Neuer «Sörensen»-Krimi mit Bjarne Mädel
Sörensen (Bjarne Mädel) und Jenny (Katrin Wichmann) in einer Szene des TV-Krimis «Sörensen fängt Feuer». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Ihle/NDR/dpa)

Für Bjarne Mädel war es ein extrem erfolgreiches Debüt als Regisseur: Sein 2021 ausgestrahlter Krimi «Sörensen hat Angst» ist mit Auszeichnungen nur so überhäuft worden. Und als Hauptdarsteller des Films erhielt Mädel sogar den Grimme-Preis. Nun kommt eine Fortsetzung der Romanverfilmung ins Fernsehen: «Sörensen fängt Feuer» läuft diesen Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten – wieder mit Bjarne Mädel vor und hinter der Kamera.

Hat er dabei starken Druck gespürt? «Erfolgsdruck ja, aber im Positiven», sagte der 55-Jährige sichtlich entspannt der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

Das Team sei bereits gut eingespielt gewesen, beim zweiten gemeinsamen Film wollten sie ganz gern noch einen drauf setzen, so Mädel. «Ich habe das Gefühl, dass wir diesmal ästhetisch noch ein bisschen konsequenter sind. Kräftiger, was die Kontraste angeht, dunkler, „skandinavischer“ im Look.» Auch auf der Ton-Ebene sei der Film diesmal deutlich bestimmter. «So haben wir Hintergrundgeräusche wie Vogelzwitschern mit speziellen Filtern eliminiert. Dadurch ist es oft fast unnatürlich still.» Surreal wirkende Szenen, bei denen die Kamera die Menschen eher von oben aufnimmt, gehören zur Filmsprache.

Viel menschliches Elend

All das dient dazu, die Stimmung einer Geschichte zu zeichnen, in der es um abgrundtiefe menschliche Einsamkeit geht. Und wohin sie schlimmstenfalls führen kann. Gefühlt fundamental allein ist hier schon mal Sörensen, der Kommissar ohne Vornamen, den es nach der Trennung von seiner Familie in Hamburg aufs platte Küstenland verschlagen hat. Seinen Angststörungen, die den ersten Fall geprägt hatten, begegnet er nun durch das Absetzen seiner Medikamente. Prompt wird er von Entzugserscheinungen geplagt. Daher klappt auch die Kommunikation mit seinen Untergebenen Jenni Holstenbeck (Katrin Wichmann) und Malte Schuster (Leo Meier) keineswegs gut.

Richtig knallhart wird es nach und nach: Erst hätte Sörensen beinahe das blinde, vom Vater lange weggesperrte junge Mädchen Jette (Liv Clasvogt) überfahren, das nachts verstört durch den Wald geistert. Dann gibt es auch noch einen Toten, der in Jettes verkommenen Elternhaus auf dem Sofa liegt. Das Mädchen zieht fürs Erste bei Sörensen und seinem Hund ein. Der depressive Beamte gerät währenddessen immer mehr in ein Geflecht aus Mord, religiösem Wahn und gut gehüteten Geheimnissen. Denn im fiktiven Katenbüll bekommt er es mit Dorfbewohnern zu tun, die einst alle an einem Tag aus der Kirche austraten – um sich in einer Sekte zusammenzutun.

Neben dem menschlichen Elend zieht sich bei «Sörensen fängt Feuer» als makabrer Running Gag das Motiv Speed Dating durch. Jenni findet nämlich durchaus Interesse an ihrem introvertierten Chef und rät ihm zu einer Teilnahme in einer der muffigen Dorfkneipen.

«Sörensen» muss keine Reihe werden

Bei so viel Einsamkeit stellt sich die Frage, ob Stricker und Mädel, der Einfluss aufs Drehbuch genommen hat, dem Publikum nicht nur von der kleinen Welt Katenbülls erzählen wollen. Mädel: «Natürlich ist es auch eine Gesellschaftsanalyse, ich finde das höchst aktuell, weil Leute, die Angst haben, irgendwo nicht dazuzugehören, oder sich nicht verstanden fühlen, sich oft merkwürdigen Glaubensrichtungen oder auch fragwürdigen Parteien anschließen.»

Im Krimi hätten die Gläubigen anfangs eine Utopie gehabt, die er gar nicht verkehrt finde, meint Mädel. «Das Problem ist eben nur, wenn so eine Gemeinschaft fanatisch wird. Wenn sie andere nicht mehr zulässt und sagt, nur meins zählt und alles davon Abweichende ist falsch.»

Wann wird Sörensen denn seinen dritten Fernseh-Fall lösen? Auch hier gibt sich der Fernsehstar entspannt. «Ich hab‘ gar nicht vor, dass das eine Reihe wird.» Er erinnert sich: «Beim ersten Film hat mich die Angststörung gereizt und wie man diese darstellen kann. Beim zweiten musste ich tatsächlich ein bisschen überlegen, weil ich keine Wiederholung des ersten Filmes wollte. Doch dann kristallisierte sich das Thema Einsamkeit und ihre möglichen Folgen für uns als Über-Thema heraus. Das fand ich lohnenswert und spannend zu erzählen.»

Von Ulrike Cordes, dpa