So langsam neigt sich das benzingetriebene Automobilzeitalter seinem Ende zu. Da erscheint die hochtourige PS-Saga «Fast & Furious» wie eine Art Abgesang auf eine Epoche. Vor über zwanzig Jahren ging die Reihe um den Rennfahrer und Autofreak Dom Toretto (Vin Diesel) an den Start, hatte auf Anhieb Erfolg und zog einen Rattenschwanz von Fortsetzungen nach sich. Im Vordergrund standen weniger schauspielerische Leistungen, sondern vielmehr eine Leistungsschau von hochgetunten Rennwagen, die lustvoll zu Schrott gefahren wurden.
Neben Vin Diesel spielte Paul Walker in den ersten Filmen einen Undercover-Cop, bis der US-Schauspieler im November 2013 bei einem Autounfall ums Leben kam. «Fast & Furious 7» war aber erst zur Hälfte abgedreht. Die Walkers Brüder fungierten als Doubles für den Verstorbenen, der fertige Film brach alle Rekorde an den Kinokassen und wurde zum erfolgreichsten Teil der Serie. Ein Schatten lag auf der Reihe, aber mit einer ganzen Riege neuer Gesichter wie Dwayne Johnson oder Jason Statham ging die schier unendliche Raser-Story weiter.
Ein Nero der Neuzeit vor dem brennenden Rom
Jetzt kommt mit «Fast & Furious 10» der neue Film des Franchise in die Kinos. Dieses Mal bekommen es Dom und sein Clan mit einem besonders perfiden Gegenspieler zu tun. Der Megaschurke Dante (Jason Momoa), Sohn eines brasilianischen Drogenbosses, dem Dom vor Jahren den Garaus gemacht hat, sinnt auf Rache. Der diabolische Psychopath will mit einer rollenden Riesenbombe Rom in Schutt und Asche legen. Wie ein Nero der Neuzeit steht er auf dem Balkon und schaut auf die Verwüstungen. Wie gut, dass Dom und sein Team das Bomben-Ungeheuer kurz vor dem Petersplatz im Tiber versenken konnten.
Jason Momoa («Aquaman») macht seinen Job als durchgeknallter Antagonist mit Hippie-Appeal in diesem mit 140 Minuten etwas zu langen Actiondrama ganz hervorragend: Der Bursche hat teuflischen Spaß am Zerstören. Im Vergleich dazu wirkt der routinierte, muskelbepackte Vin Diesel als Clan-Oberhaupt schon fast etwas bieder. Immer wieder hat er feuchte Augen, wenn er seine schlichten Wahrheiten verkündet. Dom ist halt für die Familienwerte zuständig – und fürs Autofahren.
Sehr stark kommen die Frauen daher, vor allem im Kampfsportbereich: Charlize Theron spielt die undurchsichtige Cipher, die ganze Männerhorden verprügelt.Doms Ehefrau Mia (Jordana Brewster) steht ihr in nichts nach. Auch Brie Larson überzeugt mit Coolness und Eleganz als Agentin Tess, die schnell noch die Seiten wechselt, bevor es zu spät ist.
Star-Power und viel Action auf der Straße
Regisseur Louis Leterrier («The Transporter»; «Der unglaubliche Hulk») hat das machoverdächtige Genre des Raserfilms ganz geschickt modernisiert. Ansonsten setzt er auf Schauwerte, viel Ballerei und ausdauernde Verfolgungsjagden. Die Reise geht von Rom über Rio und Los Angeles bis zum Showdown nach Portugal – und das Muster bleibt immer gleich: böser Schurke gegen gute Familie.
Trotzdem kommt in diesem mitunter sehr überladenen Actiondrama mit einem geschätzten Budget von über 300 Millionen Dollar keine Langeweile auf: Helen Mirren taucht mit gewohnter Noblesse kurz in Rom auf. Rita Moreno, die 1962 einen Oscar für «West Side Story» gewonnen hat, spielt die Großmutter.
Bei so viel Aufwand und Star-Power kann die Geschichte einfach noch nicht zu Ende sein. Im wahnwitzigen Finale rasen Dom und sein Sohn eine Talsperre herunter, die wahrscheinlich kurz danach explodiert. Kein schlechter Cliffhanger, die Produzenten haben die Fortsetzung «Fast & Furious 11» bereits angekündigt. Für Dom und seinen Clan ist das Ende der Straße noch nicht in Sicht.