Eine Verfilmung seines Romans «Der Planet der Affen» hielt der Autor Pierre Boulle anfangs für völlig ausgeschlossen. «Affen spielen zu lassen, wäre absolut grotesk», befand der Franzose in den 1960er-Jahren in einem Interview. «Es bestand die Gefahr, dass es ins Lächerliche abrutschen würde.» Doch der Franzose täuschte sich.
Als 1968 der Film ins Kino kam, waren die Menschen begeistert. Die Geschichte über Menschen und intelligente Affen wurde Grundlage für eine vielteilige Saga. Nun kommt erneut ein Film ins Kino. «Der Planet der Affen – New Kingdom» ist der vierte Teil einer Neuauflage der Science-Fiction-Reihe und wird von Millionen Fans schon sehnsüchtig erwartet.
Zunächst ein Rückblick: Im letzten Abenteuer «Survival» waren die Affen in einen erbitterten Kampf mit der militärischen Spezialtruppe Alpha-Omega verwickelt, angeführt von dem skrupellosen Colonel McCullough (Woody Harrelson). Der weise Schimpanse Caesar (Andy Serkis) träumt von einer friedlichen Co-Existenz von Menschen und verschiedenen Affen, doch vergeblich. Am Ende stirbt er als Held und lässt sein Volk untröstlich zurück.
Neue Welt ohne Menschen
Der neue Film, der vor allem in Australien gedreht wurde, spielt Jahrzehnte später. Die Menschen spielen kaum mehr eine Rolle, seit sie durch ein Virus die Fähigkeit des Sprechens verloren haben. Wie Tiere hausen sie in der Wildnis. Auch die Schimpansen leben zurückgezogen tief im Dschungel. Sprechen können sie noch, aber das Lesen und andere Fertigkeiten haben sie verlernt. Ihr Dasein ist friedlich, bis eine brutale Gorillahorde die Siedlung überfällt, niederbrennt und alle verschleppt.
Nur der junge Affe Noa (Owen Teague) entgeht ihnen. Wütend und erschüttert beschließt er, sein Volk zu befreien. Eine lebensgefährliche Reise beginnt, die sein bisheriges Denken auf den Kopf stellt und ihn mit Dingen konfrontiert, die er bis dahin nicht kannte. Menschen zum Beispiel wie das geheimnisvolle Mädchen Mae (Freya Allan), das ihn hartnäckig verfolgt. Ohne den uralten Orang Utan Raka (Peter Macon) wäre Noa wohl verloren. Raka kannte noch den legendären Caesar und vermittelt Noa dessen Weisheiten, vor allem diesen einen Satz: «Affen töten keine Affen».
Opulentes Kinoerlebnis
Lohnt sich der Film? Auf jeden Fall – und unbedingt auf großer Leinwand im Kino. Wer sich den 138 Minuten langen Streifen fürs heimische Sofakino aufheben will, verpasst das Beste. «Maze Runner»-Regisseur Wes Ball setzt auf opulente Optik, fantastische Effekte und eine großartige Technik. Allein die verfallenen Städte, die sich die Natur nach dem Verschwinden der Menschen zurückerobert und in üppige Urwälder verwandelt hat, sind sehenswert. Und es gibt nette Kleinigkeiten, etwa als Raka dem unwissenden Noa erklären will, was Bücher sind: «eine altmodische Art, Ideen zu speichern».
Wie schon die ersten drei Teile wurde auch dieser Film mit dem Motion-Capture-Verfahren gedreht, bei dem echte Schauspieler als Affen agieren und dann mithilfe digitaler Technik im Film als Tiere erscheinen. Als Berater fungierte Andy Serkis, der die Mimik, den Gang und das ganze Auftreten von Caesar in den ersten drei Teilen perfekt beherrscht hatte. «Andy hat uns geholfen, die anatomischen Unterschiede zwischen den Körpern von Menschen und den spezifischen Affenarten zu verstehen, die wir spielten», sagte Owen Teague.
Immer wieder baut Ball Anklänge an die alten Filme ein, die bis Mitte der 1970er-Jahre entstanden. So etwa, als die Gorillas Jagd auf die Menschen machen, die wie eine Tierherde an einer Wasserstelle trinken, und sie durch meterhohes Gras treiben, um sie am Ende mit Schleppnetzen zu fangen.
Doch trotz der hervorragenden Schauspieler und der epischen Bilder hat der Film auch ein paar Schwächen. Vor allem zu Beginn schleppt sich die Geschichte dahin und nimmt erst langsam an Fahrt auf. Auch das Ende lässt einige Fragen offen.
Coming-of-Age unter grausamen Bedingungen
Thematisch bewegt sich das Abenteuer vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene. Ball zeigt eine klassische Coming-of-Age-Geschichte: Der junge Noa, der von seinem Vater nicht ernst genommen wird, sich dann aber unter härtesten Umständen beweisen muss, um daran zu wachsen. Interessant und zwiespältig ist die Figur des Gorilla-Anführers Proximus. Er hat die weisen Lehren des verstorbenen Caesar für seine Zwecke umgedeutet und lässt sich wie ein römischer Kaiser von seinen Untertanen bejubeln – als Proximus Caesar, der nächste Caesar, der aber nicht mit Güte und Weisheit regiert, sondern Größenwahn, Machtgier und Grausamkeit in sich vereint, um sein Ziel einer besseren Welt für die Affen zu erreichen.
Der erste Film von 1968 mit Charlton Heston hatte noch ganz klar eine politische Botschaft, wie auch Becca Wilson bestätigt, Tochter des damaligen Co-Drehbuchautors Michael Wilson. In der Dokumentation «“Planet der Affen“, Meilenstein der Science-Fiction» spricht sie über die Beweggründe ihres Vaters: «In „Planet der Affen“ wollte er Rassismus und alle Formen von Vorurteilen auf indirekte Weise allegorisch aufzeigen».
Die Geschichte dürfte nach «New Kingdom» weitergehen. Die Schlusssequenz macht klar: Das Potenzial künftiger Konflikte und Abenteuer rund um Affen und Menschen auf einem Planeten ist noch lange nicht ausgeschöpft.