In Hollywood hat der Antikriegsfilm «Im Westen nichts Neues» bereits vier Oscars gewonnen – gewinnt er nun auch den Deutschen Filmpreis? Oder entscheiden sich die Akademiemitglieder anders? In Berlin wird heute Abend der Deutsche Filmpreis verliehen. Rund 1600 Gäste werden im Theater am Potsdamer Platz erwartet. Das ZDF überträgt die Verleihung online und zeigt sie später zeitversetzt im Fernsehen.
Edward Bergers «Im Westen nichts Neues» ist laut Filmakademie die erste Produktion eines Streaminganbieters, die für den Deutschen Filmpreis nominiert ist. Das Drama beruht auf einem Roman von Erich Maria Remarque (1898-1970) und hat zwölf Nominierungen bekommen, so viele wie keine andere Produktion in diesem Jahr.
Der Film konkurriert mit fünf anderen um die Auszeichnung für den besten Spielfilm. Dazu gehören das Drama «Das Lehrerzimmer» über einen eskalierenden Konflikt an einer Schule, der Thriller «Holy Spider» über einen Frauenmörder im Iran, «Sonne und Beton» nach einem Roman von Felix Lobrecht, die Gangstergeschichte «Rheingold» von Fatih Akin und die Literaturverfilmung «Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war» nach einem Buch von Joachim Meyerhoff.
Shakeri betont Wert der Kunstfreiheit
Die rund 2200 Mitglieder der Deutschen Filmakademie können abstimmen, wer einen Preis bekommt. Fest steht bereits, dass Regisseur Volker Schlöndorff («Die Blechtrommel») mit dem Ehrenpreis und «Die Schule der magischen Tiere 2» als besucherstärkster Film ausgezeichnet werden. Im vergangenen Jahr hatte «Lieber Thomas» über Schriftsteller Thomas Brasch die Goldene Lola gewonnen.
Schauspielerin Jasmin Shakeri wird die Verleihung in diesem Jahr moderieren. Sie betonte vorab den Wert der Kunstfreiheit. «Ich denke, dass sich inzwischen jeder bewusst sein muss, dass wir ein Privileg haben, Kunst frei und unzensiert leben zu können, und ich würde das gerne auch in den Fokus rücken», sagte Shakeri («Deadlines», «Einfach mal was Schönes») der Deutschen Presse-Agentur.
«Als Musikerin und auch jetzt als Schauspielerin möchte ich die Kunst als einer der verbliebenen Bastionen der Menschlichkeit in Teilen auch in die Verantwortung ziehen», sagte Shakeri. Sie verwies etwa auf die Lage in Ländern wie Iran, China und Russland, in denen Kulturschaffende diktatorischer Zensur ausgesetzt seien.
Sehr wichtig sei ihr, die Leistung der Filmschaffenden zu honorieren und zu zeigen, wie begeistert man davon sei, sagte sie. «Und auf der anderen Seite ist mir wichtig, wirklich allen deutlich zu machen, dass wir uns in einer Zeit befinden, in der Leute, in der Leute in der Politik oder in Chefredaktionen von Zeitungen gefühlt immer weniger darauf achten, welche Worte sie verwenden. Weniger achtsam mit Sprache umgehen, in Machtpositionen fahrlässig mit ihren Möglichkeiten und ihrem Einfluss umgehen.» Die Konsequenzen ihrer Hetze müssten andere tragen. «Und dass Kunst vielleicht noch eine Möglichkeit bietet, um gegenzusteuern.»