Comeback einer früheren Boyband, ein um den besten Platz ringender Kermit der Frosch und groovende Royals: Vor der spektakulär beleuchteten Kulisse von Schloss Windsor haben rund 20 000 Menschen am Sonntagabend die Krönung von König Charles III. und seiner Frau Camilla mit einem starbesetzten Konzert gefeiert. Am Tag danach zelebrierten viele Briten dann die Krönung ihres Monarchen zusätzlich mit ehrenamtlichem Einsatz.
Das Konzert im «Garten der Royal Family», wie der britische Schauspieler Hugh Bonneville («Downton Abbey», «Paddington») das Spektakel in Windsor anmoderierte, bildete den Party-Höhepunkt des Krönungswochenendes. Bei frühlingshaften Temperaturen und sonniger Festival-Atmosphäre traten Operngrößen wie Andrea Bocelli auf, aber auch Popstars wie Lionel Richie und Katy Perry sowie ein aus mehreren Hundert Stimmen bestehenden Krönungschor. Zu den 300 Mitwirkenden, die gemeinsam «Brighter Days» von Emile Sande sangen, gehörten unter anderem ein Feuerwehrchor, ein Gehörlosen-Chor und ein Chor aus Südasiatinnen.
Tänzer des Royal Ballet arbeiteten zu Ehren von Charles gemeinsam mit der Royal Shakespeare Company und anderen künstlerischen royalen Einrichtungen zusammen. Sie führten eine Mischung aus Shakespeares «Romeo und Julia» und Leonard Bernsteins Musical «West Side Story» auf.
Take That rocken die Royals
Als Rocklegende Steve Winwood gemeinsam mit dem Commonwealth-Chor aus Teilnehmern verschiedener britischer Ex-Kolonien «Higher Love» sang, tanzten Charles‘ Nichte Zara Tindall und Ehemann Mike in ihren Sitzen. Das Finale bildete ein bejubelter Auftritt der früheren Boyband Take That, bei dem sich auch die anderen Royals nicht mehr auf ihren Plätzen halten konnten. Spekulationen, an dem Konzert könnten sich nicht nur die drei aktuellen Mitglieder der Gruppe, sondern auch Ex-Mitglieder Robbie Williams und Jason Orange beteiligen, bewahrheiteten sich jedoch nicht.
Thronfolger Prinz William richtete von der Bühne aus persönliche Worte an den frisch gekrönten König: «Wir sind so stolz auf dich, Pa», sagte er in Richtung der überdachten Royal Box, wo Charles und Camilla mit vielen anderen Royals – darunter auch Prinz Andrew – das Konzert verfolgten. Immer wieder drehten sich Köpfe und Kameralinsen schräg nach oben zu den Plätzen der Königsfamilie.
Von Monarchie-Gegnern, wie man sie am Vortag im Zentrum Londons erlebte, fehlte in Windsor jede Spur: Wer vor Ort war, hatte mutmaßlich nichts gegen die Monarchie – oder tendenziell sogar einiges dafür übrig, wie Krönchen, Flaggen und T-Shirts verrieten. Die Hälfte der rund 20 000 Konzerttickets wurde unter Interessierten aus der britischen Bevölkerung verlost – außerdem waren Menschen eingeladen, die Besonderes geleistet haben. Laut BBC verfolgten rund 10 Millionen Briten das Konzert vor den TV-Geräten.
Viel Kritik am Polizeieinsatz gegen Monarchiekritiker
Das kompromisslose Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten am Samstag machte aber auch zwei Tage später noch Schlagzeilen. Die Vorsitzende des zuständigen Ausschusses im Londoner Gemeinderat (London Assembly) kündigte eine Aufarbeitung der Vorgänge an. Die Polizei hatte jüngsten Angaben zufolge 64 Menschen während der Zeremonie festgenommen, viele lediglich auf den Verdacht hin, sie könnten die öffentliche Ordnung stören. Ermöglicht wurde das durch ein neues Gesetz, das der Polizei erheblichen Ermessensspielraum verleiht. Kritiker sehen die Demonstrationsfreiheit in Gefahr.
Beim Fest in Windsor am Sonntag blieben die ganz großen Namen des britischen Pop fern: Ed Sheeran, Elton John, Adele und Harry Styles sollen Berichten zufolge Einladungen ausgeschlagen haben. «Wäre Harry Styles gekommen, wäre ich durchgedreht», hielt eine junge Frau mit rot-weiß-blauem Kopfschmuck auf dem Rückweg fest.
Kermit der Frosch in der Royal Box
Stattdessen bot die BBC – offiziell Veranstalterin des Konzerts – mehrere optische und humoristische Höhepunkte: Beleuchtete Drohnen malten als Hommage an Charles‘ Liebe zur Natur Blüten und Tiere in den Nachthimmel. Das sandsteinfarbene Schloss Windsor erstrahlte mal in Gold, mal von Blumen übersät, dann in den Farben des Union Jacks. Kermit der Frosch durfte zwischendurch den Moderator nerven, schaffte es letztlich sogar in seine begehrte Royal Box, wo er an der Seite von Prinz Edward zu sehen war.
«Krönungen sind eine Verkündung unserer Hoffnungen für die Zukunft», zitierte William beim Konzert seine Großmutter, Queen Elizabeth II. Der Kern der britischen Royals mag auf weitere Stabilität der Monarchie hoffen – zumindest an diesem Abend schien ihre Zukunft vorerst sicher.
Am Montag ging die royale Sause dann weiter, wenn auch sehr viel nüchterner. An dem eigens zum Feiertag ausgerufenen Tag folgten viele Briten dem Aufruf des Königs, sich bei ehrenamtlichen Aktionen zu engagieren. Die Organisatoren rechneten mit mehreren Millionen Teilnehmern. Wie viele tatsächlich die Ärmel hochkrempelten, war zunächst nicht abzuschätzen. Nach offiziellen Zahlen geht freiwilliges Engagement in der britischen Gesellschaft seit Jahren zurück. Ob der neue König das drehen kann, scheint fraglich.