Sophie Rois: Meine Seelendynamik ist katholisch
Schauspielerin Sophie Rois auf der Berlinale. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Joerg Carstensen/dpa)

Die Schauspielerin Sophie Rois (62) fühlt sich auch als Nicht-Gläubige dem Katholizismus verbunden. «Ich begehe die katholischen Feiertage und hole mir am Ostersonntag vor dem Radio stehend die Absolution durch den Papst», sagte der aus Österreich stammende Theater- und Filmstar («Drei», «A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe») der «Süddeutschen Zeitung». «Meine ganze Seelendynamik ist eine katholische.»

Rois betonte, sie habe «einen Begriff von Schuld und Scham». «Und das ist nichts, wo ich denke, davon müsste ich mich irgendwann mal noch befreien.» Ihr Lieblingsfeiertag sei Ostern: «Davor geht es tief hinunter, man wird depressiv, es gibt keinen Trost und keine Hoffnung. Und zwei Tage später, ta-dah, geht der Vorhang auf, und das Licht der Auferstehung fällt herein.»

Über das Fronleichnamsfest (2023 am 8. Juni), das in Deutschland nur in sechs Bundesländern und einigen Regionen gesetzlicher Feiertag ist, weiß die Österreicherin aus ihrer Kindheit zu erzählen. Sie habe immer darauf bestanden bei der Prozession mit Ministranten und Monstranz mitzulaufen, sagte Rois: «Meine Familie hat mich manchmal dafür gehasst, weil es an Fronleichnam oft schon so heiß ist, dass man baden fahren möchte.» Doch sie sei «immer ganz vorne mit dabei» gewesen. «Wir hatten weiße Kleider an und haben Blumen gestreut, damit Jesus auf Blütenblättern geht.»

Sie komme sich aber vor wie eine Trickbetrügerin, wenn sie etwas über Glauben und Religion erzähle, sagte Rois auch. «Ich glaube nicht an Gott – aber ich kann auch nicht nicht dran glauben.»

Ab Samstag (3.6.) ist Rois nach langer Pause wieder an der Berliner Volksbühne zu sehen – in René Polleschs Stück «Mein Gott, Herr Pfarrer». Zu dem Stück übers Christentum und seine Theatralik sagte Rois: «Die fetzigen, tagesaktuellen Themen, das können gerne die anderen machen.» Themen, die auf der Straße liegen, interessierten sie nicht.

Im Katholizismus («eine Prägung, die ich von zu Hause mitbekommen habe, ohne irgendetwas dafür zu tun») sehe sie immer auch eine Art Theateransatz: «Bei all den bekannten Problemen, die diese Kirche hat – was ich so bestechend finde am Katholizismus: Ich muss mich nicht ständig befragen, ob ich tief innerlich an das alles glaube.» Man trotte mit, murmele das Vorgegebene – «und wenn du eine Stunde lang durch die Sonne gehst und bei jeder Station wieder dein „Gegrüßet seist du Maria voll der Gnade der Herr ist mit dir“ mitsprichst, dann wird das von allein zum Gebet. Das passiert mit dir.»