Der norwegische Kronprinz Haakon hat sich am zweiten Tag seines Deutschlandbesuches in München mit essenziellen Fragen unserer Zeit beschäftigt – allerdings auf sehr unterschiedliche Weise. Am Dienstagvormittag standen zunächst die Themen Rüstung und Verteidigung im Mittelpunkt, bevor Haakon sich am Nachmittag der Literatur und damit auch dem Klimawandel zuwandte. Im Anschluss ging es für den 50-Jährigen weiter nach Hamburg, bevor die viertägige Reise am Donnerstag in Berlin ihr Ende findet.
Die politisch unruhigen Zeiten ziehen sich dabei wie ein roter Faden durch die Gespräche und Termine des Kronprinzen. «Deutsche Freunde, danke für Ihren Einsatz zur Gewährleistung der europäischen Sicherheit und für ihre unerschütterliche Führung in schwierigen Zeiten», sagte Haakon am Morgen auf einem rüstungspolitischen Forum in München. Der Kronprinz verwies darauf, dass Deutschland und Norwegen als Nato-Partner ihre Zusammenarbeit bei der Verteidigung angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten verstärkten.
Der norwegische Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram sagte zudem, Norwegen erhöhe seine Verteidigungsausgaben, weil sich die Sicherheitslage verändert habe. Das Land überlässt der Ukraine acht ältere Leopard-2-Panzer und hat bei Krauss-Maffei Wegmann 54 neue Leopard-2-Panzer bestellt – dem Unternehmen mit Sitz in München stattete Haakon am Dienstag ebenfalls einen Besuch ab.
Über die Bedeutung der Literatur
Der Nachmittag hingegen stand im Zeichen der norwegischen Literatur. Mucksmäuschenstill war es, als sich die Teilnehmer in der vollbesetzten Bibliothek des Münchner Literaturhauses von ihren Plätzen erhoben, während Haakon im fjordblauen Anzug den Saal betrat. Bevor er einer literarischen Konversation zwischen der norwegischen Schriftstellerin Maja Lunde («Die Geschichte der Bienen») und dem Autor Dag Olav Hessen lauschte, die sich unter anderem mit den Folgen des Klimawandels und des Verlusts der Biodiversität beschäftigen, betonte er in eindringlichen Worten die Kraft der Literatur und ihre Bedeutung für die Gegenwart.
«In Zeiten der Konflikte zwischen Ländern, Menschen und Ideen kann Literatur eine andere, eine kraftvolle Form der Kommunikation untereinander darstellen», sagte Haakon. «Gute Literatur kann unsere Empathie und unser Verständnis für andere Menschen, die anders sind als wir selbst, stärken.» Gute Literatur könne den Geist öffnen und helfen, Grenzen zu überwinden.
Haakon betont Betroffenheit angesichts der Kriege
In kleiner Runde betonte er im Anschluss seine Betroffenheit angesichts der Kriege in der Ukraine und in Gaza. Es bekümmere ihn zu sehen, was dort passiere, und es sei eine große Herausforderung, wie die internationale Gemeinschaft zusammen darauf reagieren könne.
Am späten Nachmittag reiste der Kronprinz dann weiter nach Hamburg, wo es am Abend einen Empfang mit 300 Gästen geben sollte. In der Hansestadt wird es am Mittwoch bei einer Wirtschaftskonferenz in der Handelskammer um Energie, Infrastruktur und Schifffahrt gehen. Der Tag wird gekrönt von der traditionellen Hafenrundfahrt, bevor Haakon mit dem Zug nach Berlin fährt.
Dort trifft er mit Kronprinzessin Mette-Marit zusammen, die wegen einer chronischen Lungenerkrankung im Spätsommer einige Wochen lang krankgeschrieben war. «Es ist sehr viel schöner, zusammen zu reisen, und ich mag es sehr, mit ihr zusammen zu arbeiten», sagte Haakon. In der Hauptstadt werden sie am Donnerstag gemeinsam eine Gedenkfeier zum 9. November besuchen, dem Tag des Mauerfalls 1989. Zum Abschluss der viertägigen Deutschland-Reise Haakons sind Besuche bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue und Bundeskanzler Olaf Scholz im Kanzleramt geplant.