My Ugly Clementine rocken gegen den Optimierungswahn
Die Band My Ugly Clementine. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rea von Vi/Wohnzimmer Promotion/dpa)

Für ihr zweites Album namens «The Good Life» begeben sich die drei Musikerinnen von My Ugly Clementine ohne Illusionen auf die Suche nach dem richtigen Leben. Den richtigen Sound hat die Wiener Rockband längst getroffen. Vor drei Jahren hatte die Gruppe mit «Vitamin C» ihr Debütalbum hingelegt. Es wurde prompt vom unabhängigen Label-Verband Impala als «European Independent Album of the Year» ausgezeichnet. My Ugly Clementine galt fortan als Supergroup der alternativen Wiener Musikszene.

Denn Band-Gründerin Sophie Lindinger ist als Teil des Elektro-Pop-Duos Leyya längst etabliert, Mira Lu Kovacs ist als Solokünstlerin und Songwriterin erfolgreich, und Nastasja Ronck hat sich mit Projekten wie Sharktank und Lucid Kid einen Namen gemacht. Bis vor einem Jahr war auch Kem Kolleritsch alias Kerosin95 mit dabei.

Verzerrte Gitarren mit Grunge-Appeal

Für My Ugly Clementine verzichten die Bandmitglieder auf die elektronischen und leiseren Sounds ihrer anderen Projekte und geben mit verzerrten Gitarren, Bass und Schlagzeug richtig Gas. Auf dem neuen Albumcover posieren die drei Clementines in Alptraum-Mode aus den 90er Jahren (bunte Stoffhosen und Pastell-Strickjacken mit überdimensionalen Kragen). Dazu passend dominiert auf den 12 Songs der Grunge. Der mehrstimmige Gesang des Trios schafft eine Atmosphäre, die wie ein gemeinsam erlebter Roadtrip oder Festival-Sommer klingt.

«The Good Life» ist aber kein Wohlfühl-Album über das gute Leben. Es gehe nicht darum, sich ständig zu optimieren, erzählt Ronck der Deutschen Presse-Agentur. «Ein gutes Leben ist ein Leben, das okay ist, und wo Dinge oft nicht so gut laufen, aber wo man einfach lernt, damit umzugehen», sagt sie. «Wahrscheinlich hätte das Album „The Okay Life“ heißen können, aber das klingt dann doch nicht so gut.»

Thematisch geht es nicht nur um Freundschaft («Circles») und gepflegte Langeweile («Feet Up») sondern auch darum, Grenzen zu ziehen, wie etwa in der Mitschrei-Nummer «No». «Wir sind alle drei Personen, die es vielen Menschen recht machen wollen», erklärt Ronck. Deshalb hätten sie sich die Frage gestellt, wie sie in der Handlung ihres Lebens die Rolle der Hauptfigur spielen könnten.

Die Hauptrolle spielen die Clementines in den kommenden Wochen und Monaten jedenfalls bei ihrer Tournee, die sie ab Ende September unter anderem nach München, Köln, Hamburg, Berlin und Dresden führen wird.

Von Albert Otti, dpa