Sofort werden Erinnerungen an den Tod von Prinzessin Diana vor fast 26 Jahren wach: Prinz Harry (38) und dessen Frau Herzogin Meghan (41) sind nach Aussage ihres Sprechers in New York von Pressefotografen verfolgt und fast in einen schweren Unfall verwickelt worden. Auch Meghans Mutter Doria Ragland (66) saß demnach mit im Wagen.
New Yorks Bürgermeister Eric Adams verurteilte den Vorfall als «rücksichtslos und unverantwortlich». Der New Yorker Polizei lagen zunächst keine Erkenntnisse über den Vorfall vor, wie eine Sprecherin der dpa sagte.
Nach dpa-Informationen aus dem Umfeld des Paares sollen sich allerdings Szenen abgespielt haben wie in einem Actionfilm, die hätten «tödlich» enden können. Sechs Fahrzeuge mit verdunkelten Scheiben rasten demnach rücksichtslos um den Konvoi der Prominenten herum. Autos bretterten über den Bürgersteig und schossen über rote Ampeln, fuhren rückwärts in einer Einbahnstraße und blockierten einen fahrenden Wagen. Die Fahrer hätten am Steuer fotografiert und telefoniert.
Obwohl mehrfach von uniformierten Polizeibeamten konfrontiert, seien sie davongerast, um die Verfolgung fortzusetzen. Es gebe Aufnahmen von Sicherheitsleuten, die das Geschehen dokumentierten. Pläne, entsprechende Filmaufnahmen öffentlich zu machen, gebe es unmittelbar jedoch nicht, sagte eine Sprecherin des Paares auf dpa-Anfrage.
«Diese unerbittliche Verfolgungsjagd»
«Gestern Abend wurden der Herzog und die Herzogin von Sussex sowie Frau Ragland durch eine Gruppe äußerst aggressiver Paparazzi in eine beinahe katastrophale Verfolgungsjagd verwickelt», hatte zuvor in einer Mitteilung geheißen. «Diese unerbittliche Verfolgungsjagd, die mehr als zwei Stunden dauerte, führte zu mehreren Beinahe-Zusammenstößen mit anderen Fahrern auf der Straße, Fußgängern und zwei Beamten der New Yorker Polizei.» Wie dpa erfuhr, übernachtete das Paar bei Freunden und wollte die Paparazzi nicht zu deren Adresse führen.
«Es ist klar, dass die Presse, die Paparazzi, die richtigen Fotos bekommen wollen», sagte New Yorks Bürgermeister Adams auf eine entsprechende Frage bei einer Pressekonferenz zu einem anderen Thema. «Aber die öffentliche Sicherheit muss immer vorgehen.» Ihm sei gesagt worden, dass zwei Polizeibeamte verletzt werden hätten können. Dass der Vorfall zwei Stunden gedauert haben solle, finde er allerdings «schwer zu glauben». Angesichts der Massen von Fahrzeugen und Menschen auf den Straßen New Yorks könne aber auch schon eine minutenlange Verfolgungsjagd «extrem gefährlich» sein.
Harrys Mutter Diana war im August 1997 bei einem Verkehrsunfall in Paris gestorben, als sie von Paparazzi verfolgt wurde. Wiederholt hat Harry berichtet, wie sehr ihn der Tod seiner Mutter belastet. Als knapp 13-Jähriger folgte Harry neben seinem Vater Charles – dem heutigen König – und dem älteren Bruder William Dianas Sarg zu Fuß durch London. Die Bilder gingen um die Welt. In seiner Biografie «Reserve» schilderte der Prinz, wie er versuchte, den Unfall zu verarbeiten: Er habe sich bei einem Besuch in Paris von einem Taxi durch den Tunnel fahren lassen, in dem seine Mutter verunglückte – und zwar im genau gleichen Tempo wie ihr Wagen damals.
Harrys Kampf gegen die Boulevardpresse
Der geschilderte Vorfall in New York dürfte dem ohnehin miserablen Verhältnis des 38-Jährigen zur Boulevardpresse weiteren Schaden zufügen. Immer wieder macht Harry den britischen «tabloids» heftige Vorwürfe für den Tod seiner Mutter. In einer BBC-Dokumentation sagte er einmal: «Jedes Mal, wenn sie ausging, war da eine Meute von Menschen, die auf sie gewartet hat. Wie ein Rudel Hunde folgten sie ihr, jagten sie, belästigten sie, beleidigten sie, spuckten auf sie, versuchten eine Reaktion, das eine Foto zu bekommen, wie sie um sich schlägt.»
Auch für das schlechte Verhältnis zur Royal Family um König Charles und Thronfolger William macht Harry die Presse verantwortlich. Derzeit laufen in London mehrere Klagen von Harry gegen Verlage, denen er vorwirft unrechtmäßig Informationen über ihn erlangt zu haben. Zudem klagt der Prinz gegen die Entscheidung der britischen Regierung, ihm selbst dann keinen Polizeischutz zu gewähren, wenn er selbst dafür aufkommt.
«Auch wenn Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf ein gewisses Interesse seitens der Öffentlichkeit treffen, sollte dies niemals auf Kosten der Sicherheit von irgendjemandem gehen», sagte Harrys Sprecher und warnte davor, die von den Paparazzi gemacht Bilder zu veröffentlichen: «Diese Bilder zu verbreiten fördert angesichts der Art und Weise, wie sie erlangt wurden, eine äußerst aufdringliche Praxis, die für alle Beteiligten gefährlich ist.»
Meghan hatte am Dienstagabend in New York einen Preis für ihren Einsatz für Frauen und Mädchen erhalten. Es war der erste gemeinsame öffentliche Auftritt des Paares, seitdem Harry alleine am 6. Mai bei der Krönung seines Vaters in England war.