Regisseur Wim Wenders kommt mit seiner Frau Donata zur Verleihung des Deutschen Filmpreises nach Berlin. Sein Film «Anselm» ist in der Kategorie «Bester Dokumentarfilm» nominiert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Welcher Film gewinnt die Goldene Lola? Wird das Drama «Sterben» die Auszeichnung für den besten Spielfilm mit nach Hause nehmen oder doch der Multiversen-Thriller «Die Theorie von Allem»? Mit dem Deutschen Filmpreis wird heute Abend in Berlin eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche verliehen.

Bereits ausgezeichnet während der laufenden Verleihung wurde Schauspieler Simon Morzé. Er hat den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller gewonnen. Der Österreicher erhielt die Auszeichnung für seine Rolle im Historienfilm «Der Fuchs». Darin spielt er einen österreichischen Soldaten namens Franz, der im Zweiten Weltkrieg einen jungen Fuchs aufzieht.

Die Regisseurin Ayşe Polat erhielt für ihren Politthriller «Im toten Winkel» einen Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch. Polat nahm die Auszeichnung in Berlin entgegen und widmete den Preis «allen Frauen, die mutig für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen.» «Im toten Winkel» dreht sich um die Schwierigkeiten einer Crew, die im Nordosten der Türkei einen Dokumentarfilm drehen will und dabei beobachtet wird. Es kommt zu sonderbaren Zwischenfällen.

Durch den Abend führt ein Moderationsensemble, zu dem unter anderem Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer («Tatort») und Schauspieler Jürgen Vogel («Caveman») gehören. Das Erste überträgt die Verleihung um 19.30 Uhr live in der Mediathek und um 22.20 Uhr im linearen Fernsehen.

Gute Laune auf dem roten Teppich

Melles und Wittgenstein

Ferres mit Tochter

Alexandra Maria Lara/Florian Gallenberger

Roth: «Kunst ist ein Zugang zur Humanität»

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises die Kunst in Krisenzeiten als Zugang zur Menschlichkeit bezeichnet. «Wir feiern nicht, um zu vergessen, sondern weil wir wissen: Kunst ist ein Zugang zur Humanität», sagte Roth in Berlin. Sie sei vor allem ein Weg, «im Fühlen, Schauen, Hören uns ergreifen zu lassen und zu begreifen, was uns als Menschen ausmacht.»

Roth erinnerte an den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, an die von der Hamas entführten israelischen Geiseln, das Leid der Bevölkerung im Gazastreifen, den zum Tode verurteilten iranischen Rapper Tumadsch Salehi und die Lage im Sudan.

«Ich glaube niemand, niemand hier bleibt unberührt vom Elend der Gewalt, von der Verunsicherung, von der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft, den massiven Bedrohungen, denen die Demokratie und auch die Kultur ausgesetzt sind», sagte Roth. Doch in keiner Sekunde, in der gefeiert werde, würden die anderen vergessen werden. «So können und sollen wir feiern, denn wir feiern den Film, seine künstlerische, seine erzählerische, seine gesellschaftliche Kraft.»

Lehren aus Berlinale-Abschlussgala?

Regisseur Florian Gallenberger und Schauspielerin Alexandra Maria Lara leiten zusammen die Deutsche Filmakademie, die den Filmpreis vergibt. Auf die Frage, ob man für die Verleihung auch Lehren aus der Debatte rund um die umstrittene Berlinale-Abschlussgala ziehen könne, sagte Gallenberger: «Mein großer Wunsch und meine große Hoffnung ist es, dass wir uns am 3. Mai ganz auf die Filmpreise und deren Verleihung konzentrieren können, und diesen anderen sehr wichtigen Themen den richtigen Raum geben, um sie zu diskutieren, aber das ist nicht am Abend des Filmpreises.»

Während der Abschlussgala der Berlinale im Februar war der Nahostkonflikt von Mitgliedern aus Jurys sowie Preisträgerinnen und Preisträgern einseitig thematisiert worden. In Statements war etwa die Rede von Apartheid im Kontext der Situation in den von Israel besetzten Gebieten und von Genozid (Völkermord) mit Blick auf das Vorgehen der Armee in Gaza.

«Es werden Leute Preise erhalten, sie werden danach ans Mikrofon gehen und werden Dankesreden halten», sagte Gallenberger. «Was sie in diesen Dankesreden sagen, wird nicht überprüft, soll nicht überprüft werden, liegt in der freien Entscheidung der Preisträger. Wenn jemand dabei ist, der sich politisch äußern möchte, dann wird er oder sie das tun. Das Schwierige ist, dass diese Themen kontrovers sind, auch unter den Mitgliedern der Akademie. Ich hoffe wirklich sehr, dass wir nicht in eine Situation kommen, in der diese Konflikte, die unser Leben sowieso im Augenblick überschatten, auch diesen Abend überschatten.»

Auszeichnungen in insgesamt 19 Kategorien

Ähnlich wie bei den Oscars in den USA stimmen auch in Deutschland die mehr als 2200 Mitglieder der Filmakademie über die Gewinnerinnen und Gewinner ab. Insgesamt werden Preise in 19 Kategorien vergeben, darunter Schauspielleistungen und Regie. «Die Theorie von Allem» kommt auf sechs Nominierungen, «Der Fuchs» auf fünf.

Die Preise und Nominierungen sind mit insgesamt rund drei Millionen Euro an öffentlichen Geldern dotiert. Das Geld stammt aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Roth. 2023 hatte das Drama «Das Lehrerzimmer» von Ilker Çatak über einen Konflikt an einer Schule die Goldene Lola gewonnen, später wurde der Film für einen Oscar nominiert.