Die grünen Augen waren ihr Markenzeichen. Für die Böll-Verfilmung «Das Brot der frühen Jahre» bekam Vera Tschechowa 1962 den Bundesfilmpreis. Seit den 90er Jahren stand die Schauspielerin lieber hinter als vor der Kamera, porträtierte Filmkollegen wie Katja Riemann, Klaus Maria Brandauer und Michael Ballhaus. Nun ist sie nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 83 Jahren in Berlin gestorben.
Zuschauer kennen sie aus Filmen wie «Zeit der Empfindsamkeit», «Rausch der Verwandlung» oder Fernsehserien. Mit ihrem damaligen Ehemann Vadim Glowna drehte sie in den 80er Jahren den Cannes-Beitrag «Desperado City», die Max-Frisch-Verfilmung «Blaubart» und den Dokumentarspielfilm «Tschechow in meinem Leben» über ihre berühmte russische Familie.
Nach vielen Filmen reichte es ihr: «Irgendwann sind die Drehbücher einfach nicht besser geworden, sondern wesentlich schlechter.» Unter ihrem Niveau wollte sie nicht arbeiten, sie konnte auch ohne Rampenlicht leben.
Ihr Leben
Sowohl ihre Mutter als auch ihre Großmutter waren Schauspielerinnen. Der Dichter Anton Tschechow war ihr Urgroßonkel. Der große Name war auch eine Bürde, für sie ohne Frage. Das hat die Schauspielerin in jungen Jahren angespornt. Irgendwann zwischen 30 und 40 habe sie zu sich gefunden. «Eines Tages war ich dann Vera Tschechowa.»
Ursprünglich wollte sie Bühnenbildnerin werden. Das Schauspielhandwerk lernte sie in Berlin und München. Die Leinwandkarriere begann 1956 mit «Witwer mit fünf Töchtern», einem typischen Film der Wirtschaftswunderzeit. Vera Tschechowa war eine der Schönheiten der jungen Bundesrepublik, ihr Gesicht wie gemacht für Autogrammkarten.
In diese Ära fällt auch eine Begegnung mit Elvis Presley. Die junge Tschechowa wurde mal zu einem Fototermin mit Elvis geholt, als dieser als US-Soldat in Bad Nauheim stationiert war. Viel später gab es dann noch eine Begegnung mit dem «King»: Als Tschechowa in München Theater spielte, hörte sie, dass ein einziger Mann die ganze Vorstellung gekauft habe. Und so saß Elvis im Saal, die Füße auf der Lehne und ohne ein Wort zu verstehen, wie Tschechowa amüsiert berichten konnte. Presleys Werben hat sie widerstanden.
Mehrere Jahrzehnte war sie mit dem Unternehmer Peter Paschek verheiratet, ihr Sohn Nikolaus Glowna ist Filmkomponist. In ihrem Leben sei es immer schön gewesen, sagte die Schauspielerin einmal. In dem Zusammenhang nannte sie Beispiele aus der Familie: Der sterbende Anton Tschechow, der sich von seiner Frau ein Glas Champagner gewünscht habe. Oder die kranke Großmutter, die kaum mehr nippen konnte, und ein Glas Wein wollte. Kurz bevor sie starb, habe sie noch gesagt: «Das Leben ist schön». Das fand Vera Tschechowa wunderbar.