Zum Filme schauen hat Wolfgang Puck in den Wochen vor der Oscar-Gala absolut keine Zeit. Er habe nur «Oppenheimer» gesehen, räumt der Star-Koch augenzwinkernd ein. Doch am Sonntag wird der gebürtige Österreicher bei den 96. Academy Awards auf die gesamte Hollywood-Prominenz treffen. Puck tischt zum 30. Mal nach der Oscar-Gala für die rund 1600 Gäste beim Governors Ball auf.
Mit einem Team von über 100 Köchen und Helfern wirbelte er am Donnerstag (Ortszeit) durch die provisorische Küche, die eigens neben dem Dolby Ballsaal eingerichtet wurde.
Gelassen erzählt der Hollywood-Kärntner, dass sie bei dem Gourmet-Gelage 30 Gerichte reichen: warme Happen wie edle Mini-Burger oder veganes Süßkartoffel-Pavé, kalte Delikatessen wie spanischen Edelschinken oder Wildlachsstreifen – in Form der Oscar-Trophäe zurechtgeschnitten und mit Kaviar auf Kräckern serviert.
Viel Vegetarisches steht auf der Speisekarte, aber auch jede Menge Fleisch. «Alle sind nach der Show hungrig und essen sehr viel Fleisch.» Ein teurer Leckerbissen ist Wagyu-Beef. Von dem Edelrindfleisch aus Japan stehen 55 Kilogramm auf der langen Einkaufsliste.
Hühnerragout für die Stars
Auch das Traditionsgericht Chicken Pot Pie darf nicht fehlen. Das mit Trüffeln veredelte Hühnerragout im Teig sei ein Renner, verrät der 74-Jährige über die Vorlieben der Stars. Barbra Streisand habe ihn einmal vorgewarnt, dass sie bei den Oscars dabei sei und sich dieses Gericht wünsche. Gelegentlich gehe er auf Sonderwünsche ein – für Martin Scorsese ein spezielles Pasta-Gericht, für Oscar-Preisträger Ang Lee Fisch asiatisch.
Puck hat in Hollywood eine Traumkarriere hingelegt. Um dem strengen Stiefvater im ländlichen Österreich zu entkommen, war er mit 14 Jahren als Küchenjunge aus dem Elternhaus gegangen, lernte später in Frankreich sein Handwerk und fasste mit 24 Jahren in Los Angeles Fuß. Dort stieg er zum Star-Koch auf und stellte mit neuen Ideen die kalifornische Küche auf den Kopf. Er betreibt weltweit Dutzende Restaurants, darunter das bekannte «Spago» in Beverly Hills.
Natürlich gab es auch Küchenpannen. Gleich die erste Verköstigung der Oscar-Gäste vor 30 Jahren war eine Herausforderung. Damals habe er auf einem Parkplatz neben dem Shrine Auditorium gekocht – bei Regen und Wind. Das Gas sei ständig ausgegangen, als er Trüffel-Risotto mit gegrillter Hühnerbrust zaubern wollte. Ein anderes Mal sei am Oscar-Sonntag länger der Strom ausgefallen. «Ich habe fast einen Herzanfall gekriegt, doch die Gäste haben am Ende überhaupt nichts gemerkt», grinst Puck.
Jeder bekommt einen Oscar
Von Beginn an ist auch der traditionelle Schokoladen-Oscar dabei. Zehntausende hat er in seiner langen Hollywood-Karriere schon angefertigt. «Jeder bekommt einen Oscar von uns», sagt er stolz. 3500 süße Trostpreise wurden diesmal mit essbarem Gold bestäubt und zum Mitnehmen in kleine Schachteln verpackt.
Er selbst werde von der Film-Akademie für seine langjährigen Dienste wohl keinen Oscar bekommen, witzelt Puck. Aber der Job mache ihm immer noch viel Spaß. Mit 74 Jahren denke er noch lange nicht ans Aufhören. «Vielleicht mache ich noch zehn oder zwanzig Jahre weiter.»