schottischem und Irischem Gälisch gesungen wird. Zudem ertönt die Litanei Kyrie eleison auf Walisisch – Charles war als Thronfolger jahrzehntelang als Prinz von Wales bekannt und lernte die Sprache vor seiner Ernennung 1969.
Zum ersten Mal soll die Öffentlichkeit einbezogen werden, mit einem «Tribut der Menschen» an den König. Damit wird die traditionelle Hommage von Würdenträgern ersetzt, bei der Adlige in langer Reihe vor dem Monarchen niederknien und ihm die Treue schwören. Aus dem Lambeth-Palast hieß es, man hoffe, dass die bedeutende Änderung des Gottesdienstes zu einem «großen Schrei in der ganzen Nation und auf der ganzen Welt zur Unterstützung des Königs» führen werde.
Schließlich gibt es noch eine Änderung bei der Krönung von Camilla. Die 75-Jährige wird im Gegensatz zu ihrem Ehemann öffentlich vom Erzbischof mit geweihtem Öl gesalbt und dabei anders als frühere Königsgemahlinnen nicht von einem Baldachin bedeckt. Hingegen wird bei der Salbung von Charles ein dreiseitiger Sichtschutz um den Monarchen und den Erzbischof aufgebaut – es ist der einzige Moment der Zeremonie, der nicht von Kameras eingefangen wird.