Bei Hunderten Angestellten lässt sich zwar nur schwer von Personalnot sprechen, doch auf die britische Königsfamilie kommt das nun in den vorderen Reihen zu. König Charles III. (75) fällt kurzfristig wegen einer Klinikbehandlung aus, seine Schwiegertochter Prinzessin Kate (42) nach einer Operation sogar monatelang, und auch ihr Mann, Thronfolger Prinz William (41), tritt wohl kürzer, um sich zwischenzeitlich um die drei Kinder zu kümmern.
Dabei sind deren Kalender meist gut gefüllt, einige Termine werden ausfallen müssen. «Es ist möglich, dass andere Mitglieder der Royal Family nun für die Engagements anderer einspringen, aber das hängt auch an deren Kalendern», sagt Verfassungsrechtler Craig Prescott von der Londoner Universität Royal Holloway. Charles‘ Schwester Prinzessin Anne zum Beispiel habe selbst zahlreiche Termine.
Charles‘ Aufgaben als Staatsoberhaupt
Sollte Charles als Staatsoberhaupt doch länger ausfallen, etwa mehrere Wochen, dann geht Prescott davon aus, dass der Monarch ranghohe Familienmitglieder als Vertreter bestimmt. Die «Counsellors of State» (Staatsräte) könnten dann königliche Aufgaben übernehmen, zum Beispiel Staatsdokumente unterzeichnen, Botschafter treffen oder am Kronrat («Privy Council») teilnehmen. Vorgeschrieben ist, dass mindestens zwei zusammenarbeiten.
«Obwohl der Palast bemüht ist, zu betonen, dass das bei diesem Anlass nicht notwendig sein wird. Aber man weiß es nie, sein Eingriff wird wahrscheinlich eine Vollnarkose erfordern», sagt Prescott im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Übernehmen könnten etwa Charles‘ Frau Königin Camilla (76), sein Sohn William, sein Bruder Prinz Edward (59) und seine Schwester Prinzessin Anne (73).
Auch Charles‘ zweiter Bruder Prinz Andrew (63) und sein zweiter Sohn Prinz Harry (39) stehen grundsätzlich auf der Liste, übernehmen aber keine öffentlichen Aufgaben – sie sind keine «working royals» mehr. Harry hatte sich mit seiner Frau Herzogin Meghan (42) vom Königshaus losgesagt und das Land verlassen; Andrew musste sich wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein zurückziehen. Prescott geht davon aus, dass notfalls Edward und Anne übernehmen würden, vor allem, wenn William bei seiner Frau sei.
Sorge um Prinzessin Kate
Gerade einmal anderthalb Stunden lagen am Mittwochnachmittag zwischen den beiden Mitteilungen aus dem Königshaus. Erst wurde bekannt, dass Kate im Bauchraum operiert wurde. Sie soll bis zu zwei Wochen im Krankenhaus bleiben und wohl erst nach Ostern wieder auftreten. Details wurden mit Verweis auf die Privatsphäre nicht bekannt, es verlautete aber, es handele sich nicht um eine Krebserkrankung.
Kurz darauf verkündete dann der Buckingham-Palast, dass sich auch Charles einer Krankenhausbehandlung unterziehen muss, wegen einer vergrößerten Prostata. Der Ansatz des Palasts sei immer gewesen, dass die Gesundheit der Königsfamilie privat sei, erklärt Prescott. Normalerweise würde eine Stellungnahme veröffentlicht, nachdem jemand ins Krankenhaus eingewiesen wurde.
Bei König Charles handle es sich um einen Routineeingriff und der Monarch versuche, seine Plattform zu nutzen, um das Bewusstsein zu schärfen und andere zu ermutigen, sich ebenfalls untersuchen zu lassen. «Vor allem Männer gehen nur ungern zum Arzt für solche Untersuchungen. In diesem Sinne zeigt der König Führung», sagt Prescott.
Ungewöhnliche Kommunikation für den Palast
«Noch nie gab es zuvor gleich eine zweifache Dosis royaler medizinischer Bekanntmachungen, die uns an die Zerbrechlichkeit des Menschseins erinnert», hieß es in der Boulevardzeitung «Daily Mail». Aber während der König in einem Alter sei, wo man solche Eingriffe erwarten könne, strahle Kate Jugend aus. Sie habe der Königsfamilie den dringend benötigten modernen Schwung gebracht.
Vor der London Clinic, in der Kate behandelt wird, warteten Reporterinnen und Reporter. Polizisten bewachten das Gebäude. Die Zeitung «Times» schrieb, Operationen im Bauchraum könnten schwerwiegend sein, aber Kates gesunder Lebensstil werde bei der Erholung helfen. Sie gilt zum Beispiel als sehr sportlich.
Dass man zwei Wochen im Krankenhaus bleiben müsse, obwohl man die Prinzessin von Wales sei und rund um die Uhr zu Hause versorgt werden könne, deute an, dass es ernst sei, sagte Kommentatorin Jennie Bond dem Fernsehsender Sky News. Bei Charles gehe sie davon aus, dass er schnell wieder zurück sei. Prescott betont, dass auch eine Absage von Terminen nicht bedeutet, dass Treffen gar nicht mehr zustande kämen. Sie könnten auch nachgeholt werden – manchmal dann in anderer Form.