Das Führungsduo der Deutschen Filmakademie hat sich dafür ausgesprochen, das Wahlverfahren für den Deutschen Filmpreis zu überarbeiten.
Zuletzt hatte es Diskussionen gegeben, weil Christian Petzolds neuer Film «Roter Himmel» nicht in die Vorauswahl gekommen war. «Wir sind uns beide einig, dass es ein besonderer und sehr starker Film ist. Tatsächlich finde ich es aber problematisch, diese Diskussion an einem Beispiel festzumachen», sagte Alexandra Maria Lara der Deutschen Presse-Agentur.
Die Schauspielerin leitet die Akademie gemeinsam mit Regisseur Florian Gallenberger. Beide plädieren dafür, das Wahlverfahren unabhängig von diesem Einzelfall zu reformieren.
Gallenberger: Immer Wunsch, Vorauswahl zu überdenken
«Ich hatte immer den Wunsch, diese Vorauswahl zu überdenken», sagte Gallenberger. «Das System ist zu einem gewissen Zeitpunkt entstanden und hat zu dem Zeitpunkt auch absolut Sinn gemacht. Jetzt ist die Akademie gewachsen und wir sind über 2000 Leute.»
«Es ist Zeit, diesen Mechanismus weiter zu entwickeln. Und das machen wir nicht wegen „Roter Himmel“, sondern das machen wir, weil wir dieses Thema schon lange diskutieren», sagte Gallenberger. Nach seinen Angaben wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung abgehalten, auf der sich eine Mehrheit für ein neues Wahlverfahren ohne Vorauswahl ausgesprochen habe. Dieses Verfahren werde nun ausgearbeitet und dem Haus von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vorgelegt, denn dort liege das letzte Wort.
Bislang mehrstufiges Verfahren
Der Deutsche Filmpreis wird am Freitag (12. Mai) verliehen. Derzeit gibt es ein mehrstufiges Verfahren. Zunächst trifft eine kleinere Kommission eine Vorauswahl, daraus werden dann die offiziellen Nominierungen bestimmt. Kommt ein Film nicht in die Vorauswahl, kann das Team ihn über die sogenannte Wild Card nachmelden und noch auf eine Nominierung hoffen. Alle Akademiemitglieder können schließlich über die Gewinnerinnen und Gewinner abstimmen.
Die Preise und Nominierungen sind mit insgesamt rund drei Millionen Euro dotiert. Regisseur Petzold hatte in der «B.Z.» kritisiert, die Filmakademie verteile Mittel der kulturellen Filmförderung, «also Geld von uns allen», als privater Verein. Sein Film «Roter Himmel» war nicht in der Vorauswahl gelandet, gewann aber bei der diesjährigen Berlinale den Großen Preis der Jury.
Gallenberger kennt solche Fälle. «Mein erster Spielfilm hatte gerade zwei Bayerische Filmpreise gewonnen und dann kam der Anruf: „Du bist nicht in der Vorauswahl.“ Ja, da habe ich auch gedacht: „Da gewinnst du zwei Bayerische Filmpreise und bist nicht mal in der Vorauswahl – das ist irgendwie komisch“», sagte er der dpa. «Ich habe dann aber nicht den Impuls, auf diese Institution einzudreschen, sondern versuche, mich einzubringen und vielleicht etwas zu verändern.»