Welche Filme laufen in dieser Woche neu in den deutschen Kinos an? Der Überblick:
«I Am A Noise» – Joan Baez blickt auf ihr Leben
Berlin (dpa) – Auf der Bühne hat sich Joan Baez zur Ikone gesungen. Das Leben der US-Amerikanerin ist von Engagement geprägt. In einer bewegenden Dokumentation blickt sie nun zurück – auch auf dunkle Seiten. Für «Joan Baez – I Am A Noise» haben die drei Regisseurinnen Miri Navasky, Karen O’Connor und Maeve O’Boyle die Abschiedstour der Sängerin im Jahr 2018 zur Rahmenhandlung gemacht. Der fast zweistündige Film geht dabei deutlich über eine Konzert-Doku nach 60 Jahren auf der Bühne hinaus. In Interviews lassen Baez sowie ihre Schwestern Mimi und Pauline tief blicken in die auf Fotos und in Super-8-Filmchen oberflächlich glücklich wirkenden und doch sehr komplizierten Familienstrukturen. Der Film wird so zu einer oft schonungslosen Bilanz von Karriere und Privatleben, Therapien und Drogen, ständigen Selbstzweifeln, einer gespaltenen Persönlichkeit, Depressionen.
(«Joan Baez – I Am A Noise», USA 2023, 113 Minuten, FSK ab 12, von Miri Navasky, Maeve O’Boyle, Karen O’Connor
«Black Friday for Future»: Sozialkomödie
Paris (dpa) – Vier Jahre nach «Alles außer gewöhnlich» ist das erfolgreiche Regie-Duo Éric Toledano und Olivier Nakache («Ziemlich beste Freunde») mit seinem neuesten Kinofilm «Black Friday for Future» zurück. Ihr Thema ist nun die Ökologie, genauer gesagt: die Rettung des Planeten, den der Mensch durch ungezügelten Konsum zerstört. Bruno (Jonathan Cohen) und Albert (Pio Marmaï) schließen sich einer Gruppe von Klimaaktivisten an, doch sie reagieren offensichtlich sensibler auf Freibier, Chips und auf Kaktus (Noémie Merlant), so der Codename der Anführerin der Gruppe, als auf die Revolution. Um Kaktus zu gefallen, engagieren sich Bruno und Albert immer mehr. «Black Friday for Future» ist die gelungene Kombination aus populärem und politischem Kino. Getreu sich selbst und ihrem Stil, betten die Regisseure große Probleme unserer ultraliberalen Gesellschaft in eine originelle Komödie ein, die ohne Zynismus auskommt. («Black Friday for Future», Frankreich, 2023, 120 Min., FSK ab 12, von Éric Toledano und Olivier Nakache, mit Jonathan Cohen, Pio Marmaï, Noémie Merlant,
«Lola»: Gefährliches Spiel mit einer Zeitmaschine
Berlin (dpa) – Die Geschichte verändern – das tun die beiden Protagonistinnen Thomasina und Martha in der Science-Fiction-Mockumentary «Lola». Mit einer Zeitmaschine können sie Fernseh- und Radio-Sendungen der Zukunft abspielen. Als sie durch Lola von einem Angriff der deutschen Luftwaffe auf England erfahren, läuten die Alarmglocken. Wie können sie die Bevölkerung retten? Kurzerhand zapfen die beiden das Meldesystem an und geben einen warnenden Funkspruch ab. Regisseur Andrew Legge zeichnet mit seinem Schwarz-weiß-Debüt das Bild einer dystopischen Zukunft. Der Indie-Film überzeugt mit den Hauptdarstellerinnen Emma Appleton (Thomasina) und Stefanie Martini (Martha
«Lola», Irland, Großbritannien 2022, 79 Min., FSK ab12, von Andrew Legge, mit Emma Appleton, Stefanie Martini, Rory Fleck-Byrne
«Sterne zum Dessert»: Die Geschichte eines Chef-Pâtissiers
Paris (dpa) – Seit seiner Kindheit hat Yazid einen Traum. Er will backen und ein großer Konditor werden. Daran hindert ihn auch seine schwierige Jugend zwischen Pflegeeltern und Heimen nicht. Entschlossen nimmt er das verrückte Projekt in Angriff, für die größten Pâtissiers Frankreichs zu arbeiten – und der Beste zu werden. «Sterne zum Dessert» ist eine dramatische Sozialkomödie, die auf der wahren Lebensgeschichte von Yazid Ichemrahen basiert, der 2014 «Weltmeister des Eisdesserts» wurde. Der französische Regisseur Sébastien Tulard setzt darin die klassische Geschichte des Aufstiegs eines begabten Outsiders in Szene. Er hat für seinen ersten Langfilm mit Riadh Belaïche als Yazid einen Influencer vor die Kamera geholt. Für den 25-Jährigen, in den sozialen Netzwerken mit Millionen von Followern unter dem Pseudonym Just Riadh bekannt, ist es die erste Titelrolle in einem Spielfilm.
«Sterne zum Dessert», Frankreich 2023, 110 Min., FSK ab 12, von Sébastien Tulard, mit Riadh Belaïche, Loubna Abidar, Pascal Légitimus
Kreativität und Liebe: Ein Film über die Giacomettis
Genf (dpa) – Ellenlange dünne Bronzefiguren sind ein unverkennbares Markenzeichen des Schweizer Bildhauers und Malers Alberto Giacometti (1901-1966). Was seine künstlerische Seele zeitlebens nährte, zeigt die Schweizer Regisseurin Susanna Fanzun in einem Dokumentarfilm. Sie arbeitet darin die große Kreativität der ganzen Familie heraus, und die große Liebe, die Eltern und Geschwister ihr Leben lang zusammenband. Fanzun hat dafür viele Briefe, Dokumente und Weggefährten der Familie aufgespürt, und alle sagen: die Familie war ein Geschenk für alle, die sie kannten. Gütig der Vater, warmherzig die Mutter, ausgelassen die vier Kinder, die sich aus Schulen und Studienzimmern in der Ferne gegenseitig Briefe schrieben, wie sehr sie einander vermissten. Die Liebe zur Heimat, Stampa im Bergell in Graubünden nahe der italienischen Grenze, verloren die Kinder ihr ganzes Leben nicht.
«Die Giacomettis», Schweiz 2023, 100 Min., FSK k.A., von Susanna Fanzun