Mit viel Prunk und Jubel hat das Vereinigte Königreich am Wochenende die Krönung von König Charles III. und seiner Frau Camilla zelebriert. Begleitet wurden die Feierlichkeiten aber auch von Protesten und Kritik am harten Durchgreifen der Polizei.
Bei einer historischen Zeremonie mit jahrhundertealten Elementen bekam der 74 Jahre alte Monarch vor den Augen von 2000 geladenen Gästen aus aller Welt und Millionen Fernsehzuschauern die schwere, glitzernde Edwardskrone aufgesetzt.
Pomp und Historisches in der Westminster Abbey
In königliche Roben gehüllt legte Charles in der festlich geschmückten Kirche den Krönungseid ab, wurde mit heiligem Öl gesalbt und nahm einen Treueschwur von Thronfolger William sowie seinem Volk entgegen. Neben Charles wurde auch Camilla gesalbt und zur Königin gekrönt – ein ausdrücklicher Wunsch der im vergangenen Jahr gestorbenen Queen Elizabeth II.
Charles‘ zweiter Sohn, Prinz Harry, kam ohne seine Familie zum großen Tag seines Vaters und musste sich mit einem Sitzplatz in der dritten Reihe zufrieden geben. Nach Anschuldigungen in mehreren Interviews und seinen Memoiren hat sich der Graben zwischen Harry und Meghan zum Königshaus arg vertieft.
Für Entzücken sorgten hingegen die Kinder von William und Prinzessin Kate – allen voran der fünfjährige Prinz Louis, der kurz nach der Krönung herzhaft gähnte. Der neunjährige Prinz George hatte eine besondere Rolle: Er war gemeinsam mit drei anderen Jungen als Ehrenpage seines Großvaters Charles im Einsatz. Auch die pompösen Outfits anderer Royals – etwa Kate in rot-blauer Robe und silbernem Diadem – sorgten für Aufsehen.
Mit der Goldkutsche vorbei an nassen Fans
Nach dem Gottesdienst ließ sich das frisch gekrönte Königspaar von den Massen feiern: In der mehr als 260 Jahre alten Goldenen Staatskutsche fuhren Charles und Camilla – in einem prachtvollen Zug mit Tausenden Soldatinnen und Soldaten der britischen Armee und der Commonwealth-Staaten – zurück zum Buckingham-Palast.
Viele der Abertausenden Royal-Fans, die ihnen dabei zujubelten, waren zu diesem Zeitpunkt schon tief durchnässt: Ab dem Vormittag regnete es in London in Strömen. Trotzdem füllte sich der Platz vor dem Buckingham-Palast, bevor die Royal Family sich auf dessen Balkon versammelte und den Massen zuwinkte. Charles und Camilla kamen nach dem ersten Auftritt sogar für eine kleine Zugabe zurück. Queen Elizabeth II. soll vor 70 Jahren ganze fünf Zugaben gegeben haben.
Hartes Durchgreifen der Polizei
In den Jubel mischte sich aber auch Kritik am harten Durchgreifen der Polizei gegen Demonstranten – mehrere Abgeordnete zeigten sich besorgt. So wurde der Chef der Organisation Republic, Graham Smith, in der Nacht zum Sonntag erst nach 16 Stunden aus dem Gewahrsam freigelassen, sein Handy wurde beschlagnahmt. Er kritisierte, es gebe in Großbritannien kein Recht mehr auf friedlichen Protest.
Die konservative Regierung hatte das Demonstrationsrecht kürzlich erneut eingeschränkt. Bei der Krönung reichte der Polizei ein Verdacht, dass es zu erheblichen Störungen kommen könnte, als Anlass für Ingewahrsamnahmen. Insgesamt hatte die Londoner Polizei während der Feierlichkeiten 52 Menschen festgenommen – nach Angaben von Aktivisten in vielen Fällen ohne Begründung. Einsatzleiterin Karen Findlay verteidigte das Vorgehen hingegen als verhältnismäßig, auch Regierungsvertreter lobten die Polizei für «ausgewogenes» Verhalten.
«Coronation Big Lunch»
Am Sonntag gingen die Feierlichkeiten zunächst mit Straßenfesten im ganzen Land weiter. Beim sogenannten Coronation Big Lunch organisierten Gemeinschaften überall im Land Nachbarschaftsfeste, bei denen sich die Anwohner und andere Gäste oft an langen Tafeln zum gemeinsamen Mittagessen und Anstoßen versammelten. Sogar ein eigenes Rezept wurde für die Feste veröffentlicht: die «Coronation Quiche» mit Spinat, Bohnen und Estragon.
«Egal, ob das euer erster «Big Lunch» ist oder er jedes Jahr im Kalender steht, wir senden unsere besten Wünsche an alle, die dabei sind», schrieb das frisch gekrönte Königspaar in einer Grußbotschaft auf dem Instagram-Kanal des Königshauses. «Wir hoffen, dass es für alle ein tolles Ereignis sein wird.» Ein Sprecher des Palasts teilte außerdem mit, das Königspaar sei «tief berührt» nach den Feiern und allen sehr dankbar, die dazu beigetragen hätten.
Auf einer offiziellen Internetseite lässt sich durchsuchen, wo Straßenfeste angemeldet sind. Organisiert von den Gemeinschaften vor Ort trafen sich viele im ganzen Land an langen, bunt dekorierten Tafeln zum gemeinsamen Mittagessen und Anstoßen – auch einige Royals wollten vorbeischauen. So zeigten sich Charles‘ Schwester Prinzessin Anne (72) und ihr Ehemann Vizeadmiral Timothy Laurence (68) bei einer Feier in Swindon. Prinz Edward (59) und seine Frau Sophie (58) nahmen an einer Feier in Cranleigh in der Grafschaft Surrey teil.
Thronfolger Prinz William und seine Frau Kate überraschten in der Nähe ihres Wohnortes in Windsor am Sonntagmittag vor dem großen Krönungskonzert einige Hundert jubelnde Royal-Fans mit einem Besuch am Long Walk vor Schloss Windsor.