Wenn Robbie Williams auf der Bühne steht, dann hat er seine Fans im Griff. Dass allerdings nicht nur er, sondern auch sein Publikum älter wird, ist dem britischen Popstar schon vor einer Weile aufgefallen. «Als wir etwas jünger waren, da haben sie die Hände oben gelassen», scherzte er bei einem Promotermin zu seinem bislang letzten Album «XXV» in London. «Wenn ich heutzutage sage: „Ich will eure Hände sehen“, dann machen sie das vielleicht noch für die erste Strophe.» Heute wird Robbie Williams 50 Jahre alt, und genau wie seine Fans lässt er es mittlerweile etwas ruhiger angehen.
Zwar gab er 2023 rund 40 Konzerte, aber mit großzügigen Pausen zwischen den Auftritten. Die Zeiten, in denen er gigantische Europa-Tourneen absolvierte und von einem Stadion zum nächsten jettete, sind vorbei. «So etwas ist eine riesige Herausforderung. Üblicherweise lande ich am Ende entweder auf der Intensivstation oder in der Entzugsklinik», sagte er vor einigen Jahren im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. «Ich sage das nur halb im Scherz. Das ist also nichts, was ich noch allzu oft machen möchte.»
Karriere der Superlative
Seitdem er im Teenageralter als jüngstes Bandmitglied mit Take That berühmt wurde, hat der charismatische Sänger aus dem oft verregneten Stoke-on-Trent eine Karriere der Superlative hingelegt. Mit der Boygroup eroberte er die Herzen der Fans, stand aber noch ein wenig im Schatten von Bandleader Gary Barlow. Nach dem Ausstieg wurde er als Solokünstler schnell zum Superstar – mit unzähligen Hitsingles, die längst Popklassiker sind, wie «Angels», «Let Me Entertain You», «Rock DJ» oder «Feel», mit erfolgreichen Ausflügen ins Swing-Genre, mit Auftritten vor Zehntausenden von Menschen oder auf der Showbühne in Las Vegas.
Williams‘ Leben war nicht nur von spektakulären Höhen, sondern auch von einigen Tiefen geprägt, die ihre Spuren hinterlassen haben. Er habe «zu viel zu früh» erlebt, befand der Entertainer mit dem immer noch jugendlichen, schelmischen Grinsen in einer Netflix-Serie über sein Leben. Selbstzweifel, Panikattacken, Alkohol- und Drogenexzesse, Burnout – das waren die Schattenseiten des immensen Erfolgs.
Seine verbalen Angriffe gegen seine Take-That-Kollegen, insbesondere Gary Barlow, sind Williams heute peinlich. Dass er sich oft selbst im Wege stand, ist Williams bewusst. «Ich reiße nicht nur Brücken ein, ich lasse einige Brücken komplett verschwinden», räumte er im November 2023 im dpa-Gespräch ein. «Dann hole ich mir ein Team, das mir dabei hilft, die Brücken wieder aufzubauen, und dann breche ich die Brücken erneut ab. So geht das immer weiter.»
Williams über Chambers: «Wir sind Freunde»
Sowohl mit Take That als auch mit seinem langjährigen kongenialen Songwriting-Partner und musikalischen Leiter Guy Chambers konnte der Sänger die Dinge wieder geraderücken. «Wir haben kurz über die Trennung gesprochen, aber ich weiß nicht mehr, wie das lief», scherzt Williams über die Versöhnung mit Chambers, von dem er sich 2002 getrennt hatte. Die Sache sei mittlerweile abgehakt. «Wir sind Freunde, wir schreiben zusammen.»
Mit Blick auf Take That äußert sich Robbie Williams dankbar. Die zeitweilige Rückkehr zur Band bezeichnet er als «lebenswichtigen Schritt» auf dem Weg dahin, mit sich ins Reine zu kommen. «Ich war voller Wut, Verbitterung, Ärger und Frustration», sagt der einstige Rebell der Boyband. «Und das alles bin ich losgeworden, das wurde begraben.» Es habe ihm zudem gutgetan, sich auf der Bühne neben seinen vier Kollegen «verstecken» zu können. Gut möglich, dass er sich Take That irgendwann erneut anschließt. «Sie sind meine Brüder. Ich liebe sie wirklich.»
Lange galt Williams, der sich bei Instagram gern leicht bekleidet zeigt, als Frauenheld. Beziehungen mit den Sängerinnen Nicole Appleton (All Saints), Geri Halliwell und Melanie Chisholm (beide Spice Girls) hielten nicht lang, auch weil die öffentliche Aufmerksamkeit zu groß war. Heute ist sein Privatleben stabil. Mit Ehefrau Ayda Field (44) ist der Brite seit 2006 liiert und seit 2010 verheiratet. Er lernte die US-Amerikanerin zu einer Zeit kennen, als es ihm psychisch nicht so gut ging. Sie stand zu ihm und gilt als sein Fels in der Brandung. Das Paar hat vier Kinder und lebt in Los Angeles relativ unbehelligt von der britischen Boulevardpresse, die Williams früher auf Schritt und Tritt verfolgte.
Clubpräsident von Port Vale
Kurz vor seinem Geburtstag wurde dem leidenschaftlichen Fußballfan eine besondere Ehre zuteil. Der englische Drittligist Port Vale, Williams‘ Herzensverein, ernannte ihn zum Clubpräsidenten. «Ich bin sehr stolz, euer Präsident zu sein», verkündete Williams. «Behandelt mich kein bisschen anders. Das ist alles, worum ich euch bitte.» Gerüchte über eine mögliche Übernahme dementierte Port Vale.
Mit Blick auf seinen 50. Geburtstag äußerte Williams die Hoffnung, «dass ich viele der Dinge, die mir nicht guttun, endlich hinter mir lassen kann». Das sei aber nicht so leicht, räumte er scherzhaft ein. «Damit sich etwas ändert, muss man sich selbst ändern. Und ich bin etwas faul, wenn es darum geht, mich um meine eigene psychische Gesundheit zu kümmern.»
Im kommenden Sommer wird Robbie Williams in der britischen Hauptstadt London im berühmten Hyde Park wieder eines seiner gigantischen Konzerte geben – und vermutlich gespannt beobachten, wie lange beim Publikum die Hände oben bleiben.