Bei einem Empfang im Hamburger Rathaus hat der norwegische Kronprinz Haakon den «gemeinsamen hanseatischen Geist» von Hamburg und Norwegen betont.
«Die Nordsee war immer Norwegens Highway nach Europa, und Hamburg war unser Tor zur Welt. Und ist es immer noch», sagte der 50-Jährige vor rund 550 Menschen im Großen Festsaal. «Nicht nur wegen der Lage der Stadt. Hamburg und Norwegen teilen auch einen gemeinsamen, hanseatischen, unternehmerischen Geist und wir haben ähnliche Ambitionen», sagte der Kronprinz. «Wir streben nach Wertschöpfung, Sozialfürsorge und einem guten Leben für unsere Bürger.»
Zuvor war der Kronprinz vor dem Hamburger Rathaus von einigen Menschen empfangen worden. Anschließend begrüßte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) den 50-Jährigen. «Hamburg und Norwegen sind seit der Hanse enge wirtschaftliche Partner», sagte Tschentscher. «Heute ist Deutschland Norwegens drittgrößter Importpartner in der Welt.» Zu dem Empfang im Großen Festsaal waren Vertreterinnen und Vertreter aus der Hamburger Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft geladen, sowie Norwegerinnen und Norweger, die in der Hansestadt leben.
Der norwegische Kronprinz Haakon hat sich am zweiten Tag seines Deutschlandbesuches zunächst in München mit den Themen Rüstung und Verteidigung beschäftigt, bevor er sich am Nachmittag der Literatur und damit auch dem Klimawandel zuwandte. Im Anschluss ging es für den 50-Jährigen weiter nach Hamburg, bevor die viertägige Reise am Donnerstag in Berlin ihr Ende findet.
Haakon dankt Deutschland
Die politisch unruhigen Zeiten zogen sich in München wie ein roter Faden durch die Gespräche und Termine des Kronprinzen. «Deutsche Freunde, danke für Ihren Einsatz zur Gewährleistung der europäischen Sicherheit und für Ihre unerschütterliche Führung in schwierigen Zeiten», sagte Haakon am Morgen auf einem rüstungspolitischen Forum in München. Der Kronprinz verwies darauf, dass Deutschland und Norwegen als Nato-Partner ihre Zusammenarbeit bei der Verteidigung angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten verstärkten.
Der norwegische Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram sagte zudem, Norwegen erhöhe seine Verteidigungsausgaben, weil sich die Sicherheitslage verändert habe. Das Land überlässt der Ukraine acht ältere Leopard-2-Panzer und hat bei Krauss-Maffei Wegmann 54 neue Leopard-2-Panzer bestellt – dem Unternehmen mit Sitz in München stattete Haakon ebenfalls einen Besuch ab.
Der Nachmittag hingegen stand im Zeichen der norwegischen Literatur. Mucksmäuschenstill war es, als sich die Teilnehmer in der vollbesetzten Bibliothek des Münchner Literaturhauses von ihren Plätzen erhoben, während Haakon im fjordblauen Anzug den Saal betrat. Bevor er einer literarischen Konversation zwischen der norwegischen Schriftstellerin Maja Lunde («Die Geschichte der Bienen») und dem Autor Dag Olav Hessen lauschte, die sich unter anderem mit den Folgen des Klimawandels und des Verlusts der Biodiversität beschäftigen, betonte er in eindringlichen Worten die Kraft der Literatur und ihre Bedeutung für die Gegenwart.
Betroffenheit angesichts der Kriege in der Ukraine und in Gaza
«In Zeiten der Konflikte zwischen Ländern, Menschen und Ideen kann Literatur eine andere, eine kraftvolle Form der Kommunikation untereinander darstellen», sagte Haakon. «Gute Literatur kann unsere Empathie und unser Verständnis für andere Menschen, die anders sind als wir selbst, stärken.» Gute Literatur könne den Geist öffnen und helfen, Grenzen zu überwinden.
In kleiner Runde betonte er im Anschluss seine Betroffenheit angesichts der Kriege in der Ukraine und in Gaza. Es bekümmere ihn, zu sehen, was dort passiere, und es sei eine große Herausforderung, wie die internationale Gemeinschaft zusammen darauf reagieren könne.
In Hamburg hält der Kronprinz am Mittwoch eine Rede auf einer Wirtschaftskonferenz in der Handelskammer. Dabei soll es um die Themen Energie, Infrastruktur und Schifffahrt gehen. Am Nachmittag steht eine wirtschaftspolitische Hafenrundfahrt auf dem Programm, bevor Haakon mit dem Zug nach Berlin fährt.
Dort trifft er mit Kronprinzessin Mette-Marit zusammen, die wegen einer chronischen Lungenerkrankung im Spätsommer einige Wochen lang krankgeschrieben war. «Es ist sehr viel schöner, zusammen zu reisen, und ich mag es sehr, mit ihr zusammen zu arbeiten», sagte Haakon. In der Hauptstadt werden sie am Donnerstag gemeinsam eine Gedenkfeier zum 9. November besuchen, dem Tag des Mauerfalls 1989. Zum Abschluss der viertägigen Deutschland-Reise Haakons sind Besuche bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue und Bundeskanzler Olaf Scholz im Kanzleramt geplant.